2024-03-27T14:08:28.225Z

Interview
Trainer Stefan Müller hat den SV Schlebusch im Sommer zum Aufstieg und im Herbst in die Spitzengruppe der Landesliga geführt. -  Foto: Uli Herhaus
Trainer Stefan Müller hat den SV Schlebusch im Sommer zum Aufstieg und im Herbst in die Spitzengruppe der Landesliga geführt. - Foto: Uli Herhaus

„Das ist eine coole Momentaufnahme“

Der Schlebuscher Coach Stefan Müller über die starke Hinrunde seines Teams, die Konkurrenz und die Ambitionen

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Stefan Müller (36) ist seit Sommer 2013 Chefcoach des Landesligisten SV Schlebusch. Zuvor war er dort sieben Jahre lang als Co-Trainer tätig. Seine Spielerkarriere begann ebenfalls beim SVS, ehe Müller von der C- bis zur A-Jugend für Bayer 04 spielte. Der Rückkehr nach Schlebusch folgte nach zwei Kreuzbandrissen bereits mit 20 Jahren das Ende der Spielerkarriere - Wolfram Käpfmpf hat mit ihm gesprochen

Herr Müller, nach 16 Spielen belegt Ihr Schlebuscher Team in der Fußball-Landesliga den dritten Rang. Platz eins ist drei Zähler entfernt, die Abstiegsränge 18 Zähler. Wäre es nicht allmählich an der Zeit, das Saisonziel Klassenerhalt gegen das Ziel Aufstieg zu tauschen?
Stefan Müller: Ich glaube, wir können nicht ohne Stolz behaupten, dass wir das Thema Abstiegskampf hinter uns gelassen haben. Wir müssten ja schon fast jedes der ausstehenden Spiele verlieren, um noch unten reinzurutschen. Sorgen machen wir uns also nicht mehr. Den dritten Platz sehe ich aber weiterhin einfach nur als verdammt coole Momentaufnahme. Ich sage also nicht: Wir müssen jetzt Erster oder Zweiter werden.

Was spricht denn gegen einen Durchmarsch in die Mittelrheinliga?
Stefan Müller: Zunächst mal sehe ich in Spitzenreiter SSV Merten und dessen Verfolger FC Pesch zwei Klubs, die über bessere Spieler und größere finanzielle Möglichkeiten verfügen als wir. Merten hat auch eine andere jüngere Vergangenheit und andere Ambitionen. Pesch hat von der Verpflichtung von Coach Ali Meybodi profitiert. Er hat richtig gute Spieler mitgebracht und für eine neue Qualität gesorgt. Von meinen Jungs verfügt hingegen kaum einer über Landesliga-Erfahrung. Wir müssen also erst einmal beweisen, dass wir konstant Leistung bringen können. Ich erinnere nur daran, dass viele erfolgreiche Spiele bis zu einem gewissen Zeitpunkt eng waren und durchaus in die andere Richtung hätten kippen können.

Welche Akteure haben sich denn als die Säulen Ihres Teams herauskristallisiert?
Stefan Müller: Da könnte ich jetzt 14 Mann aufzählen. Es ist ja gerade unsere große Stärke, einen homogenen Kader zu besitzen. Wir sind so erfolgreich, weil wir als Team so gut sind. Das belegt meines Erachtens auch die Tatsache, dass kein Ligarivale weniger Gegentreffer hat hinnehmen müssen. Natürlich sticht Maik Maier mit seinen 19 Treffern heraus, aber auch er muss erst einmal die nötigen Vorlagen bekommen.

Haben Sie denn bei seiner Verpflichtung mit so einem durchschlagenden Erfolg gerechnet?
Stefan Müller: Wir wussten, dass Maik viel Potenzial mitbringt. Aber dass es nach 16 Spielen 19 Tore sind, hat uns alle überrascht. Im Sommer haben wir noch geflachst, dass zehn bis 15 Tore – wohlgemerkt am Saisonende – top wären. Sein Erfolg ist selbstverständlich ein großes Geschenk für die Mannschaft.

Wie lange dürfen Ihre Spieler denn jetzt pausieren?
Stefan Müller: Am 22. Januar steigen wir in die Vorbereitung ein. Bis dahin stehen Hallenturniere in Derschlag und beim SSV Alkenrath an. Bei letzterem Turnier sind wir Titelverteidiger. Den Jungs steht es allerdings frei, ob sie in der Halle mitspielen. In der Regel sind die meisten aber heiß auf den Hallenkick und einige haben das Spiel unterm Dach auch richtig gut drauf.

Was denken Sie über das Schicksal des VfL Leverkusen? Der Klub hat arge finanzielle Sorgen und in der Landesliga noch nicht einen Punkt geholt.
Stefan Müller: Ja, der VfL wird wohl absteigen. Die sportliche Lage ist aussichtslos. Ich hoffe aber, dass das Team die Rückrunde zu Ende spielen kann und sich mit Anstand verabschiedet. Das Schicksal des Vereins lässt mich nicht kalt. Bis vor einigen Jahren war der VfL noch das hiesige Aushängeschild in Sachen Amateurfußball. Jetzt büßt man offenbar für Versäumnisse in der Vergangenheit im Umgang mit Geld. Das alles schadet natürlich dem Ruf dieses Klubs. Das ist auch bitter, weil Sportvereine auch eine soziale Verantwortung haben. Uns eint schließlich alle das Ziel, die Kinder von der Straße zu holen. Ich bin froh, dass in Schlebusch sehr bodenständig gearbeitet und umsichtig mit Geldern umgegangen wird.

Angesichts der sportlichen Lage des VfL sieht es so aus, als würde es für Ihren SV Schlebusch künftig kein Ligaspiel mehr mit Derby-Charakter geben. Bedauern Sie das?
Stefan Müller: Schade ist es schon, aber vielleicht steigt ja der FC Leverkusen auf. Dann gäbe es auch in der nächsten Saison ein Derby für uns.


Aufrufe: 027.12.2016, 08:00 Uhr
Leverkusener Anzeiger/Wolfram KämpfAutor