2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview
Mit Leib und Seele dem Futsal verschrieben: Christian Wölfelschneider.	Foto: Volker Buch
Mit Leib und Seele dem Futsal verschrieben: Christian Wölfelschneider. Foto: Volker Buch

,,Das Interesse bei der Jugend wecken"

Bretzenheimer Futsal-Trainer über seinen Sport und dessen Probleme

Mainz. Christian Wölfelschneider ist leidenschaftlicher Futsal-Kicker. Sogar bei der Studenten-WM 2016 lief er für Deutschland auf. Im AZ-Interview spricht der 27-jährige Futsal-Trainer der TSG Bretzenheim über die Wachstumssportart, die problematischen Hallenverhältnisse und das Potenzial, das in Deutschland schlummert.

Herr Wölfelschneider, Sie sind schon lange im Futsal sehr engagiert und spielen mit der TSG Bretzenheim in der Hessenliga. Können Sie den Unterschied zwischen normalem Hallenfußball und Futsal genauer erklären?

Futsal ist ein sehr schnell gespielter Sport, der sich hauptsächlich durch den Ball, der nicht so hoch abspringt wie ein normaler Fußball, unterscheidet. Das Tempo und die Handlungsschnelligkeit sind bei einem Futsalspiel viel höher als bei einer Großfeldpartie. Und ich bin als Torwart stärker in das Spiel involviert, was mir natürlich viel Spaß bereitet. Generell ist Futsal ein schneller Handlungsablauf zwischen zwei Teams, wobei Spielverständnis der Spieler gefragt ist.

Futsal ist in Südamerika ziemlich populär, aber auch schon in Ländern wie Spanien, Ungarn oder Russland. Wie sehen Sie den momentanen Stellenwert von Futsal hierzulande? Und was stört die Entwicklung einer Sportart in einem so sportbegeisterten Land wie Deutschland?

Es gibt schon jetzt viele Futsal-Begeisterte auf der Welt. Man muss auch in Deutschland das Interesse vor allem bei der Jugend wecken, da das Potenzial auf jeden Fall vorhanden ist. Meiner Meinung nach wird aber speziell in Rheinland-Pfalz noch viel zu wenig für die Förderung getan, was man auch daran sieht, dass die TSG Bretzenheim die einzige eigenständige Futsal-Abteilung im Südwesten besitzt und wir in Hessen am regelmäßigen Spielbetrieb teilnehmen müssen.

Wo sehen Sie denn noch Nachteile, die Deutschland im Vergleich zu den großen Futsal-Nationen hat?

Ich nehme immer sehr gerne den Vergleich mit Brasilien, wo der normale Fußball und Futsal von der Jugend an eng beieinanderliegen und man sich erst später entscheidet, welche Sportart man ausüben will. Dass man derzeit in Deutschland ausschließlich Futsal spielt, ist schwer vorstellbar, da der Reiz in der Jugend noch nicht so gegeben ist und es keine überregionale Futsal-Bundesliga gibt. Zudem haben wir ein riesiges Problem mit den Hallenzeiten, da wir als ambitionierte Mannschaft keine angemessene Zeit bekommen, in der wir trainieren könnten. Ich werde oft von Futsal-Interessierten angesprochen, die auch gerne mal an einem Training teilnehmen würden aber der uns zur Verfügung stehende Termin am Samstagmorgen um 10 Uhr ist kein besonders geeigneter, weil wir samstags auch unsere Spieltage in der Hessenliga haben. Und eine andere Trainingszeit bekommen wir derzeit nicht.

Also sehen Sie das Hauptproblem vor allem in Rheinland-Pfalz in den nicht vorhandenen Hallenkapazitäten?

Bei der Studenten-WM in Brasilien haben wir zum Beispiel gegen die Russen gespielt, die fünfmal die Woche trainieren und mit Futsal Geld verdienen. So viel auf einmal wollen wir gar nicht, aber wenn die beste deutsche Mannschaft, momentan die Hamburg Panthers, froh sein kann, wenn sie nur zweimal pro Woche trainieren kann, dann ist das ein überregionales Problem und nicht nur eines in Rheinland-Pfalz.

Müsste der DFB Ihrem Empfinden nach da mehr eingreifen?

Der DFB hat sich Futsal schon seit Längerem auf die Fahne geschrieben, unterstützt die Vereine jedoch noch viel zu wenig. Es gibt zwar schon seit einiger Zeit die Futsal-Nationalmannschaft, doch durch den nicht regelmäßigen Spielbetrieb sind die Auswahlkriterien schwierig, was wieder dahin zurückführt, dass sich im Regionalbereich etwas tun muss. Die Spitze wird nur besser, wenn in der Breite gearbeitet wird.

Was muss Ihrer Meinung nach passieren, damit Futsal in Deutschland nachhaltiger gelehrt wird?

Die Voraussetzung für Nachhaltigkeit ist Wissensvermittlung. Man muss anfangen, das Futsal-Wissen in Deutschland zu teilen und eigenständige Trainer-Ausbildungen anzubieten. Wenn mich jemand fragt, ob ich nicht mal einen Futsal-Kurs in der Schule oder bei einer Fußballmannschaft halten könnte, wäre ich der Letzte, der nein sagen würde, da ich mich über jeden neuen Futsalfan freue. Wenn man das Interesse und die Präsenz regional steigert, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Futsal nachhaltig verbreitet und Deutschland auch in der Weltspitze mitmischen kann.

Das Interview führte Lukas Helbach.


Erster Bretzenheimer Futsal-Cup

Die TSG Bretzenheim veranstaltet am Sonntag in der Laubenheimer Sporthalle am Ried seinen ersten Futsal-Cup- Insgesamt acht Mannschaften spielen um den Turniersieg. In der ersten Gruppe treffen die Gastgeber auf die Futsal Adler Eschborn, den VfR Kaiserslautern und Español Offenbach. Die zweite Mannschaft der TSG bekommt es in der zweiten Staffel mit dem FSV Bretzenheim, Futsal America Latina aus Frankfurt und dem TuS Hornau zu tun. Die Vorrunde beginnt um 11 Uhr. Das Finale ist gegen 17 Uhr vorgesehen. Der Eintritt ist frei.

Aufrufe: 019.1.2017, 15:00 Uhr
Lukas HelbachAutor