2024-04-25T10:27:22.981Z

Ligabericht
Freude pur: Die Wittlaerer stürmen in den Aufstiegsshirts zu Kapitän und Torwart Kai Gröger (blauer Dress). F: Michael  Mietz
Freude pur: Die Wittlaerer stürmen in den Aufstiegsshirts zu Kapitän und Torwart Kai Gröger (blauer Dress). F: Michael Mietz

Das Husarenstück gemeistert

Der TV Kalkum-Wittlaer steigt in die Oberliga auf. Die Freude ist riesengroß.

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Der erste Griff in den braunen Pappkarton erfolgte knapp fünf Minuten vor dem Abpfiff. Giuseppe Montalto zog behutsam die ersten Shirts mit der Aufschrift „Ein Dorf, ein Team, ein Ziel“ hervor und verteilte sie an die Auswechselspieler. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass der Landesligist TV Kalkum-Wittlaer den Sprung in die Oberliga schaffen wird. Letztlich siegten die Düsseldorfer knapp mit 1:0 beim SC Velbert und bewältigten damit das schier utopische Husarenstück des Durchmarsches.

Bei bestem Wetter und reichlich Sonnenschein hatten sich knapp 1300 Zuschauer im Stadion von Böttinger eingefunden. In der Überzahl waren die Gastgeber aus Velbert allerdings höchsten marginal. Denn auch der Wittlaerer Anhang hatte sich in großen Schaaren auf den Weg zum letzten Saisonspiel gemacht – und durfte am Ende den Aufstieg bejubeln. „Wir haben das geschafft, was niemand für möglich gehalten hat“, bekräftigte Montalto nach dem Abpfiff. „Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir aufsteigen können, hätte ich denjenigen ausgelacht.“

So weit ist es nicht gekommen. Gute Laune hatte der Coach dennoch. Verständlicherweise, schließlich hat Montalto den TV Kalkum-Wittlaer in vier Jahren von der Bezirksliga in die Oberliga geführt. Auf die schon etwas glanzvollere Bühne des hin und wieder auch durchaus ernst genommenen Amateurfußballs. Die Glaubwürdigkeit steht dennoch schon seit einiger Zeit zur Debatte. Denn auch in den unteren Ligen wird der Sport immer mehr zur Geldsache. „Wir werden in der nächsten Saison aber ganz sicher nicht keine großen Ausgaben tätigen“, hatte Montalto schon im Vorfeld der Begegnung gesagt.

Das war in den vergangenen Jahren schon nicht seine Art. „Aber ganz davon abgesehen, besitzen wir in Wittlaer nicht die großen finanziellen Mittel“, erläuterte er. Allerdings sind auch die Spielräume des SC Velberts höchstens unwesentlich größer. Besonders deswegen war die Konstellation vor dem heutigen – und letzten – Spieltag ein wenig außergewöhnlich. „Dass wir am Ende so weit oben gestanden haben, war sicherlich eine Überraschung“, konstatierte Velberts Übungsleiter Ralf vom Dorp. Und erst recht, dass die Wittlaerer als Tabellenführer ins Saisonfinale gehen konnten.

Die Ausgangssituation der Düsseldorfer war aber komfortabel. Selbst ein Punktgewinn hätte für den ersten Oberliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte gereicht. „Dennoch war es nicht das Ziel, auf ein Unentschieden zu spielen“, erklärte Montalto. Sicherlich eine vernünftige Maßnahme, obwohl die Velberter Offensivbemühungen heute über lange Zeit nur Stückwerk geblieben sind. „Es hat immer der letzte Pass gefehlt“, resümierte vom Dorp. Insgesamt stand die Wittlaerer Hintermannschaft aber erneut sicher und ließ im Grunde nur wenig Gefahr zu. Auch wenn Coach Montalto seinen Schützlingen ausreichend Nervosität unterstellte. „Vor dem Spiel habe ich eigentlich gar nichts gespürt. Aber dann konnte man wirklich sehen, wie die Nerven geflattert sind“, bekundete er.

Als bleierne Last entpuppte sich diese Tatsache jedoch nicht. Ein wenig zur Beruhigung trug sicherlich auch der 1:0-Führungstreffer von Christian Schuh kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit zu. Einen langen Ball von Sebastian Brunnen nahm der Angreifer mit der Brust an und drückte ihn an Velberts Schlussmann Peter-Richard Garweg vorbei über die Linie. Weniger abgeklärt vergab Schuh dann nach dem Seitenwechsel die große Chance zur Vorentscheidung, als er nach einer scharfen Hereingabe von Daniel Müller deutlich das Tor verfehlte. „In der Situation war es wohl zu einfach“, scherzte er nachher.

Die Niederlage und damit auch die verpasste Chance auf die Relegationsspiele – der SC West kämpft in der kommenden Wochen mit den Tabellenzweiten der anderen beiden Landesligen um einen verbleibenden Platz in der Oberliga – nahm SCV-Coach vom Dorp aber sportlich gelassen. „Es sollte diesmal nicht so sein, aber wir werden nächstes Jahr wieder angreifen. Jetzt verabschieden wir uns erst einmal nach Mallorca“, erklärte er mit ein wenig Galgenhumor. Auch die Wittlaerer gehen im nächsten Wochenende auf Mannschaftstour nach Willingen. Die perfekte Kulisse, um den Aufstieg noch einmal gebührend zu feiern.

Aufrufe: 07.6.2015, 18:30 Uhr
Tobias DinkelborgAutor