2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinstreue

Das Herz schlägt für Grün-Weiß

GENERATION ASCHEPLATZ (2) Manfred Heiland hat bei der SG Bustedt viele Höhen und Tiefen erlebt

Bünde. Als Tabellenführer der Kreisliga B, Gruppe 2, ist die SG Grün-Weiß Bustedt derzeit auf dem besten Weg zurück in die Kreisliga A. Seit vielen Jahrzehnten ist Manfred Heiland als Spieler, Funktionär, Betreuer und treuer Anhänger dem Traditionsverein aus dem Bünder Süden verbunden und auch heute noch bei nahezu jedem Spiel seines Klubs dabei.

In zahlreichen grünen Ordnern hat Manfred Heiland die Geschichte der SG Bustedt mit vielen Fotos und Zeitungsausschnitten feinsäuberlich festgehalten. Wimpel, T-Shirts sowie Schals an den Wänden sind weitere Zeugen einer bewegten Vergangenheit des Vereins, dem Heiland seit 65 Jahren die Treue hält.
1937 in Ostpreußen geboren, kam Manfred Heiland im Februar 1946 nach Bünde und landete mit seiner Familie zunächst am Gutsgelände bei Bauer Höke im Oberholz. Schnell spielte der Fußball im Leben des Jungen eine ganz wichtige Rolle. „Wir haben auf der Straßenecke „Im Winkel“ bei der Villa Nehl und der Familie Freese, deren Vater Gründer und Vorsitzender im Verein war, immer mit einem alten Ball gekickt“, erinnert sich der 78-Jährige. Auf Autoverkehr mussten die Kinder in der Zeit noch nicht achten, die noch nicht abgeholten leeren Milchkannen dienten als Torpfosten. Auch am Sonntag ging es oft zum Fußball. „Da haben wir dann das eine oder andere Mal in der Kirche gefehlt“, schmunzelt Heiland.
1950 trat der damals 13-Jährige in die SG Bustedt ein, die fünf Jahre zuvor gegründet worden war. Die Fahrten zu den Auswärtsspielen waren für die jungen Kicker ein echtes Erlebnis. „Ich kann mich noch an eine Fahrt nach Herringhausen erinnern. Da sind wir auf der Ladefläche eines dreirädrigen Lieferwagens der Kohlenhandlung Ellersiek mitgefahren. Auf der steil ansteigenden Birkenstraße mussten wir aussteigen und schieben, weil wir bei der Winterglätte nicht hinaufgekommen wären.“
Gespielt wurde bei jedem Wetter, doch an eine warme Dusche nach der Partie war nicht zu denken. „Es gab eine Zinkwanne mit Wasser, so dass wir uns wenigstens ein bisschen waschen konnten. Wenn wir in Bruchmühlen gespielt haben, sind wir zum Waschen in den Bach gegangen“, blickt der gelernte Tischler zurück. „Dennoch möchte ich diese Zeit nicht missen, wir hatten eine gute Gemeinschaft und haben als Mannschaft zusammengehalten. Die Duelle mit den Mannschaften aus Bünde, Ennigloh, Südlengern, Hunnebrock oder Eilshausen waren stets hart umkämpft. Vor allem Eilshausen hatte eine richtig gute Truppe.“
Zur Mannschaft gehörte auch der spätere langjährige Fernsehjournalist Eitel Riefenstahl, zu dem Heiland noch heute Kontakt hält und der noch immer Mitglied bei der SG ist. „Wir erinnern uns noch gerne an diese Zeit zurück, die von einer starken Gemeinschaft geprägt und sportlich sehr erfolgreich war. Vor allem an den mittlerweile leider verstorbenen Stürmer Gerd Korpus erinnern wir uns noch gerne zurück. Der hatte einen unglaublichen Schuss und war ein echter Torjäger.“
Zu den Höhepunkten zählte ein Freundschaftsspiel 1954 gegen die Jugendmannschaft von RW Essen, das die Bustedter völlig überraschend mit 3:2 gewannen. „Die Mannschaften aus dem Ruhrgebiet sind damals über Land gefahren und haben Freundschaftsspiele gegen die Jungs vom Dorf bestritten. Bei den Essenern kickte damals auch der jüngere Bruder von Helmut Rahn mit. Jeder Spieler von uns musste einen Essener Akteur zum Nächtigen mit nach Hause nehmen“, erinnert sich Heiland.

Schöne Erinnerungen: Bilder vom Spiel der Jugendmannschaft der SG Bustedt gegen RW Essen aus dem Jahr 1954.
Mit 18 Jahren rückte Heiland in die erste Mannschaft der SG auf, die damals in der 2. Kreisklasse spielte. Zunächst übernahm er die Position des Rechtsverteidigers, doch nach einer Verletzung beorderte der Trainer Heiland in den Angriff. „Ich habe dann in einem Spiel in Falkendiek aus drei Flanken drei Tore gemacht und war von da an Mittelstürmer. Mein Idol zu der Zeit war Uwe Seeler, dessen kämpferischer Einsatz mir immer imponiert hat“, hegte Heiland große Sympathien für das Idol des HSV, obwohl er seit seiner Kindheit Anhänger von Schalke 04 ist.
In der Saison 1959/60 feierte die SG Bustedt die erste Meisterschaft nach der Neugründung. Trainer Jupp Jakowiak brachte dabei das Kunststück fertig, nicht nur die SG, sondern auch den SV Lippinghausen zu trainieren und dort ebenfalls den Meistertitel zu holen – eine in der heutigen Zeit unvorstellbare Randnotiz.
Neben seiner aktiven Karriere kümmerte sich Heiland erfolgreich um die Jugend und die 1965 gegründete Altherren-Abteilung des Vereins. So gewann die von ihm trainierte Jugendmannschaft 1964 das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft gegen GW Pödinghausen. Zuvor hatte der Verein sieben Jahre lang keine Jugendmannschaft stellen können.
Mit 38 Jahren hing Heiland die Fußballschuhe Mitte der 70er Jahre an den Nagel und zog sich kurz darauf aus privaten Gründen für einige Jahre aus dem Vereinsleben zurück.
Ein Treffen ehemaliger Aktiver 1994 war dann die Initialzündung für einen Neuanfang bei der SG. Später übernahm Heiland auf Anfrage des damaligen Managers Udo Niederbremer den Betreuerposten bei der 1. Mannschaft und erlebte die erfolgreichen Jahre bis zum Aufstieg in die Landesliga mit. Ehemalige Profis wie Dirk Konerding, Günter Breitzke, Heiko Bonan oder Dirk van der Ven waren für Bustedt am Ball und sorgten für kuriose Anekdoten. So musste Heiland für den an Diabetes leidenden Dirk van der Ven während der Spiele immer Würfelzucker in der Tasche haben. Günter Breitzke kam zu seinem ersten Spiel für die SG im Winter mit dem Zug angereist, musste jedoch erst einmal mit einer warmen Jacke versorgt werden.

Sorgfältiger Archivar: Die Zeitungsberichte über die Spiele seiner SG Bustedt hat Manfred Heiland in zahlreichen grünen Ordnern gesammelt.
Einen besonderen Platz in den Erinnerungen nimmt Mike Schürmann, ehemals Zweitligaprofi von Arminia Bielefeld, ein. „Er war der Beste von allen“, schwärmt Heiland von den Fähigkeiten des Mittelfeldspielers und hält ein Foto von Schürmann im Bustedter Trikot in der Hand.
Für den Verein ging es aus der Landesliga in den folgenden Jahren wieder zurück in die Kreisliga B, zudem belasteten erhebliche Probleme finanzieller und organisatorischer Art den Neubau des Sportlerheims, dessen Fertigstellung mehrere Jahre auf sich warten ließ. „Da haben sich mehrere Leute im Verein gesagt ’Wir machen das Ding jetzt fertig.’ Vor allem Claus Rohde hat unglaublich viel gearbeitet, so dass es ein echtes Schmuckstück geworden ist“, betont Heiland, der auch dem jetzigen Vorsitzenden Thorsten Täte dankbar für dessen Einsatz ist. „Ohne Thorsten wäre das alles nicht möglich gewesen. Ihn und seinem Vorstandsteam wünsche ich weiterhin viel Erfolg.“
Die Heimspiele verfolgt der 78-Jährige von seinem angestammten Platz auf einer Bank vor der Fensterfront des Vereinsheims. „Da haben wir unsere feste Gruppe und fachsimpeln in gemütlicher Runde über das Spiel.“ Die Frage, ob ein Vereinswechsel für ihn einmal in Frage gekommen sei, ist schnell beantwortet. „Dieser Gedanke wäre mir nie in den Sinn gekommen. Wir hatten l eine Phase, in der uns drei Spieler untreu geworden und nach Südlengern gewechselt sind. Die sind aber alle wieder reumütig zurückgekehrt. Ich selber habe nie daran gedacht“, betont Heiland, dessen Engagement für die SG auf ehrenamtlicher Basis erfolgte. „Ich habe als Betreuer eine Jacke und einen Trainingsanzug bekommen, doch von Geld war nie die Rede.“
Aufrufe: 030.4.2015, 11:11 Uhr
Björn Kenter (Text und Fotos)Autor