2024-05-10T08:19:16.237Z

Halle
Das halbe Dorf war da: Mehr als 800 Fans waren in zehn Bussen aus Hartenholm nach Kiel gereist und feuerten ihre Mannschaft unablässig an. Fotos: Schmuck
Das halbe Dorf war da: Mehr als 800 Fans waren in zehn Bussen aus Hartenholm nach Kiel gereist und feuerten ihre Mannschaft unablässig an. Fotos: Schmuck

Das Hartenholmer Fußball-Märchen

Schleswig-Holstein-Ligist gewinnt bei der ersten Teilnahme gleich das Hallenmasters in Kiel und wird von mehr als 800 Fans euphorisch gefeiert

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Er kauerte auf dem Boden, die Knie dicht an den Körper gezogen und das Gesicht in den Händen verborgen. Er wollte allein sein, seine Gefühle verarbeiten. Nicht ganz leicht, wenn von allen Seiten Gratulanten heranstürmen, an ihm zerren und feiern wollen. Es dauerte, bis Aaron Meyerfeldt, Fußballer beim Schleswig-Holstein-Ligisten TuS Hartenholm, sich berappelt hatte und im Jubel-Knäuel aus Mitspielern, Betreuern und Fans verschwand.

,,Hätte mir das vorher jemand erzählt - ich hätte ihn für komplett verrückt erklärt", sagte der 20-Jährige und deutete stolz auf sein Trikot mit dem Aufdruck ,,Lotto-Masters - 10.1.2015." Das Shirt sollte demnächst um den Schriftzug ,,Lotto-Masters-Sieger" ergänzt werden. Meyerfeldt und sein Team schrieben in der Kieler Arena Geschichte, sicherten sich mit einem 2:1 im Finale gegen den Regionalligisten VfB Lübeck den Titel und 5000 Euro Siegprämie.




Mehr als 800 Fans, die aus der etwa 1700 Einwohner zählenden Gemeinde in zehn Bussen angereist waren, sorgten für Gänsehaut-Momente in der mit 8600 Zuschauern ausverkauften Halle.,,Ich war jetzt 16 Mal bei diesem Turnier dabei, aber so was habe ich noch nicht gesehen", befand SHFV-Präsident Hans-Ludwig Meyer und meinte das Spektakel der Fans des Überraschungs-Siegers. Sprechchöre, eigens angefertigte T-Shirts, Pappen in rot, weiß und blau zum Hochhalten - die Hartenholmer Anhänger boten das komplette Programm. ,,Diese Euphorie hat uns bis ins Finale katapultiert", sagte Trainer Jörg Schwarzer.

Nach dem 0:2 gegen Titelverteidiger ETSV Weiche zum Auftakt gab es ein 3:0 gegen Eutin und ein 1:1 gegen Neumünster - das reichte zu Gruppenplatz zwei und den Einzug ins Halbfinale. Dort lagen die Hartenholmer gegen Holstein Kiel bis 70 Sekunden vor Schluss 0:1 hinten, ehe Martin Genz und Christian Jaacks die Partie drehten.

Und der Wahnsinn ging weiter. Im Endspiel gegen Lübeck schossen die Dezibel-Werte in beängstigende Höhen. Das 1:0 von Aaron Meyerfeldt glich Lübecks Marcello Meyer per Neunmeter aus, Sekunden vor Schluss traf wieder Christian Jaacks zum 2:1 für Hartenholm - die Halle bebte, die Gefühle explodierten.

,,Dieses Turnier ist kaum noch zu toppen", stellte Hans-Ludwig-Meyer zufrieden fest. Deutschlands größtes Hallen-Fußballturnier für Amateure wird immer professioneller - Begleiterscheinungen wie Klatschpappen und Animation sind dabei durchaus verzichtbar. Doch der ,,Budenzauber" lebt vom Auftreten der Außenseiter und ihrer Fan-Gruppen. Auch Eutin 08 hatte etwa 600 Anhänger mobilisiert, die trotz des frühen Ausscheidens ihrer Mannschaft Stimmung machten. ,,Ein Supererlebnis. Wir freuen uns, dass wir dabei sein durften", sagte Trainer Hans-Friedrich Brunner.
Aufrufe: 012.1.2015, 07:00 Uhr
SHZ / Ulrich SchröderAutor