2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview

Das FuPa-Interview mit Langens Trainer Timo Franke

Der Coach des Bezirksligisten macht sich Sorgen um die Anzahl der Schiedsrichter im Verein - In Zukunft könnten seiner Mannschaft pro Saison bis zu sieben Punkte abgezogen werden.

LANGEN. Die Fußballer des TV Langen zeigten in der Hinrunde viel Licht, aber auch viel Schatten. Nach dem mäßigen Auftakt folgte für das Team von Trainer Timo Franke eine Erfolgsserie mit acht Siegen und einem Remis. Doch vier Wochen vor der Winterpause kam erneut ein kleiner Einbruch. Franke hofft, dass seine Mannschaft die letzten zwölf Spiele etwas konstanter ist. Mit Blick in die Zukunft braucht der Verein mehr Schiedsrichter, ansonsten dürften der ersten Herrenmannschaft nach dem Beschluss des Niedersächsischen Fußball- Verbandes (NFV) jedes Jahr bis zu sieben Punkte abgezogen werden.

Herr Franke, Sie starten am 5. März mit einem Heimspiel gegen den TSV Wiepenkathen in die Rückrunde. Wie zufrieden sind Sie nach diversen Hallenturnieren mit dem Fortschritt auf dem Feld?

Der Fortschritt auf dem Feld lässt noch etwas zu wünschen übrig, da durch die Witterungsbe-dingungen kein reibungsloser Trainingsablauf möglich ist. Somit wurde unser bisher einziges Testspiel bei TuSpo Surheide auch prompt mit 3:1 verloren. Leider waren wir in dem Spiel personell arg gebeutelt weshalb einige Spieler auf fremden Positionen spielen mussten und dadurch die Automatismen nicht so griffen wie gewünscht.

Sie spielen am 14. Februar noch gegen Geestland und am 26. Februar noch beim TSV Abbehausen, bevor es wieder ernst wird. Worauf wird es im ersten Pflichtspiel ankommen?

Im ersten Pflichtspiel möchte man natürlich gut aus den Startlöchern kommen, mit dem TSV Wiepenkathen kommt eine Mannschaft zu uns die sehr schwer zu bespielen ist. Seit unserer Bezirksligazugehörigkeit lautet die Bilanz: 2-1-2 bei 10:10 Toren. Wir müssen die offensiven Spreckels, Gurski und Berkholz in den Griff bekommen und uns auf unsere spielerischen Stärken besinnen, da sehe ich uns leicht im Vorteil, wobei Wiepenkathen Vorteile in der Robustheit und Zweikampfstärke hat. In den Testspielen wollen wir nach Möglichkeit noch ein paar Sachen einstudieren, leider ist zu befürchten, dass das Spiel gegen Geestland auch der Witterung zum Opfer fallen wird.

Am vergangenen Sonnabend musste das Testspiel in Speckenbüttel auf dem Kunstrasenplatz der Leher TS gegen SFL Bremerhaven abgesagt werden. Wie gehen Sie und Ihre Spieler mit den Witterungsverhältnissen der letzten Wochen um?

Grundsätzlich gehen die Jungs da sehr gut mit um. Die meisten sind hier groß geworden und kennen diese Situation schon. Wir versuchen ein abwechslungsreiches Programm anzubieten mit den nötigen Ausdauerläufen, Krafttraining in der Halle auch mal zusammen mit unseren Handballern und in der Soccer-Arena in Langen. Klar ist es auch mal frustrierend, aber im Landkreis Cuxhaven besteht halt noch starker Nachholbedarf, was ganzjährig nutzbare Plätze (Kunstrasen) im Vergleich zu den Nachbarkreisen Wesermarsch, Stade oder der Stadt Bremerhaven angeht.

Was müssen Sie im Rückspiel gegen den TSV besser machen, der das Hinspiel mit 3:1 gewinnen konnte?

Wir müssen in der Defensive sicher stehen, kompakt verteidigen, da die Stärken von Wiepenkathen in der Offensive zu finden sind, wollen wir nach Möglichkeit im Ballbesitz bleiben und versuchen, die sich bietenden Lücken konsequent zu suchen und in Torerfolge umzumünzen. Da brauchen wir noch etwas mehr Gefahr von unseren Mittelfeldspielern, zumal Christian Zimmermann und Sascha Schneider mit Bänderverletzungen auszufallen drohen.

Der Start in die Saison war mit dem 3:1-Auftaktsieg gegen den MTV Bokel und den anschließenden Niederlagen gegen den FC Wanna/Lüdingworth (0:1), ASC Cranz-Estebrügge (0:2) und Drittletzten Wiepenkathen eher bescheiden. Warum?

Wir hatten in der Vorbereitung eine sehr gute Frühform, zum Ende hin sind wir leider in ein Loch gefallen. Gegen Bokel konnten wir das in einem schwachen Spiel noch kaschieren, in Lüdingworth sind wir auf einen Gegner getroffen, der bis in die Haarspitzen motiviert war und unbedingt zum ersten Mal seit unserem gemeinsamen Aufstieg dreifach punkten wollte. Zudem konnten wir den starken Fynn Grastorff im Tor nicht überwinden. Gegen Cranz kann man sicherlich auch mal verlieren, da sie zu den spielstärksten Teams der Liga gehören. Gegen Wiepenkathen war der Spielverlauf sehr unglücklich mit einem Elfmeter und gleichzeitiger Roter Karte für unseren Torhüter Yannik Koch bei dem selbst die Wiepenkathener beim Unparteiischen intervenierten. Wir hatten in jedem der drei Spiele unsere Chancen, nur haben wir leider die Effizienz vermissen lassen. Es ist natürlich trotzdem ärgerlich, dass wir immer den Start der Saison verpatzen. Wir machen uns da viele Gedanken und hoffen dieses Phänomen in Zukunft in den Griff zu bekommen.

Danach haben Sie neun Spiele in Folge (acht Siege, ein Remis) bis zum 6. November 2016 nicht verloren. Was waren die Erfolgsfaktoren?

Gutes Torhüterspiel, eine bärenstarke Defensive und ein Christian Zimmermann, der nach seiner Verletzung sofort seinen Torriecher wiederfand und kaltschnäuzig und treffsicher wie nie einnetzte.

Danach sah es nach einer herausragenden Hinserie aus. Warum kam es mit anschließenden fünf Partien mit drei Niederlagen, einem Remis und nur noch einem 5:0-Sieg gegen den FC Wanna-Lüdingworth zum Einbruch?

Wir standen Defensiv nicht mehr so kompakt wie bei der Siegeserie. Hier machte sich auch der verletzungsbedingte Ausfall von Kevin Steinhöfel bemerkbar, der zuvor überragend die Defensive organisiert hatte. In Ahlerstedt waren wir gegen eine sehr starken Gegner einfach Chancenlos. Merklich geknickt von der derben Pleite und der urlaubsbedingten Abwesenheit von Zimmermann, viel uns das Tore erzielen gegen gut organisierte Immenbecker schwer. Bokel brannte auf Revanche, und wir waren personell etwas gebeutelt. Das letzte Spiel bei Cranz-Estebrügge war ein wahnsinniges hin und her mit dem besseren Ende für Cranz. Die Partie hätte auch anders ausgehen können. Hauptsächlich würde ich die Ursache aber auf den mentalen Bereich reduzieren.

Sie rangieren dennoch nach dem 18. Spieltag auf Platz fünf. Der Abstand zu Tabellenführer SV Ahlerstedt/Ottendorf beträgt zehn Punkte. Was ist in den letzten zwölf Partien noch drin?

Jeder der diesen Sport ausübt, egal in welcher Funktion, ob Spieler, Trainer, Physio oder Betreuer, möchte den maximalen Erfolg. Wir werden also von Spiel zu Spiel zu schauen, mit dem Ziel, jedes Einzelne für sich genommen zu gewinnen, und dann schauen wir am Ende, wo ins die Reise hingeht. Da aus dem Spitzenquintett schon ein paar Mannschaften zweimal gegeneinander gespielt haben, darf sich keiner einen Fehler gegen die gegen den Abstieg kämpfenden Mannschaften erlauben.

Gab es in der Winterpause personelle Veränderungen?

Sascha Schneider vom MTV Bokel hat sich uns angeschlossen, nachdem er beruflich bedingt seinen Lebensmittelpunkt nach Langen verlagert hat. Wir erhoffen uns dadurch noch etwas mehr Durchschlagskraft im Offensivspiel. Leider hat Sascha sich im ersten Testspiel in Surheide nach zwei Minuten eine Bänderverletzung zugezogen. Das war natürlich nicht der Start den er und wir uns gewünscht haben. Abgänge haben wir keine zu verzeichnen.

Wen zählen Sie zu den Topfavoriten im Meisterschaftskampf?

Die SV Ahlerstedt/Ottendorf, den VFL Güldenstern Stade und den ASC Cranz-Estebrügge.

Sie haben mit Ihrer Mannschaft keinen Druck mehr nach unten. Welche vier Teams müssen in die Kreisliga absteigen?

Nach momentanen Stand trifft es ja eh „nur“ drei Teams, da bisher vermutlich nur die sympathischen Jungs von der SG Stinstedt aus der Landesliga in unsere Bezirksliga absteigen müssen. Ich denke für Stotel sieht es sehr düster aus. Wanna/Lüdingworth muss sicherlich auch kämpfen, hat aber mit Sergio Gonzales noch mal für die Defensive nachlegen können. Vor der Saison hätte ich Mulsum/Kutenholz und RW Cuxhaven genannt, doch diese beiden Teams haben mich positiv überrascht. Land Wursten und Altenwalde haben eigentlich genügend Qualität um nicht abzusteigen. Ich mag mich nicht festlegen. Ich wünsche mir, dass es weniger Cuxhavener Mannschaften als Stader trifft, damit wir wieder ein Gleichgewicht in der Liga herstellen können.

Wie sehen Ihre sportlichen Ziele aus?

Ich möchte die Mannschaft weiterentwickeln und nach Möglichkeit mal oben anklopfen. Das ist im unteren Leistungsbereich im Amateursport schon wahnsinnig schwer, da jeder Privatleben, Beruf und Hobby unter einen Hut bringen muss. Wie viele meiner Kollegen wünsche ich mir da sicherlich etwas mehr Ehrgeiz einiger Spieler. Nur wenn die Spieler alles für den Erfolg tun, ist dieser auch möglich.

Was trauen Sie dem TV Langen in den kommenden Jahren zu?

Ich denke wir haben noch ein paar gute Jahre vor uns. Allerdings sind unsere Hauptjahrgänge zwischen 1988 bis 1993. Das bedeutet, dass wir mittlerweile eine der ältesten Mannschaften vom Durchschnitt her in der Liga haben. Wir haben leider länger nicht vom eigenen Nachwuchs profitieren können, bzw. hatten da ein Vakuum. In unserer jetzigen U19 sind ein paar interessante Spieler, die mit Geduld und harter Trainingsarbeit sicherlich in Zukunft eine Rolle spielen können und müssen. Zudem müssen wir in Zukunft wohl damit leben, dass uns in der ersten Herrenmannschaft Punkte abgezogen werden, da der Verein nicht genügend Schiedsrichter stellen kann. Im schlimmsten Fall wären das im Moment sieben Punkte. Dieser Beschluss vom NFV steht und trifft uns wohl ab der neuen Saison ziemlich hart. Wir haben da schon viele Gespräche geführt, aber jeder Spieler der vielleicht mal Interesse an der Schiedsrichterei hat, fehlt dann den ohnehin nicht stark besetzten Mannschaften. Das ist ein Teufelskreis. Somit müssen wir mit dem Punktabzug leben, denn Mannschaften opfern, indem wir sie abmelden und dadurch Menschen daran hindern ihren Lieblingssport auszuüben, wollen wir nicht.

Aufrufe: 013.2.2017, 10:09 Uhr
Fupa Cuxhaven / Volker SchmidtAutor