„Wir können einer Supersaison noch die Krone aufsetzen“, hatte Trainer Herbert Heidenreich im Stadionheft vor dem Relegations-Hinspiel geschrieben. Um allerdings binnen zwei Jahren aus der Bezirks- bis in die Bayernliga durchzumarschieren, benötigt Kornburg nun schon ein kleines Fußballwunder: Am Mittwochabend unterlag der Landesliga-Zweite dem Bayernliga-15. mit 0:2 (0:1). Im Rückspiel am Samstag um 18 Uhr muss Kornburg beim ASV Burglengenfeld nun mindestens drei Tore erzielen, um entweder gegen den TSV Bogen oder Fortuna Regensburg den Aufsteiger auszumachen. Mittwochs besiegte Bogen Regensburg im Hinspiel mit 1:0.
Kornburg startete ohne Respekt in die Partie gegen den klassenhöheren Gegner, der immerhin die wahrscheinlich größte Relegationserfahrung der Republik besitzt: Zweimal waren die Burglengenfelder seit 2012 mit vier Siegen aus vier Relegationsspielen aufgestiegen, zunächst i n d ie Landes, dann in die Bayernliga. „Wir wollen die Partie trotzdem so angehen, wie immer schon in dieser Saison: Wir schauen nur auf uns“, sagte Kornburgs Coach Heidenreich, für den der Modus mit Hin- und Rückspiel nichts Neues ist: Selbst schaffte es Heidenreich 1976/77 mit Borussia Mönchengladbach bis ins Endspiel des Europapokals der Landesmeister.
Die Taktik, ein Relegationsspiel bestmöglich zu genießen, ging zunächst auf, gegen tief stehende Gäste zielte Pawel Kowal mit der ersten Kornburger Chance nur knapp vorbei (11.). Im Gegenzug aber konnte sich Burglengenfeld erstmals überhaupt aus der eigenen Hälfte befreien – und traf mit dem ersten Schuss aufs Heimtor: Ibrahim Hezer ließ Arthur Ockert im Kornburger Tor mit einem Flachschuss keine Chance.
Kornburg reagierte etwas irritiert, verlor kurz das Selbstbewusstsein. Das brachte die Gäste ins Spiel, die der spielerischen Unterlegenheit ansonsten Zweikampfhärte entgegensetzten. Zwar hatte Kornburg durchwegs mehr Ballbesitz, die Angreifer, vor allem Szymon Pasko, der in 22 Partien 22 Tore erzielt hatte, hingen aber vollends in der Luft. Kornburg hatte unmittelbar vor der Pause sogar nochmal Glück, als Ockert schon ausgespielt war und Jackson Ruziski die Hereingabe vors leere Tor mit dem Kopf klären konnte.
Nach dem Seitentausch änderte sich wenig – Kornburg kombinierte gefällig durchs Mittelfeld, lief sich aber in den engen Abwehrmaschen Burglengenfelds immer wieder fest. Die Gäste blieben mit Einzelaktionen gefährlich, der starke Matthias Gröger nutzte so eine, als er im Eins-gegen-Eins schneller war als sein Kornburger Gegenspieler, den Ball an Ockert vorbeispitzelte und ins leere Tor zum 0:2 schob (50.).
Doch Kornburg, immer wieder lautstark angetrieben von Herbert Heidenreich, ließ die Köpfe nicht hängen und setzte auf Offensive: Der Trainer brachte mit Michal Nowak den kongenialen, aber häufig verletzten Sturmpartner zu Pasko – beide hatten allein in den vergangenen drei Ligaspielen sechs der zehn Kornburger Treffer erzielt. Doch auch Nowak fand nur einmal den Weg durch die Gästeabwehr – und fiel. Der Pfiff des guten Schiedsrichters Manuel Steigerwald blieb aber aus, was Heidenreich heftig erboste (67.). Erst nach einem Vier-Augen-Gespräch mit Steigerwald beruhigte sich der Heimtrainer wieder.
Die Kräfte ließen auf beiden Seiten nach, immer häufiger verzettelten sich nun auch die Kornburger in Zweikämpfen – und hatten wieder Glück, als Artur Dutt nach einem Ellbogenschlag in die Magengrube von Mark Seibert nur Gelb sah (72.). Kornburg lief die Zeit davon, Burglengenfeld stand weiter sicher in der Defensive. Als Szymon Pasko doch noch die perfekte Flanke serviert bekam, traf er statt zum 1:2 den Ball nur mit der Schulter – bezeichnend für die Angriffsbemühungen des Landesliga-Vizemeisters an diesem Tag.
„Ich war trotzdem zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft“, sagte Herbert Heidenreich, „wir hatten gefühlt über siebzig Prozent Ballbesitz und einen klaren Elfmeter, den wir nicht bekommen haben.“ Den Mut hat der Coach ebenfalls nicht verloren, „wir sind auswärts sowieso stärker als zu Hause.“ Dann rief der Trainer seine Spieler noch einmal zusammen: „Es ist noch nicht vorbei, Jungs, wir müssen dran glauben“, rief er in die enttäuschten, abgekämpften Gesichter, die gerade das verloren geglaubte Gefühl einer Niederlage neu durchlebten. „Wir fahren da jetzt hin und schießen in 90 Minuten zwei Tore.“ So einfach ist Fußball manchmal. Und doch so schwer.