2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der TSV Kornburg (in Rot) dominierte das erste Rele­gationsspiel gegen den ASV Burglengenfeld, geht nun aber trotzdem mit einer denkbar ungünsti­gen Ausgangssituation ins Rückspiel. F: Weigert
Der TSV Kornburg (in Rot) dominierte das erste Rele­gationsspiel gegen den ASV Burglengenfeld, geht nun aber trotzdem mit einer denkbar ungünsti­gen Ausgangssituation ins Rückspiel. F: Weigert

Das fast schon vergessene Gefühl einer Niederlage

Nach acht Monaten verliert der TSV Kornburg wieder ein Spiel, nach dem 0:2 im Relegations-Hinspiel benötigen sie jetzt ein Wunder

Der TSV Kornburg benötigt ein kleines Fußballwunder, um noch in die Bayern­liga aufzusteigen. Im Hinspiel der ers­ten von zwei Relegationsrunden ge­gen den Bayernligisten ASV Burglen­genfeld unterlag die Mannschaft von Ex-Clubstürmer Herbert Heidenreich am Mittwochabend vor 620 Zuschauern mit 0:2 (0:1).
Wie sich das anfühlt zu verlieren, das weiß beim TSV Kornburg eigent­lich niemand mehr so genau. Seit 19. September 2015 ist der Landesliga-Aufsteiger ungeschlagen, er ist die bes­te Rückrundenmannschaft der Liga, seit 22 Spielen ohne Niederlage und hat mit 89 Trefern die meisten Tore aller Mannschaften erzielt. Neben Borussia Dortmund ist der TSV Korn­burg wahrscheinlich der beste Tabel­lenzweite der Fußballgeschichte.

„Wir können einer Supersaison noch die Krone aufsetzen“, hatte Trai­ner Herbert Heidenreich im Stadion­heft vor dem Relegations-Hinspiel ge­schrieben. Um allerdings binnen zwei Jahren aus der Bezirks- bis in die Bay­ernliga durchzumarschieren, benötigt Kornburg nun schon ein kleines Fuß­ballwunder: Am Mittwochabend unterlag der Landesliga-Zweite dem Bayernli­ga-15. mit 0:2 (0:1). Im Rückspiel am Samstag um 18 Uhr muss Kornburg beim ASV Burglengenfeld nun mindes­tens drei Tore erzielen, um entweder gegen den TSV Bogen oder Fortuna Regensburg den Aufsteiger auszuma­chen. Mittwochs besiegte Bogen Regens­burg im Hinspiel mit 1:0.

Kornburg startete ohne Respekt in die Partie gegen den klassenhöheren Gegner, der immerhin die wahrschein­lich größte Relegationserfahrung der Republik besitzt: Zweimal waren die Burglengenfelder seit 2012 mit vier Siegen aus vier Relegationsspielen auf­gestiegen, zunächst i n d ie Landes­, dann in die Bayernliga. „Wir wollen die Partie trotzdem so angehen, wie immer schon in dieser Saison: Wir schauen nur auf uns“, sagte Korn­burgs Coach Heidenreich, für den der Modus mit Hin- und Rückspiel nichts Neues ist: Selbst schaffte es Heiden­reich 1976/77 mit Borussia Mönchen­gladbach bis ins Endspiel des Europa­pokals der Landesmeister.

Die Taktik, ein Relegationsspiel bestmöglich zu genießen, ging zu­nächst auf, gegen tief stehende Gäste zielte Pawel Kowal mit der ersten Kornburger Chance nur knapp vorbei (11.). Im Gegenzug aber konnte sich Burglengenfeld erstmals überhaupt aus der eigenen Hälfte befreien – und traf mit dem ersten Schuss aufs Heim­tor: Ibrahim Hezer ließ Arthur Ockert im Kornburger Tor mit einem Flach­schuss keine Chance.

Umstrittene Entscheidungen

Kornburg reagierte etwas irritiert, verlor kurz das Selbstbewusstsein. Das brachte die Gäste ins Spiel, die der spielerischen Unterlegenheit an­sonsten Zweikampfhärte entgegen­setzten. Zwar hatte Kornburg durch­wegs mehr Ballbesitz, die Angreifer, vor allem Szymon Pasko, der in 22 Par­tien 22 Tore erzielt hatte, hingen aber vollends in der Luft. Kornburg hatte unmittelbar vor der Pause sogar noch­mal Glück, als Ockert schon ausge­spielt war und Jackson Ruziski die Hereingabe vors leere Tor mit dem Kopf klären konnte.

Nach dem Seitentausch änderte sich wenig – Kornburg kombinierte ge­fällig durchs Mittelfeld, lief sich aber in den engen Abwehrmaschen Bur­glengenfelds immer wieder fest. Die Gäste blieben mit Einzelaktionen ge­fährlich, der starke Matthias Gröger nutzte so eine, als er im Eins-gegen-Eins schneller war als sein Kornbur­ger Gegenspieler, den Ball an Ockert vorbeispitzelte und ins leere Tor zum 0:2 schob (50.).

Doch Kornburg, immer wieder laut­stark angetrieben von Herbert Heiden­reich, ließ die Köpfe nicht hängen und setzte auf Offensive: Der Trainer brachte mit Michal Nowak den konge­nialen, aber häufig verletzten Sturm­partner zu Pasko – beide hatten allein in den vergangenen drei Ligaspielen sechs der zehn Kornburger Treffer erzielt. Doch auch Nowak fand nur einmal den Weg durch die Gästeab­wehr – und fiel. Der Pfiff des guten Schiedsrichters Manuel Steigerwald blieb aber aus, was Heidenreich heftig erboste (67.). Erst nach einem Vier-Augen-Gespräch mit Steigerwald be­ruhigte sich der Heimtrainer wieder.

Die Kräfte ließen auf beiden Seiten nach, immer häufiger verzettelten sich nun auch die Kornburger in Zwei­kämpfen – und hatten wieder Glück, als Artur Dutt nach einem Ellbogen­schlag in die Magengrube von Mark Seibert nur Gelb sah (72.). Kornburg lief die Zeit davon, Burglengenfeld stand weiter sicher in der Defensive. Als Szymon Pasko doch noch die per­fekte Flanke serviert bekam, traf er statt zum 1:2 den Ball nur mit der Schulter – bezeichnend für die Angriffsbemühungen des Landesliga-Vizemeisters an diesem Tag.

Hoffen auf die Auswärtsstärke

„Ich war trotzdem zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft“, sag­te Herbert Heidenreich, „wir hatten gefühlt über siebzig Prozent Ballbe­sitz und einen klaren Elfmeter, den wir nicht bekommen haben.“ Den Mut hat der Coach ebenfalls nicht ver­loren, „wir sind auswärts sowieso stär­ker als zu Hause.“ Dann rief der Trainer seine Spieler noch einmal zusammen: „Es ist noch nicht vorbei, Jungs, wir müssen dran glauben“, rief er in die enttäuschten, abgekämpften Gesichter, die gerade das verloren geglaubte Gefühl einer Niederlage neu durchlebten. „Wir fah­ren da jetzt hin und schießen in 90 Minuten zwei Tore.“ So einfach ist Fußball manchmal. Und doch so schwer.

Aufrufe: 027.5.2016, 06:03 Uhr
Christoph Benesch Autor