2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
F: Wolf
F: Wolf

Das Ende aller Pokerspiele

Ein FuPa-Kommentar von Sven Bock

Die Auswüchse der immer absurderen Ablösesummen und Millionen-Gehälter im Profifußball machen sich mehr und mehr auch im Amateurbereich bemerkbar. Die Vereine sollten aber den Gehaltspoker der Freizeitkicker nicht mitmachen. Ein Kommentar von Sven Bock.
Zum Ende der Saison 2015/16 hat in der Niederlausitz eine Nachricht eingeschlagen wie eine Bombe: Die SG Blau-Weiß Klein Gaglow, eines der stärkeren Teams des Kreises, spielt künftig freiwillig zwei Ligen tiefer in der 1. Kreisklasse. Aber nicht aus sportlichen Gründen, wie Abteilungsleiter Ralf Thümmler erklärte: "Es war all die Jahre der gleiche Mist. In der Sommerpause wurde getan und gemacht, um die Spieler bei Laune zu halten. Doch jetzt haben wir dem Pokerspiel der Spieler ein Ende bereitet. Und siehe da, schon gab es Abmeldungen, die wir uns in unserer Personalnot überhaupt nicht leisten können." Bei den Aussagen sollten eigentlich bei vielen Vereinen in den Brandenburger Fußballkreisen die Alarmsignale schrillen.

Von den Profis bekommen es die Amateurkicker vorgemacht: Spieler wie Paul Pogba, der bei der EM eher durch seine extravaganten Haarfrisuren anstatt seiner sportlichen Leistung auffiel, wechseln für astronomische Summen von mehr als 100 Millionen Euro die Trikots. Oder Julian Draxler fällt nach einer Saison plötzlich auf, dass der VfL Wolfsburg zwar pünktlich das Millionen-Gehalt überweist, aber auch nach einer Meisterschaft noch nicht automatisch zu den Top-Adressen im europäischen Fußball gehört.

Die Auswüchse dieser Pokerspiele haben sich in den letzten Jahren bis in die unteren Spielklassen ausgebreitet. Bei festgeschriebenen Ablösesummen werden immer öfter die Hände von Spielern aufgehalten, um die private Haushaltskasse mit seinem Hobby noch ein bisschen aufzustocken. Ab einer bestimmten Liga und entsprechend hohem Aufwand für Training und Spiele ist das sicher gerechtfertigt. Aber selbst in der Verbands- oder Landesliga wird nach wie vor Fußball in der Freizeit gespielt.

Das mühsam zusammengesammelte Sponsorengeld wandert direkt weiter in die neuesten und buntesten Fußballschuhe oder das frisch herausgekommene trendige Basecap. Dabei vergessen leider viele Kicker, welchen Aufwand die Vereine eigentlich betreiben müssen, damit die Töppen am Wochenende spazieren getragen werden können. Trikots müssen gewaschen, der Platz gemäht und abgekreidet, die Schiedsrichter bezahlt und die Kabinen sauber gemacht werden.

Und das zumeist von Ehrenamtlichen, die diese Arbeiten ebenfalls in ihrer Freizeit erledigen – und kein Geld dafür bekommen. Aber sie machen es gerne und über Jahre, um ihren Verein zu unterstützen.

Noch dazu hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass auf anfangs großen finanziellen Mitteln aufgebaute Erfolge nie langfristig anhielten. Versiegte die Geldquelle, ging es genauso schnell bergab, wie vorher bergauf. Für eine nachhaltige Entwicklung des Vereins wäre das Pokergeld deswegen wesentlich besser aufgehoben in der Nachwuchsabteilung statt im Portmonee der Spieler.
Aufrufe: 024.8.2016, 14:30 Uhr
Sven BockAutor