2024-05-08T14:46:11.570Z

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F: Dirk Staubesand
F: Dirk Staubesand

Das denkt das Grenzland über den Videobeweis

Aktuell viel diskutiertes Thema: Das denken Protagonisten aus dem Kreis Viersen

Die Einführung technischer Hilfsmittel im Fußball wird nach einigen stittigen Entscheidungen am Wochenende aktuell wieder stark diskutiert. Das denken Verantwortliche aus dem Amateurfußball im Grenzland über diese Frage.

Chiquinho: Der Trainer des Landesligisten Union Nettetal verfügt über Erfahrung als Profi, dennoch ist er kein bedingungsloser Verfechter der Einführung technischer Hilfsmittel. "Es ist schwierig da eine Entscheidung zu treffen, denn die Spielqualität darf nicht unter zu häufigen Spielunterbrechungen leiden." Allgemein sieht er die Diskussion um Referees eher kritisch, denn schließlich "sind sie ja auch nur Menschen. Die ewige Debatte um die Schiedsrichter ist nicht gut für die Liga". Um spielentscheidende Fehler dennoch zu vermeiden, favorisiert Chiquinho daher eine andere Lösung: "Meiner Meinung nach sollte in der Bundesliga jeweils ein Schiedsrichter hinter dem Tor stehen - so wie in der Champions League, da funktioniert es ja auch."

Markus Steffens: Der Trainer des Bezirksligisten TSF Bracht ist zwar nicht gänzlich gegen den Einsatz von technischen Hilfsmitteln im Fußball, eine Einführung des Video-Beweises befürwortet er dennoch nicht: "Die Torkamera finde ich gut, aber mehr auch nicht. Man muss dem Fußball auch das Menschliche lassen. Durch solche Maßnahmen gäbe es zu große Unterbrechungen, die insgesamt dem Spielfluss schaden würden. Meiner Meinung nach stellt das einen zu drastischen Eingriff in den Fußball dar." Außerdem sieht er den Spaß, am Stammtisch über die Spiele des letzten Wochenendes zu plaudern und zu diskutieren, durch eine zu starke Technisierung gefährdet: "Wenn Schiedsrichter im Endeffekt überflüssig werden, ist das einfach zu viel für den Fußball."

Nando di Buduo: Der Stürmer des ASV Süchteln kann zwar verstehen, dass bei den Millionen im Profi-Fußball über ein Videobeweis nachgedacht wird, er selbst findet aber, dass dieser "eher nicht eingeführt" werden sollte. "Dann ist die Originalität einfach nicht mehr gegeben. Fußball lebt von der Emotionalität, den Tatsachenentscheidungen und den Diskussionen." Fehler, so Di Buduo, gleichen sich am Ende einer Saison "eh immer wieder aus". Schlussendlich würden sich die Profiligen nur noch weiter von den Amateuren entfernen. "Mir als Fußball-Nostalgiker würde durch den Videobeweis der Reiz und die Spannung geklaut werden. Außerdem würde man die Fußballspiele, bei Entscheidungen auf den Millimeter genau, viel zu sehr beeinträchtigen."

Janina Küppers: Die torgefährliche Abwehrspielerin des TSV Kaldenkirchen sieht sowohl positive als auch negative Seiten eines möglichen Einsatzes von Videobeweisen. Einerseits kann sie verstehen, dass sich Vereine - gerade wenn es um Millionenbeträge geht - oftmals TV-Bilder gewünscht hätten. Aber es "pfeift halt ein Mensch und keine Maschine, da können Fehler nicht immer zu 100 Prozent vermieden werden". Sie zweifelt auch daran, dass dem Fußball mit einem Videobeweis wirklich geholfen wäre: "Wenn alles immer ganz exakt abläuft, jedes noch so minimale Foul direkt abgepfiffen wird, weiß ich nicht, ob das das Spiel nicht zu sehr beeinflusst." Im Allgemeinen glaubt sie allerdings, dass "es im Fußball zukünftig eh immer mehr Technik geben wird".

Tobias Bruse: Der Spieler des Landesligisten VSF Amern hat definitiv genug von den Fehlentscheidungen im Profifußball. "Ich bin absolut dafür, einen Videobeweise einzuführen", sagt der 24-Jährige. Schließlich gehe es nicht nur um den Gemütszustand Tausender Fans, sondern auch um Millionen von Euro. "Ein einziger falscher Pfiff kann theoretisch die Arbeit einer ganzen Saison zerstören." Das Argument einer zeitlichen Verzögerung wegen des Videobeweises will er nicht gelten lassen, da werde bei so mancher Diskussion auf dem Platz mehr Zeit vertan. Auch den Stammtischen würden die Themen nicht ausgehen. "Wichtig wäre, zunächst ein Konzept für den Videobeweis vorzulegen, damit klar ist, dass alle über dieselben Abläufe diskutieren", sagt Bruse.

Carsten Caldenhoven: Der Trainer des A-Ligisten Rhenania Hinsbeck sieht die aktuelle Entwicklung im Fußball eher kritisch: "Es wird alles immer weiter modernisiert, aber ob das so sinnvoll ist, weiß ich nicht." Seiner Meinung nach lebt das Geschäft ein Stück weit von den Fehlentscheidungen und den daraus resultierenden Konflikten. "Und insgesamt gesehen wird jeder gleichermaßen sowohl bevorzugt als auch benachteiligt." Dabei geht er im Gegensatz zu vielen anderen im Falle der Einführung nicht vom Ende der Debatten aus - im Gegenteil: "Wenn man sich nach jeder strittigen Situation erst mal ein Video anschauen muss, entstehen am Ende sogar viel zu viele Diskussionen." Allgemein müsse man sowieso erstmal eine Lösung finden und diese dann "erneut besprechen".

Aufrufe: 04.11.2015, 13:05 Uhr
RPAutor