2024-04-25T14:35:39.956Z

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Das Dehnen in Frage gestellt – (k)eine neue Diskussion

Der Experte der AOK NORDWEST klärt über Irrtümer und neue Erkenntnisse auf

Als Trainer und Athlet kommt man in keiner Sportart am Thema Dehnen vorbei. Auch wenn es in Fußballerkreisen meist ein lästiges Übel bedeutet und selten beliebtes Programm, so ist es doch regelmäßig Bestandteil des Trainings oder der Wettkampfvorbereitung.

Immer wieder wird aber der Sinn und Zweck des Dehnens in Frage gestellt und es gibt über den Nutzen viele verschiedene Meinungen. „Dabei sollte man sich in der Sportpraxis mit den aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen auseinandersetzen und ggf. die Programmgestaltung überdenken“, rät AOK-NORDWEST-Experte Sven Dietrich.

Obwohl es bestimmt noch weiteren Forschungsbedarf gebe, leitet Sven Dietrich aus dem derzeitigen Kenntnisstand folgende Tipps ab:

Formen des Dehnens

Grob unterscheiden lassen sich zwei Formen des Dehnens. Das statische Dehnen – auch mit Stretching gleichgesetzt – und das dynamische Dehnen. Beim statischen Dehnen wird eine Position bis zu zwei Minuten gehalten. Wiederholte federnde Bewegungen führt man beim dynamischen Dehnen aus.

Es gibt dabei keinen Vorteil des statischen Dehnens gegenüber dem dynamischen Dehnen!

Vielmehr scheint das dynamische Dehnen größere Effekte zu erzielen!

„Die weit verbreitete Verbannung zweckgymnastischer Übungen (Hitliste vermeintlicher Krankmacherübungen) ist längst aufgehoben und lapidar gesagt, darf man sich gerne der Mottenkiste bedienen und „Übungen von früher“ wieder etablieren“, schmunzelt der Trainingsexperte der AOK NORDWEST.

Vermutete Dehneffekte (allgemein betrachtet)

Nachgewiesen ist die Verbesserung der Beweglichkeit, d. h. die Erhöhung der Reichweite eines Gelenkes durch Dehnen. Dieser Effekt ist vorwiegend auf eine höhere Toleranz gegen den Spannungsreiz zurückzuführen.

Dehnen ist also nützlich in Sportarten, in denen Beweglichkeit eine leistungsbestimmende Komponente ist. Hier sollten eigene Trainingseinheiten für das Dehnen angesetzt werden.

Um Verletzungen vorzubeugen, ist (statisches) Dehnen vor einem Training oder Wettkampf nicht geeignet. (Intensives) Dehnen unmittelbar vor sportlicher Leistung schadet meistens mehr als es nutzt. Es verhindert auch keinen Muskelkater.

In Verbindung mit einem Krafttraining sollte Dehnen vermieden werden, da es Überlastungsschäden provoziert.

Die Leistungsfähigkeit bei Sportarten in denen Schnellkraft gefordert ist, wird durch Dehnen sogar herabgesetzt.

Auch die Regeneration nach einer Belastung wird nicht begünstigt, da es zu einer eingeschränkten Stoffwechselsituation in der Muskulatur kommen kann.

Doch wer sich wirklich für das Thema interessiert, dem rät Sven Dietrich von der AOK NORDWEST dazu, tiefer in die Materie einzusteigen. Seine Schlussfolgerung: „Beim Dehnen sollte man wissen, wann und wie!“ Ein Dehnprogramm sei grundsätzlich sportartspezifisch zu betrachten und individuell zu gestalten. Gerade im Leistungssport sollten auch das subjektive Empfinden und die Erfahrung des einzelnen Sportlers mit Dehnwirkungen berücksichtigt werden.

In der kommenden Woche präsentieren wir euch an dieser Stelle den Sieger der zweiten Runde von „Fair trifft mehr“, einer Aktion, die die AOK NORDWEST gemeinsam mit FuPa Südwestfalen durchführt.


Aufrufe: 05.4.2017, 00:30 Uhr
RedaktionAutor