Darmstädter Modell an der Mosel

Darmstadt 98 mischt die Bundesliga auf - mit Spielern, die in anderen Clubs zuvor nicht auf der Sonnenseite standen. Parallelen macht Thomas Klasen drei Spielklassen tiefer aus. "Eintracht Trier ist mit dem Darmstädter Modell in der Regionalliga sehr erfolgreich. Im Kader stehen Spieler, die jetzt Leistungen abrufen, die sie bei ihren vorigen Clubs nicht gezeigt haben", sagt der 32-Jährige voll des Lobes.

Klasen hat einst selbst für die Eintracht gespielt, zwischen 2003 und 2006. Er brachte es auf 33 Zweitliga-Einsätze. "Wenn ich an die damalige Zeit denke, kommt immer noch Wehmut auf. Der Abstieg 2005 war so unnötig", sagt der Mittelfeldspieler, der seit Sommer 2013 beim FC Karbach spielt und dort auch Aufgaben als Co-Trainer übernimmt. Mit dem Club aus der 600-Seelen-Gemeinde im Rhein-Hunsrück-Kreis fordert Klasen am morgigen Sonntag die Eintracht heraus - im Viertelfinale des Rheinlandpokals. "Die Chancen auf ein Weiterkommen stehen für uns 30:70", sagt der gebürtige Neuwieder, der beim Oberliga-Aufsteiger (derzeit Tabellendritter!) ein formidables Comeback hinlegt.

Wegen hartnäckiger Patellasehnen-Probleme bestritt Klasen in der Vorsaison lediglich fünf Rheinlandliga-Partien. In der aktuellen Spielzeit hat er in 16 Oberliga-Einsätzen schon sieben Tore erzielt. Hinzu kommen fünf Vorlagen. "Ich habe in Köln einen Therapeuten gefunden, der es mir ermöglicht, wieder regelmäßig spielen zu können", sagt Klasen, der im vergangenen Sommer mit dem Fußball fast schon abgeschlossen hatte.

Doch der Sport ist wie eine Droge für den 32-Jährigen. Er nimmt tägliche Schmerzen und regelmäßigen Tablettenkonsum in Kauf, um weiterhin seiner Leidenschaft zu frönen. Belohnt wird er nun mit dem Pokalspiel gegen Trier. "Das ist für uns ein absoluter Höhepunkt. Vielleicht kommen ja so viele Fans wie 2013 im Rheinlandliga-Derby gegen Emmelshausen", sagt Klasen, der demnächst sein Grundschullehramtsstudium beenden wird und die Trainer-B-Lizenz frisch in der Tasche hat. Damals quetschten sich stolze 1444 Zuschauer rund um die enge Rasenplatzanlage unweit der Ausfahrt Emmelshausen an der A 61.

"Uns werden ungewohnte Begebenheiten erwarten", sagt Eintracht-Trainer Peter Rubeck, der wohl die derzeit beste Formation aufbieten wird: "Wir haben Karbach genau beobachtet. Wir müssen nicht in Panik verfallen, aber uns der Ernsthaftigkeit der Aufgabe bewusst sein."

Wir berichten per Liveticker vom Pokalspiel in Karbach. Hier ist der passende Link.