2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar

Darf ein Vereinsboss auch mal mitkicken?

Über die Pläne des KFC-Vorsitzenden Agissilaos "Lakis" Kourkoudialos, beim letzten Oberliga-Auftritt am 26. Mai gegen Ratingen selbst beim Meister und Regionalliga-Aufsteiger mitzuspielen, ist eine Diskussion entbrannt.

Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos ist nicht nur Vorsitzender des KFC Uerdingen, er besitzt auch einen Spielerpass, der ihm ermöglicht, in den einzelnen Mannschaften zum Einsatz zu kommen. Diesen Traum will ihm Trainer Eric van der Luer im letzten Saisonspiel am Sonntag, 26. Mai, um 15 Uhr gegen Ratingen erfüllen. „Ich muss nur noch ein aktuelles Foto mitbringen“, sagte der fast 47-Jährige (er hat am Dienstag Geburtstag), der für die Partie unter anderem den ehemaligen Bundestrainer Rudi Völler und Comedian Tom Gerhardt („Hausmeister Krause“) erwartet.
Pro von Oliver Schaulandt

Mal ehrlich: Die Saison ist gelaufen. Für den KFC geht es um nichts mehr, für den Gegner Ratingen auch nicht. Da droht Langeweile, da fehlt ein Anreiz. Das sieht man an den Zuschauerzahlen deutlich. Zwar bleiben die Uerdinger Publikumskrösus der Liga, doch kamen zuletzt gut 500 Zuschauer weniger zu den Spielen als sonst. Da kommt so ein spektakulärer Auftritt eines Präsidenten genau richtig, um noch einmal das Publikum ins Stadion zu locken, um Lust auf und Werbung für die neue Saison zu machen. Denn ohne höhere Besucherzahlen wird es für den KFC schwierig werden, in der Liga zu bestehen - Regionalligafußballer verdienen eben auch so viel wie Regionalligafußballer. Und außer Lakis fehlt ein Großsponsor, so dass die Einnahmen am Spieltag ein immens wichtiges Standbein werden (und sind, der Sommer wird noch lang).

Die Gefahr, dass der Auftritt von Lakis zur Klamauknummer verkommt, ist gering. Fußballspielen kann er auch, war immerhin bis zur B-Jugend bei Bayer Leverkusen aktiv und spielte unter anderem gemeinsam mit dem früheren Uerdinger Bundesliga-Torhüter Bernd Dreher. Zwar wird Lakis in der kommenden Woche 47 Jahre alt und sicherlich sitzt das Trikot derzeit etwas ...naja... nennen wir es mal figurbetont, aber der Grieche hat den Ehrgeiz, es sich selbst und seinen Freunden auf der Tribüne zu zeigen. Sein Kumpel aus gemeinsamen Kindestagen, Stefan Raab, macht dies auf ähnliche Weise regelmäßig vor. Und werbewirksam ist der Auftritt allemal. Selbst zwei Fernsehsender waren beim ersten Training des KFC-Bosses in der Grotenburg dabei - welcher Oberligist kann das schon von sich behaupten?

Contra von Sebastian Peters

Als Sportsfreund betrachtet man den Wunsch von Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos mit einiger Verwunderung: Der KFC-Boss selbst will also in einem Ligaspiel auflaufen, am liebsten ganz vorne drin, am besten Tore schießen, und sich natürlich feiern lassen. Mit Verlaub, dieser Auftritt funktioniert nach dem Muster: Ich zahle Euer Gehalt, jetzt müsst ihr mich auch mitspielen lassen. Der Fußball braucht aber keine kickenden Präsidenten, keine One-Man-Shows, keine Sonnenkönige. Lakis? Arbeitsplatz ist der am Schreibtisch. Man stelle sich vor, Chelseas Geldgeber Roman Abramowitsch würde auf die Idee kommen, in seinem selbstbezahlten Team mitspielen zu wollen. Der Verein würde sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, den Fußball nicht mehr allzu ernst zu nehmen. Genau dieser Vorwurf gilt nun auch für Lakis.

Das ist schade, denn eigentlich hatte man das Gefühl, der Verein sei auf dem richtigen Weg. Die Klamaukphase zu Zeiten des Ailton-Einkaufs, in der Werbewirkung über sportliche Leistung gestellt wurde, schien vorbei. Der KFC fuhr in dieser Saison ganz gut damit, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Die Belohnung ist der Aufstieg, den Team, Trainerstab und Präsident erreicht haben - zusammen, aber jeder mit seinen Qualitäten. Zwar hat die Begegnung gegen Ratingen sportlich keinen Wert mehr, ein Freundschaftsspiel ist sie dennoch nicht. Das Spiel böte die Chance, statt des Präsidenten junge Spieler oder Ersatzspieler auflaufen zu lassen.

Der kickende Präsident mag also für den KFC Uerdingen ein guter Werbebotschafter sein - mehr als dieser Effekt lässt sich nicht erkennen.

Aufrufe: 017.5.2013, 12:45 Uhr
RP / O. Schaulandt und S. PetersAutor