2024-04-23T13:35:06.289Z

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Nach einer langen Leidenszeit steht Sven Hofmann (Mitte) wieder auf dem Fußballplatz. Trotz Lähmungserscheinungen kehrte er nach rund einem Jahr zurück.F: lst
Nach einer langen Leidenszeit steht Sven Hofmann (Mitte) wieder auf dem Fußballplatz. Trotz Lähmungserscheinungen kehrte er nach rund einem Jahr zurück.F: lst

Comeback nach Lähmungserscheinungen

Sven Hofmann kämpfte sich vom Krankenbett ins Landesligateam zurück +++ Ex-Kapitän der Tegernheimer ist wieder Stammspieler

Sven Hofmann wechselte nach der Jugendzeit aus der Junioren-Bundesliga-Mannschaft des SSV Jahn Regensburg zum FC Tegernheim in die Landesliga. Dort wurde der Mittelfeldallrounder sofort Stammspieler, später sogar Kapitän. Im August 2013 erkrankte er jedoch schwer, hatte mit Lähmungserscheinungen zu kämpfen. Drei Monate konnte er nicht zur Arbeit gehen, an ein Fußball-Comeback war nicht zu denken. Nach unzähligen Besuchen bei Fachärzten, Osteopathen, Physiotherapeuten und Heilpraktikern fand er Hilfe im Bayerischen Wald. Nach einem Jahr Pause machte Hofmann erste Schritte in der Zweiten, führte die Tegernheimer Reserver zur Herbstmeisterschaft. Im Winter stieß er wieder zum Kader der Ersten und ist seitdem wieder unangefochtener Stammspieler. In der Restrückrunde absolvierte er elf Einsätze und steuerte drei Tore bei. Nach einer langen, beschwerlichen Zeit erlebte der inzwischen 25-Jährige ein persönliches Märchen mit einem Happy-End, das auf dem von ihm so geliebten grünen Rasen endete.

Der Fußballsport zog Sven Hofmann von frühester Kindheit an in seinen Bann. Seine Grundausbildung genoss er bei der DJK Nord, dann holte ihn Günter Brandl zu Post Süd. Nach der Fusion zwischen Post Süd und dem Jahn wurde er ein „Roter“. In der B-Jugend gelang dem 1990-er Jahrgang der Aufstieg in die Bundesliga. Hofmann hatte davon aber nichts mehr, weil er in die A-Jugend aufrückte. Doch dieses Team spielte ebenfalls Bundesliga. Dort verbrachte er zwei wunderbare und ereignisreiche Jahre. Seine Gegner lauteten unter anderem Thomas Müller, Holger Badstuber, David Alaba, Diego Contento, Jan Kirchhoff, Andre Schürrle, Timothy Chandler oder Sven und Lars Bender. Auch mit dem neuen BVB-Trainer Thomas Tuchel machte er Bekanntschaft. Jener trainierte damals die Mainzer A-Junioren. Vor allem in der B-Jugend wurden auch andere Vereine auf ihn aufmerksam. „Greuther Fürth und 1860 München wollten mich holen. Doch ich bin sehr heimatverbunden und dachte mir, dass der Jahn ja ebenfalls in der Bundesliga spielt“, so Hofmann. Noch während der A-Jugend-Zeit hatte er eigentlich einen Anschluss-Einjahresvertrag für die Erste Mannschaft unterschrieben. Doch nach Umstrukturierungen beim Jahn fühlte er sich dort nicht mehr wohl. „Der Jahn hat da einiges verbockt. Der hervorragende 1990-Jahrgang hat sich in alle Himmelsrichtungen verstreut!“ Er verzichtete auf die Einhaltung des Vertrags und wechselte kurzfristig nach Tegernheim. „Der Verein sagte mir zu. Ich hatte von Beginn an offene Gespräche mit den Verantwortlichen. Ferner spielte Tegernheim wie damals Jahn II in der Landesliga! Ich bin ein Spieler, der das Vertrauen des Trainers braucht. Und das fand ich sowohl bei Sepp Schuderer als auch bei Martin Reißer und nun bei Florian Schrepel. Seinen Wechsel zum FCT hat Hofmann nie bereut. Im Nachhinein bereut er es aber im B-Junioren-Bereich nicht doch den Schritt zu einem größeren Club gewagt zu haben. Auch nach der A-Jugendzeit hätte er ohne weiteres in die Bayernliga oder sogar in die Regionalliga wechseln können. „Beispielsweise wollte mich Bayern Hof, doch da hätte ich umziehen müssen. Da kam wieder meine Heimatverbundenheit ins Spiel!“

Sven Hofmann etablierte sich schon als 18-Jähriger im Landesliga-Team des FCT. In seiner dritten Saison wurde er von Martin Reißer zum Kapitän ernannt. Auch der Abstieg in die BOL verleitete ihn nicht zu einem Wechsel. Er blieb Tegernheim treu, was mit dem direkten Wiederaufstieg belohnt wurde.

Im Sommer 2013 laborierte Hofmann dann an einem Außenbandriss im Knie. Als er wieder ins Training einsteigen wollte, verspürte er Lähmungserscheinungen im Nacken- und Rückenbereich. „Das war ein schleichender Prozess. Zum Schluss war meine linke Körperseite total eingeschränkt. Ich konnte mich kaum bewege, war bei vielen Ärzten, doch niemand fand heraus, was mir wirklich fehlte. Drei Monate war ich krankgeschrieben. Die Verantwortlichen der Firma Krones kamen mir danach mit einer sukzessiven Wiedereingliederungsphase sehr entgegen. Ein toller Arbeitgeber!“, lobt Hofmann, der im Laufe der Zeit wieder mehr Lebensmut geschöpft hatte. „Natürlich durchlebte ich schwere Zeiten, glaubte nicht mehr an normales Leben oder gar an ein Fußballcomeback. Doch ich hatte Leute in meinem Umfeld, die mir Mut zugesprochen haben!“ Hofmann lernte positiv zu denken: „Wer nur negativ denkt, hat keine Chance! Auch kleinste Fortschritte stimmten mich optimistischer!“ Ein Glücksfall war dann für Hofmann, dass der neue Trainer Florian Schrepel mit allen Spielern des Kaders ein persönliches Gespräch führen wollte. „Er redete auch mit mir, obwohl ich fast ein Jahr nicht mehr auf dem Platz gestanden bin. Und er gab mir einen Tipp. Mit ihm zusammen fuhr ich 150 Kilometer in den Bayerischen Wald in die Praxis von Thorsten Reschauer nach Hohenau. Von Mal zu Mal fühlte ich mich besser. Zu 80 Prozent schreibe ich meine Genesung ihm zu“, erklärt Hofmann. Dann fasste er den Mut, wieder seiner Leidenschaft, dem Fußball, nachzugehen. Langsam wagte er sich wieder zurück auf den Platz, absolvierte die Vorrunde der Saison 2014/15 in der Kreisklassen-Mannschaft des FCT. Jene steht nun vor dem Aufstieg in die Kreisliga. Auch dank ihm! In 16 Einsätzen gelangen Hofmann neun Tore und fünf Vorlagen. Doch seit der Winterpause gehört er wieder fest zum Kader der Landesliga-Mannschaft. Er absolvierte alle elf Spiele nach dem Winter und erzielte drei Tore. In der kommenden Saison glaubt er an den Aufstieg mit dem FCT: „Wir hatten viel Pech mit Verletzungen. Ich bin davon überzeugt, dass wir kommende Spielrunde ganz vorne mitmischen werden“, so Hofmann, dessen Team die aktuelle Saison am Samstag auf Rang fünf oder sechs abschließen wird. Sven Hofmann hat die Schattenseiten des Lebens kennengelernt. Nichts konnte den Kämpfer aber von seinem Weg abbringen. Eine bloße Niederlage im Sport wird ihn sicherlich nicht mehr aus dem Konzept werfen. Da hat er Schlimmeres durchleben müssen! Weiter muss er regelmäßig zur Kontrolle. Heute fühlt er sich gut, fühlt sich vielleicht sogar stärker denn je für die kommenden Aufgaben auf und neben dem Fußballfeld gerüstet. Einen Wechsel weg vom FC Tegernheim kann er sich nur schwer vorstellen: „Ich hatte im Winter Angebote bis hoch zur Bayernliga, doch ich fühle mich in Tegernheim wohl. Immer wieder haben sich Spieler und Funktionäre bei mir gemeldet, haben mir Mut und Vertrauen zugesprochen. Die Verantwortlichen inklusive des Trainers haben immer an mich geglaubt. So etwas vergisst man nicht! Sven Hofmann und der FC Tegernheim – das passt. Wir haben uns gegenseitig viel gegeben. Und das soll auch in Zukunft so sein!“

Aufrufe: 019.5.2015, 12:38 Uhr
lstAutor