2024-05-02T16:12:49.858Z

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Zwei Treffer in der falschen Mannschaft: Philipp Hercher (links) will sich für die Profis empfehlen. Bis dahin feiert er eben seine Treffer mit Mike Ott. F: Zink
Zwei Treffer in der falschen Mannschaft: Philipp Hercher (links) will sich für die Profis empfehlen. Bis dahin feiert er eben seine Treffer mit Mike Ott. F: Zink

Club-U21: Mutmacher für die Profis

4:1, Platz vier: Die U21 des 1. FC Nürnberg überzeugt auch bei ihrem Auftritt in Seligenporten

Neuer Trainer, alter Erfolg: Die U21 des 1. FC Nürnberg ist ansprechend in die Saison gestartet — und macht den Profis Mut.

Die ehemalige Stimme Frankens ist auch da, aber die Moderation über­­nimmt diesmal ein anderer. Günther Koch, der ja inzwischen vornehmlich Aufsichtsrat beim 1. FC Nürnberg ist, kann schweigen während des Spiels zwischen dem SV Seligenporten und der U21 des Clubs. Michael Köllner redet stattdessen umso mehr. Der Unterschied zwischen dem Wir-Mel­den- Uns-Vom-Abgrund-Radiomode­rator Koch und dem Fußballtrainer Köllner ist, dass Köllner nicht kom­­mentiert, was schon geschehen ist, son­­dern die Zukunft bestimmen will. Er gibt seinen Spielern Anweisungen, 90 Minuten lang.

Normal, sagt Köllner hinterher, ist das nicht. Aber in diesem Spiel muss­­te es sein. In diesem Spiel war man schließlich bei einer Mannschaft zu Gast, über die gemeinhin geschmun­zelt wird, wenn sie im Zusammen­­hang mit Fußball erwähnt wird. 2:24 lautete das Torverhältnis des SV Seli­­genporten vor der Partie, dass das auch null Punkte bedeutete, über­­rascht wenig.

Dass Köllner deshalb vorab schon darauf hingewiesen hat, dass die Auf­­gabe in Seligenporten „schwierig“ wird, überrascht auch nicht. Trainer müssen so reden. Köllner kann die Schwierigkeit mit Blick auf Seligen­­porten aber auch plausibel begrün­­den: „Das Spiel war für die eine Reha­­bilitationschance.“ Weil er diese Chan­­ce gar nicht erst groß werden lassen wollte, redete er eben an der Seitenli­­nie. „Das Spiel gibt keine Spannung her, dann musst du als Trainer für Spannung sorgen.“

Für Spannungen, so hört man das mitunter, hat Köllner auch im Nach­wuchsleistungszentrum gesorgt, als er seinen Posten angetreten hat. Nicht jeder der Trainer hat sich uneinge­­schränkt freuen wollen über den Neu­­en, dem nachgesagt wird, dass er von der fachlichen Qualifikation der meis­­ten seiner Trainer-Kollegen nicht viel hält - und das auch gerne offen zeigt, indem er sehr deutlich vorgibt, wie ein Training so zu laufen hat nach sei­­nem Geschmack. Bislang aber spre­­chen zumindest die Ergebnisse der U21 für Köllners Arbeit. Nach sechs Partie ist der Vorjahres-Dritte schon wieder auf Platz vier in der Regionalli­­ga angekommen. Gegen Seligenpor­­ten fällt vor allem das flotte Offen­­sivspiel auf. „Einer, der das technisch gute Spiel liebt, schaut bei uns zu und sagt: klasse“, glaubt Köllner.

Klasse anzusehen ist in Seligenpor­­ten unter anderem Dominic Bau­­mann. Der Angreifer kam vor einem Jahr von Dynamo Dresden an den Valznerweiher, galt als Talent, schaff­­te in seinem Premierenjahr aber nur zwei Tore in 24 Spielen für die U21. Jetzt sind es nach sechs Partien schon fünf Treffer, in Seligenporten erzielt er das 3:0 und bereitet das 2:0 durch Philipp Hercher und vor allem das 4:0 durch Mike Ott überlegt vor.

Intensiv, erzählt Köllner, habe man in den letzten Wochen mit Baumann gearbeitet, die Ernennung zum Kapi­­tän soll dem 47-Jährigen dazu zwin­­gen, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Momentan gelingt das ganz hervorragend, kürzlich sind Bau­­mann sogar zwei Tore mit links gelun­­gen, einen Fuß, den Baumann lange nur vom Hörensagen kannte.

Weniger überraschend ist, dass Her­­cher eine prominente Rolle spielt. In Seligenporten ist der 20-Jährige mit Profi-Erfahrung der auffälligste Nürn­­berger. Die ersten beiden Treffer des Spiels erzielt Hercher, der körperlich inzwischen kaum noch an den Jugend­­spieler erinnert, der er vor bis vor einem Jahr noch war.

Hercher ist einer von drei Profis, die Köllner an diesem Samstag mitspie­­len lassen muss - Weisung von oben. Das gehört dazu, sagt Köllner, sowohl die Spieler als auch der Trainer einer U21 müssen damit leben lernen, dass häufiger mal einer aus dem Dunst­­kreis der ersten Mannschaft unten Spielpraxis sammeln soll.

Ob es angesichts der guten Leistun­­gen nicht besser wäre, der Transfer würde in die andere Richtung laufen? Köllner gibt den Diplomaten. Auch bei den Profis hat ja mit Alois Schwartz ein neuer Trainer übernom­­men. „Das ist wie bei mir, nur hatte ich ein paar Wochen mehr Zeit“, sagt Köllner. Irgendwann aber wird auch in der Zweitliga-Vertretung der Wunschzustand erreicht, glaubt Köll­­ner: „Ein Trainer muss den Spielern vertrauen und die Spieler dem Trai­­ner.“ Und manchmal muss man eben etwas mehr miteinander sprechen.

Aufrufe: 016.8.2016, 10:01 Uhr
Fadi Keblawi (NN)Autor