Zu deuteln gab es nichts am 0:1, den Rhythmus der Trommeln der Samba-Gruppe der Maria-Ward-Schule vor dem Anpfiff konnte der Club nur sporadisch auf sein Spiel übertragen. Die permanenten lautstarken Anweisungen Cankayas verpufften im Laufe des Spiels, nach und nach machte sich eine ernüchternde Erkenntnis breit: „Man muss einfach mal anerkennen, dass der Gegner besser war, dass München in diesem Jahr über eine sehr starke Mannschaft verfügt und gut auf unser Spiel eingestellt war.“
Ein spielerischer Leckerbissen war angesichts der Konstellation ohnehin nicht zu erwarten, dafür kennen sich die Spielerinnen auf beiden Seiten zu gut; vor allem aus Lehrgängen und Spielen in diversen Bayern- und DFB-Auswahlteams. Dass die Münchner Vorteile haben würden, kam nicht überraschend: Fünf Spielerinnen mit Erfahrung in DFB-Teams sowie eine finnische und eine bosnische Jugend-Nationalspielerin standen in der Anfangsformation des FCB, beim Club hatte mit Anna Madl, Vanessa Fudalla und der Italienerin Nadine Nischler nur ein Trio internationale Erfahrung aufzuweisen.
Für die Nürnbergerinnen ging es taktisch zunächst darum, „erst mal Risiko zu vermeiden, was uns in der ersten halben Stunde auch ordentlich gelungen ist“, wie Fudalla feststellte, die als Kleinste auf dem Feld diesen Nachteil mit Technik, Beweglichkeit und Übersicht ausgleicht und mit sieben Toren zu den treffsichersten Spielerinnen der Liga gehört. Also Räume eng machen, den Gegner in Zweikämpfe verwickeln — ein Plan, der relativ lange aufging. Was allerdings nicht funktionierte, war das Umschaltspiel: Den nach Ballgewinnen geplanten Nadelstichen durch überfallartige Angriffe fehlte bei aller läuferischen und kämpferischen Bereitschaft Präzision und Tempo, so gab es tatsächlich keine wirklich klare Torchance für den Club.
„Diesmal lag es zumindest nicht an der Abwehr“, stellte Cankaya mit einem Anflug von Galgenhumor fest. Die Defensive um Anna Madl und Eva Otzelberger hatte zwar mit den Diagonalpässen auf die schnellen Außenspielerinnen der Bayern einige Male Probleme, konnte jedoch (fast) immer noch rechtzeitig eingreifen. Und wenn nicht, dann bewies Torhüterin Sara Auweiler mehrfach ihre Qualitäten als letzte Instanz, war nur beim Münchner Siegtreffer durch einen harten Distanzschuss von Maral Artin nach 52 Minuten machtlos.
Danach intensivierte der Club seine Offensivbemühungen, ließ in seinem Bemühen nicht nach. „Aber wir hatten heute keine Lösungen parat, waren nur körperlich überlegen“, bilanzierte Cankaya. So blieb es beim 0:1, bei einer besseren Chancenverwertung der Bayern hätte die Niederlage des FCN allerdings auch deutlicher höher ausfallen können.
Nach dem 1:3 im Hinspiel war es die zweite Niederlage in Cankayas sechstem Duell gegen die Münchner. Der Trainer ist nicht der Einzige, der jetzt die Winterpause herbeisehnt, „sie tut uns allen nach den Anstrengungen der vergangenen Monate doch gut“.
Vorher steht allerdings noch das nächste Derby an, jedoch unter völlig anderen Vorzeichen: Im mittelfränkische Duell beim noch sieglosen Schlusslicht SV Weinberg am Samstag (14 Uhr) ist ein Dreier Pflicht. Anderenfalls dürfte sich der Spielerinnen- Kreis nach Abpfiff diesmal noch einiges mehr von Osman Cankaya anhören.