Martin Bader riet zur Geduld. Es war nach dem letzten Bundesliga-Abstieg, als sich Marvin Plattenhardt nach Berlin verabschiedete und mit Javier Pinola nur noch ein richtiger Linksverteidiger zur Verfügung stand. Man könnte, sagte Bader, jetzt einen kaufen, der jünger ist als Pinola. Man könnte aber auch „auf den kleinen Lippert warten, der vielleicht noch zwei Jahre braucht“. Jetzt ist der kleine Lippert, Vorname Dennis, geboren in Weiden in der Oberpfalz, da. Sein Einstand bei den Profis geriet durchwachsen, ein Fehler führte in Kornburg zu einem Gegentor. Bis zum nächsten Testspiel hatte Dennis Lippert dazugelernt: Gegen Innsbruck gab es zwar wieder einen Fehler, diesmal aber im Anschluss ein Foul Lipperts und kein Gegentor. Trainer Alois Schwartz verbuchte es als Fortschritt. Dennoch wird man mit Lippert noch etwas Geduld haben müssen
Ein einziges Spiel hat Eduard Löwen gereicht, um den grundsätzlich eher zum Pessimismus neigenden 1. FC Nürnberg in Wallung zu bringen. Es war nach dem Testspiel in Kornburg, als plötzlich alle von diesem Innenverteidiger schwärmten. Löwen wurde während der letzten Saison in der A-Jugend des 1. FC Saarbrücken entdeckt, was nicht so schwer ist, weil Löwen größer und stärker ist als der gewöhnliche A-Jugendliche. Ausgebildet wurde Löwen auch in Kaiserslautern, dort aber nicht mehr so recht gebraucht. Beim Club könnte der 19-Jährige eine der Überraschungen des Jahres werden.
Für Patrick Kammerbauer ist jetzt alles anders. Immer schon hat er an der Seite seines Zwillings David Fußball gespielt und gelebt. Die Kammerbauers waren 2007 von der DJK Raitenbuch zum Club gewechselt, zehn Jahre waren sie damals jung. Gemeinsam wurden sie Nationalspieler, lebten im Internat, gingen auf die Bertolt Brecht Schule und galten als Hoffnungsträger für eine schöne Club-Zukunft. Zumindest mit Blick auf David sieht man das am Valznerweiher inzwischen anders, er musste den Verein verlassen, stellte sich zuletzt mit einem Probetraining in Rostock vor. Patrick durfte mit den Profis an den Chiemsee. „Er hat das gut gemacht“, sagt Alois Schwartz über den Defensivspieler.
Dass sie sich im Nachwuchsbereich des 1. FCN vor allem auf die Ausbildung von defensiven Mittelfeldspielern verstehen, ahnte man spätestens am 15. Mai. Da gab Lukas Mühl sein Profi-Debüt beim Gastspiel in Paderborn. Mühl überzeugte — so wie vor ihm schon der defensive Mittelfeldspieler Patrick Erras, der sehr überraschend die Entdeckung der Saison geworden war. Im Sommer unterschrieb Mühl einen Profi-Vertrag. „Er hat die besten körperlichen Voraussetzungen“, sagt Schwartz, „sein Passspiel und sein Auge sind sehr gut.“ Sie kamen gemeinsam nach Nürnberg, was beim TSV 1860 München für einige Irritationen sorgte. Dort hatten sie mit Mike Ott und Ivan Knezevic zwei flinke, technisch begabte Offensivspieler ausgebildet — und kurz vor dem Ende der Ausbildung verabschiedeten sich die beiden zum Club. Vor allem um den 1,67 Meter kleinen Ott haben sie in Giesing lange getrauert, der heute 21-Jährige war angeblich in ganz Fußball-Deutschland umworben. In Nürnberg wurde es sehr still um Ott, der bald nur noch in der zweiten Mannschaft auftauchte. Jetzt ist er zurück bei den Profis, vorerst. Andreas Bornemann, der Sportvorstand, hat den ordentlichen Auftritt in Grassau so kommentiert: „Mit diesen körperlichen Voraussetzungen musst du eben besonders schnell sein, im Kopf und auf den Beinen.“ Für Knezevic, nur sieben Zentimeter größer als Ott, gilt das ganz ähnlich.
In der letzten Saison war Philipp Hercher ein Derbyheld geworden. Dreimal traf er im Hinspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth, dreimal im Rückspiel — dummerweise für Hercher aber nur in der Regionalliga. Eigentlich wollte sich der Offensivmann bei den Profis durchsetzen, schaffte es aber nur zu zwei Kurzeinsätzen. In diesem Jahr soll alles besser werden, Derbys gibt es ja genügend in dieser 2. Liga.