2024-04-25T10:27:22.981Z

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Voller Einsatz für den VfR Neumünster: Patrick Christophersen, hier in einem Spiel gegen Hannover 96 II, wird jenen nicht mehr zeigen. Der 25-Jährige hat mit dem Kapitel Rasensport abgeschlossen. Foto: Schmuck
Voller Einsatz für den VfR Neumünster: Patrick Christophersen, hier in einem Spiel gegen Hannover 96 II, wird jenen nicht mehr zeigen. Der 25-Jährige hat mit dem Kapitel Rasensport abgeschlossen. Foto: Schmuck

Christophersen: "Ich bin nicht der Hampelmann"

Dienstältester Spieler im aktuellen Kader verabschiedet sich endgültig vom VfR Neumünster

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Ist das der vorläufige Tiefpunkt in der aktuellen sportlichen Krise des Fußball-Regionalligisten VfR? Mit Patrick Christophersen verabschiedete sich jetzt nicht nur ein Ur-Neumünsteraner, sondern auch der dienstälteste Akteur im Kader mit den meisten Meisterschaftsspielen für Rasensport zugleich.

160 Mal hat der 25-Jährige seit Januar 2008 die Knochen für Lila-Weiß hingehalten, stets zählte er zu den Besten seines Teams. Im aktuellen Aufgebot bewegen sich ansonsten nur Kapitän Finn Thomas (151 Einsätze) und Christopher Kramer (114) im dreistelligen Bereich, alle anderen kommen zum Teil weit dahinter. Sie alle haben jetzt die Chance, in diesem vereinsinternen Ranking an Christophersen heranzurücken, gab doch Letzterer am Dienstag bekannt, nicht mehr für den VfR spielen zu wollen.


Für den Tabellendrittletzten Rasensport, der am vergangenen Sonntag mit dem 1:2 gegen den BV Cloppenburg eine noch nie in der Vereinsgeschichte da gewesene Negativserie aufstellte (sieben Niederlagen in Folge), bedeutet das den Verlust eines weiteren Leistungsträgers mitten in der Saison, mitten im Abstiegskampf. Christophersen war Ende Februar aus beruflichen Gründen gemeinsam mit seiner Freundin nach Berlin übergesiedelt. Mit den Ex-Trainern Ervin Lamce und Helmut Szpadzinski hatte er die Abmachung getroffen, bis zum Saisonende dem VfR weiterhin zur Verfügung zu stehen. „Vereinbart war, dass ich an den Wochenenden nach Neumünster komme und auch spiele“, verriet der Defensiv-Allrounder. „Nur wusste der neue Trainer Uwe Erkenbrecher davon offensichtlich nichts“, sagte der Ex-Tungendorfer, der einst in der Jugend höherklassig für Holstein Kiel agiert hatte.

Erkenbrecher hatte Christophersen mitgeteilt, gegen Cloppenburg als „erster Einwechselspieler“ auf der Bank Platz nehmen zu müssen. Daraufhin hatte sich der 25-Jährige kommentarlos vom VfR-Gelände entfernt, das Spiel wurde ohne ihn angepfiffen. „Mit der Nichtberücksichtigung für die Startelf war das Maß voll. Ich habe grundsätzlich zwar kein Problem, mich auf die Ersatzbank zu begeben. Doch die Absprachen mit dem Verein waren andere. Und ich bin nicht der Pendler, der sich Spiele anschaut“, zürnte Christophersen, der nach eigenen Angaben am Freitag fünf Stunden mit dem Bus gefahren und kurz vor Mitternacht in Neumünster eingetroffen war. Am Sonnabendvormittag stand er bei Erkenbrecher auf dem Trainingsplatz, anschließend ging er fest von einer Nominierung für die Anfangsformation tags darauf aus. Dazu kam es aber nicht.


„Auch stinkt mir, dass ich mich immer selbst um meine Fahrten kümmern und die Kosten dafür vorstrecken musste. Von einem Regionalligaverein erwarte ich etwas anderes. Überhaupt sollten wir Spieler uns ja immer verhalten wie die Profis und wurden dafür mit einem Hungerlohn abgespeist“, trat der 25-Jährige nach. Konfrontiert damit, dass er die Mannschaft gegen Cloppenburg im Stich gelassen habe, wie es auch Erkenbrecher am Sonntag empfand, sagte Christophersen: „Es war für mich überhaupt keine Option, mich mit guter Miene zum bösen Spiel auf die Bank zu setzen und anschließend das Gespräch mit Trainer und Vorstand zu suchen. Da habe ich lieber sofort eine Rückfahrt nach Berlin herausgesucht, sie gebucht und mich in den Zug gesetzt.“


Christophersen bat noch am Sonntagabend den VfR-Vorsitzenden Detlef Klusemann um Auflösung seines Vertrags. „Eine Reaktion darauf habe ich bislang nicht erhalten. Der Verein soll einfach nur unterschreiben. Ich will keinen Ärger, aber auch kein Geld – einfach nur eine Unterschrift“, betonte er. Dass der Club erwägt, gegen ihn arbeitsrechtliche Schritte einzuleiten, lässt den Wahl-Berliner relativ kalt. „Abwarten“, sagte er. Eine Rückkehr zum VfR sei für ihn indes völlig ausgeschlossen, zudem das Tischtuch endgültig zerschnitten: „Denn ich bin nicht der Hampelmann.“

Aufrufe: 016.4.2014, 11:46 Uhr
shz, Arne SchmuckAutor