2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Christian Ovelhey: Er analysiert Baumberg

Regionalliga-Torhüter setzte nicht nur auf die Karte Fußball

Christian Ovelhey ist ein Kind des Ruhrgebiets. Der 32-Jährige ist in Marl geboren. Als Torhüter bei der SG Wattenscheid 09 (Oberliga, Regionalliga) stand er dann irgendwann vor der Frage: Setze ich ganz auf die Karte Fußball oder treibe ich mein Studium voran? "Das mit dem Fußball wollte ich dann nicht riskieren", sagt Ovelhey, "das war mir zu gefährlich."

Er legte den Schwerpunkt auf das Studium der Sportwissenschaften in Bochum. Klar: Fußball gab es nebenbei auch. Doch nach drei Jahren als Torhüter beim Westfalenligisten FC 96 Recklinghausen beendete er seine aktive Karriere, um die Seite zu wechseln und fortan als Trainer zu arbeiten. Dass er mit diesem Entschluss mal zu den Sportfreunden Baumberg (SFB) kommen würde, stand seinerzeit noch nicht mal in den Sternen. Der Weg an die Sandstraße führte über verschlungene Pfade.

Christian Ovelhey, bis dahin mit C- und D-Junioren beschäftigt, zögerte keine Sekunde, als ihm das Angebot des VfL Bochum auf den Tisch flatterte, sich im Leistungszentrum um die Torhüter-Ausbildung bei den A- und B-Junioren zu kümmern. Als Co-Trainer und Torwarttrainer der SG Wattenscheid 09 pendelte er anschließend lange zwischen dem neuen Wohnort und dem Ruhrgebiet hin und her. In Schildgen (Bergisch Gladbach) lebt Christian Ovelhey heute, weil er am Gymnasium Wermelskirchen als Sportlehrer und Leiter der Fachschaft Sport tätig ist - ohne ein Lehramts-Studium absolviert zu haben. Der Quereinsteiger, der inzwischen verbeamtet ist (noch auf Probe), lebt seinen Lehrerstatus wie den Fußball. Nur der volle Einsatz zählt. Deswegen musste eine Entscheidung her, um die mindestens vier Fahrten pro Woche zum Training ins Ruhrgebiet gegen eine andere Nebentätigkeit einzutauschen. Ovelhey machte sich auf die Suche und wurde in Baumberg fündig.

Dort war nach dem Rückzug von Salah El Halimi und der Verpflichtung des neuen Trainers Marc Schweiger eine Stelle frei. In den Gesprächen wurden sich alle schnell einig, es miteinander zu probieren. "Die Chemie stimmt", betont Schweiger. Er sieht sich als Teil eines Dreierteams, zu dem fast gleichberechtigt noch Ovelhey, der Neue, und Torwart-Trainer Sascha Polensky gehören. "Die Übergänge sind fließend. Wir haben eine flache Hierarchie", sagt Schweiger. Das heißt: Austausch und Diskussion sind gewünscht. Ovelhey sieht das genauso, hat jedoch für den Fall der Fälle einen festen Standpunkt: "Keine Frage. Dann ist Marc der Chef."

Der Diplom-Sportwissenschaftler ist trotzdem nicht gekommen, um im Training die Position der Hütchen zu kontrollieren und im Spiel ein paar Notizen zu machen. "Ich bin ein analytischer Typ", erklärt Ovelhey, "ich versuche, im Spiel besonders darauf zu achten, was der Gegner macht." Das Ergebnis ist direkt erkennbar, denn es findet an der Seitenlinie ein regelmäßiger Austausch statt. Grundsätzlich macht Ovelhey dabei einen ganz ruhigen Eindruck, während der Part mit den großen Emotionen eher für Marc Schweiger reserviert zu sein scheint. Ovelheys Geständnis stammt aus der Wattenscheider Zeit: "Wenn es rauskommt, dann richtig. Es kann schon mal sein, dass eine Tür aus den Angeln fällt."

Dass die Sportfreunde in dieser Saison die Oberliga aus den Angeln heben, mag Christian Ovelhey nicht garantieren. Dennoch will er durch seine Arbeit einen Beitrag zum Gelingen der Saison leisten. Seine Einschätzung zum spielerischen Potenzial der Sportfreunde: "Wenn es nur nach Lust und Laune geht, wird es für uns schwierig, die Klasse zu halten. Spielen wir dagegen mit Disziplin und Struktur, haben wir die Möglichkeit, uns frühzeitig zu sichern. Dann ist sogar ein einstelliger Tabellenplatz drin." Damit bestätigt er eine Einschätzung, die nicht wenige teilen. Besonders krass war der Widerspruch in der vergangenen Saison, als das Team den Abstieg in die Landesliga mit größter Mühe erst im Endspurt verhinderte.

Christian Ovelhey, der viel Wert auf Teamgeist legt, hat weiter gute Kontakte in den Profi-Bereich. Und er hält es nicht für komplett ausgeschlossen, sich noch einmal dorthin zu orientieren. Es entspricht aber seinem Wesen, sich voll für ein aktuelles Projekt einzusetzen - das derzeit die Sportfreunde sind, bei denen andere Maßstäbe gelten. Vielleicht kommt gerade deshalb einer von außerhalb genau richtig. Ovelhey hätte nichts dagegen, wenn er irgendwann lesen könnte: "Ruhrgebiet und Sandstraße - das passt."

Aufrufe: 06.9.2014, 10:44 Uhr
Rheinische Post / Michael DeutzmannAutor