2024-04-19T07:32:36.736Z

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Den hat er: Auch mit 70 Jahren wirft sich Charly Schroeder problemlos auf den Boden, wenn er einen Ball halten muss. TV-Foto: Marek Fritzen
Den hat er: Auch mit 70 Jahren wirft sich Charly Schroeder problemlos auf den Boden, wenn er einen Ball halten muss. TV-Foto: Marek Fritzen

Charly und der Beinschuss-König

Ein Tag am Bodensee änderte alles für SVE-Torwart-Legende Schroeder - An diesem Freitag wird er 70

Karl-Heinz Schroeder ist eine Legende im Eintracht-Tor. 1976 hütete der gebürtige Saarländer den Trierer Kasten und stieg am Ende mit dem Team sensationell in die 2. Bundesliga auf. An diesem Freitag feiert Schroeder seinen 70. Geburtstag.

Trier. Wenn doch nur dieses Spielchen am Bodensee-Ufer nicht gewesen wäre. Es hätte alles so schön werden können. Aber nein, es musste halt so kommen. Charly Schroeder hat sich irgendwie damit abgefunden. Es bleibt ihm ja auch nichts anderes übrig. Mittlerweile sagt er dazu: "Das war eben Schicksal."


Das ganze Drama ereignet sich im österreichischen Bregenz. Direkt am Strand des Bodensees. Es ist Sommer 1976. Ein schöner Tag. Charly Schroeder, der eigentlich Karl-Heinz Schroeder heißt, aber seit seiner Jugend von jedem nur "Charly" gerufen wird, ist mit seinem Team, der SV Eintracht Trier, auf Saisonabschlussfahrt in Österreich.


Sensationelle Saison

Die Saison, die da gerade zu Ende gegangen ist, ist keine normale gewesen: Sensationell ist die Eintracht in die 2. Bundesliga Süd aufgestiegen - in der Aufstiegsrunde hat sich das Team von Trainer Hans Loßmann gegen die Favoriten Wormatia Worms und Borussia Neunkirchen überraschend ohne Niederlage durchgesetzt. "Das war wirklich unglaublich, wir haben uns alle riesig auf die erste Saison in der 2. Bundesliga gefreut", erinnert sich Schroeder.


Schroeder zeigte in der Aufstiegssaison starke Leistungen, er war die unangefochtene Nummer eins im Eintracht-Kasten. "Ich wäre auch als erster Torwart in die nächste Saison gegangen", davon geht der gebürtige Saarländer aus. Aber dazu sollte es nicht kommen.


Denn bei eben diesem Mannschafts-Spaß-Spielchen am Strand wagte es Schroeder, den berüchtigten "Beinschuss-König" der SVE, Horst Brand, zu tunneln. "Das konnte der nicht auf sich sitzen lassen und grätschte mich um." Das Ergebnis: Schlüsselbeinbruch. Die Saisonvorbereitung war gelaufen und die Eintracht verpflichtete gezwungenermaßen Torhüter Werner Vollack von Bayer Uerdingen. "Das war ein echter Knackpunkt in meiner Karriere", sagt Schroeder heute. Nur zwei Saisonspiele machte er noch. Danach spielte er noch für die SVE-Amateure, Leiwen, Wasserbillig und Echternach. Doch der passionierte Torwart hat den Schock längst überwunden. Auch Horst Brand hat er natürlich verziehen. Ohnehin interessiert Charly an diesem Freitag nur eines, es ist sein Tag: Er wird 70 Jahre alt.


Schroeder hat zwei Wünsche

Obwohl "alt" in diesem Zusammenhang überhaupt nicht passt. Schroeder ist extrem fit. Noch heute absolviert er mehrere Spiele mit verschiedenen Traditionsmannschaften. "Wenn's sein muss, werfe ich mich dabei auch auf Hartplätzen auf den Boden, um die Bälle zu halten." Außerdem arbeitet Schroeder als Co-Trainer der Eintracht-U17. "Das macht mir großen Spaß mit den jungen, ehrgeizigen Spielern zu arbeiten", erzählt der Jubilar. "Die Arbeit hält mich fit." Doch es ist nicht nur die Arbeit mit den Nachwuchskickern, die ihn in Form bringt. "Außerdem gehe ich jeden Morgen, egal ob es regnet oder schneit, zweieinhalb Stunden spazieren, das tut mir richtig gut." Seinen Geburtstag feiert er übrigens nicht zu Hause in Trier-Tarforst. Der Spanien-Fan ist mit seiner Familie für eine Woche nach Gran Canaria geflogen. Von Köln/Bonn aus in die Sonne. Da wird er dann mal eine Woche keinen Fußball sehen, auch wenn ihm das nicht leicht fällt. "Fußball ist alles für mich", gesteht er. "Wenn es den Fußball für mich nicht geben würde, wäre alles ganz schön dunkel."


Was er sich für das neue Lebensjahr wünscht? "Natürlich Gesundheit", sagt Schroeder, aber da ist noch etwas, was ihm am Herzen liegt: "Ich hoffe, dass die Eintracht in Zukunft wieder mehr auf junge Spieler aus der eigenen Jugend setzt. Zum einen ist das der einzig mögliche Weg, und zum anderen gibt es in den Nachwuchsteams genügend Spieler, die eine Chance verdient haben."

Aufrufe: 010.4.2014, 21:35 Uhr
volksfreund.de/Marek FritzenAutor