2024-05-02T16:12:49.858Z

WM 2014
Hoffen auf einen französischen Sieg: Murielle und Pierre Stadelmann, vor ihrem Restaurant Chez Pierre in Klein-Winternheim. Foto: hbz/Stefan Sämmer
Hoffen auf einen französischen Sieg: Murielle und Pierre Stadelmann, vor ihrem Restaurant Chez Pierre in Klein-Winternheim. Foto: hbz/Stefan Sämmer

Champagner als Trostpflaster

FUSSBALL-WM Frankreich-Fans Murielle und Pierre Stadelmann wissen sich auch im Falle einer Niederlage zu helfen

Klein-Winternheim. Das Ergebnis des WM-Viertelfinalspiels hat Pierre Stadelmann bereits geträumt. „2:1 gewinnt Frankreich im Elfmeterschießen gegen Deutschland“, ist sich der Koch und Inhaber des Restaurants Chez Pierre sicher. „Eigentlich verlieren wir immer. Aber dieses Mal nicht“, klingt der 64-Jährige, der seit 1969 in Deutschland lebt, überzeugt. Das würde einen dramatischen Spielverlauf versprechen, doch dafür hat der Franzose vorgesorgt. Mit „zwei Flaschen Rosé“ will er den Abend überstehen.

„Die reichen nicht“, warnt Tochter Murielle Stadelmann. Die bekannte Opernsängerin und Buchautorin hat vom Fußball zwar „nicht so viel Ahnung“, wie sie ehrlich zugibt, doch einen Tipp hat sie trotzdem. „Frankreich gewinnt 2:1, aber in der regulären Spielzeit.“ Im Gegensatz zu ihrem Vater ist sie in Deutschland geboren, in diesem Fall schlägt ihr Herz aber blau-weiß-rot. „Normalerweise bin ich hin- und hergerissen zwischen den beiden Ländern, aber beim Fußball ist die Sache klar“, sagt die selbsternannte Event-Guckerin („Nur bei Weltmeisterschaften und dann nur ab dem Viertelfinale.“) über sich.

Flagge ganzjährig gehisst
Richtig ausgestattet sind Vater und Tochter für das wichtige Spiel bereits. Die französische Flagge haben sie das ganze Jahr vor ihrem Restaurant in Klein-Winternheim gehisst. 2012 sind die Stadelmanns aus der Mainzer Altstadt in die großen Räumlichkeiten in der Hauptstraße gezogen und hätten dort eigentlich genug Platz, um Leinwände oder Fernsehgeräte aufzustellen. Doch zu Deutschland-Spielen bleibt das Chez Pierre geschlossen. 2012 zur Europameisterschaft habe man versucht, die Fußballfans ins Lokal zu locken, doch die wollten statt französischer Hausmannskost lieber Bratwurst vom Grill und blieben Zuhause. Daraus haben Vater und Tochter gelernt. „Die Leute wissen schon im Vorfeld, wo sie das Spiel schauen, gehen zu Freunden zum Grillen oder zum Public Viewing. Da macht es keinen Sinn, hier zu öffnen“, erklärt Murielle. Auch sie und Pierre werden bei Freunden zu Gast sein, obwohl sie dort die Einzigen sind, die zur Equipe Tricolore halten. Zur Unterstützung muss Hund Emil mitkommen, der ein farbig passendes Halstuch angezogen bekommt. Ganz optimistisch blicken die beiden schon mal auf den 13. Juli. Dann findet das Endspiel statt, für das sie fest mit französischer Beteiligung rechnen. „Bisher spielt Frankreich erstaunlich gut“, sagt Pierre, der einen Grund dafür auch im Fehlen von Superstar Franck Ribéry sieht. Falls Frankreich Weltmeister wird, soll am Tag des Endspiels groß gefeiert werden. Damit würden die Stadelmanns und ihre Gäste so schnell auch nicht wieder aufhören. Am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, steigt ein großes Fest im Chez Pierre. Da käme der WM-Titel einen Tag vorher gerade recht. Dazu muss heute erst einmal Deutschland besiegt werden. In Jubelstimmung sind sowohl Pierre als auch Murielle bereits. Während der Vater zu ersten „Toooor“-Rufen ansetzt, gibt Sängerin Murielle die Marseillaise zum Besten. Falls der Einzug ins Halbfinale nicht klappen sollte, hat Pierre Stadelmann einen Plan, um sich die Niederlage zu versüßen: „Jeder Deutschlandfan sollte mir dann zum Trost ein Glas Champagner ausgeben.“ Für ihn ist das Spiel „ein schöner Grund zum Feiern“. Das will er auch am Samstag wieder in seinem Restaurant tun, ganz egal wer gewinnt. Tochter Murielle will noch nicht so viel an die Zeit nach dem Spiel denken. Für sie ist eher die Vorbereitung wichtig. Und da hält sie es mit den Methoden der deutschen Nationalmannschaft. „Ganz prophylaktisch lege ich mich vorher schon mal ins Eiswasser.“
Aufrufe: 04.7.2014, 12:00 Uhr
Julia SlobodaAutor