2024-04-19T07:32:36.736Z

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F: Christian Deutzmann
F: Christian Deutzmann

Casting: Baumberg sucht den Supertrainer

Noch ist kein Nachfolger für Marc Schweiger in Sicht

Der vom Abstieg bedrohte Oberligist hat die Vorbereitung auf die Rückrunde aufgenommen. Nach dem Aus von Marc Schweiger steht ein neuer Coach noch nicht fest. Der Neue wäre Nummer fünf in den vergangenen zwei Jahren.
Die Dinge sind verwirrend. Da ist auf der einen Seite eine Mannschaft, deren Zusammensetzung den Namen nach locker für die obere Tabellenhälfte reichen sollte. Mindestens. Auf der anderen Seite kommen die Sportfreunde Baumberg (SFB) seit über zwei Jahren keinen Millimeter mehr voran. Die Abstiegsgefahr ist vielmehr Stammgast an der Sandstraße. Nach dem Wieder-Aufstieg aus der Landesliga in die Verbandsliga und der Qualifikation für die neue Oberliga begann eine Irrfahrt. Aufwand und Ertrag stehen in keinem passenden Verhältnis zueinander. Der Verschleiß an Trainern nimmt zudem beängstigende Ausmaße an. In der vergangenen Woche endete die Amtszeit von Marc Schweiger, der erst zur neuen Saison gekommen war. Schweiger war die Nummer vier auf dem Posten des obersten Übungsleiters - nach Thomas Klimmeck, David Moreno und Markus Kurth.

Im Dezember 2012 steckten die Sportfreunde in Gefahr. Es folgte die Trennung von Thomas Klimmeck. Dessen Nachfolger David Moreno schaffte den Klassenhalt und den Triumph im Niederrheinpokal, als die Sportfreunde den Regionalligisten Oberhausen im Finale mit 1:0 bezwangen. Noch vor dem Happy End hatte Moreno erklärt, dass er aus beruflichen und privaten Gründen nicht über das Ende der Saison hinaus bleibe. Neben der offiziellen Variante gibt es auch die Möglichkeit, dass Moreno eine besonders gute Nase für die Entwicklung in Baumberg haben könnte.

Der Ex-Profi Markus Kurth kam im Sommer 2013. Er bescheinigte der Mannschaft viel Potenzial und wünschte sich vor allem eine sorgenfreie Serie. Besonders viel Freude hatte er jedoch nicht, denn nach dem Auftritt in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten FC Ingolstadt (1:4) kehrte rasch der raue Alltag ein. Die Sportfreunde blieben weit hinter den Erwartungen zurück und Kurths Stuhl wackelte bereits vor der Winterpause bedenklich. Auf eine Entlassung verzichteten die Verantwortlichen zu diesem Zeitpunkt, um sie dann kurz vor dem Ende der Saison nachzuholen. Unter der Regie des vorherigen Co-Trainers Salah El Halimi gelang im Endspurt die Rettung.

Als Marc Schweiger die Nachfolge von Kurth/El Halimi antrat, stellten ihn die Baumberger als Wunschtrainer vor. Und natürlich sollte alles besser werden - was sich relativ rasch als reinste Utopie erwies, denn der als Disziplin-Fan bekannte Schweiger, der nahezu keinen Einfluss auf die Kader-Zusammenstellung hatte, stand praktisch sofort unter Druck. Knapp eine Woche nach der Trennung mag der 45-Jährige fast gar nicht mehr über die Vergangenheit reden und erst recht keine schmutzige Wäsche waschen. "Es kamen viele Dinge zusammen", sagt Schweiger, "neben eigenem Unvermögen war sicher auch einiges Pech dabei."

Baumberg konnte beispielsweise in der Hinrunde nur selten die beste Besetzung aufbieten. Das Problem der vielen aus den verschiedensten Gründen fehlenden Spieler zog sich wie ein roter Faden von Wochenende zu Wochenende. Daneben zeigte das Team zu selten überdurchschnittliche Leistungen - wie etwa am fünften Spieltag, als aber mit dem 1:3 beim Wuppertaler SV der Lohn für einen starken Auftritt ausblieb. Schweiger: "Wer weiß, wie das gelaufen wäre, wenn wir dort gewonnen hätten. Vielleicht hätten wir einen guten Lauf bekommen." Zu oft zeigten die Sportfreunde ihr anderes Gesicht - als Ansammlung von Einzelspielern, die für sich alleine keine echte Mannschaft bilden. Auch das Fehlen einer für Oberliga-Verhältnisse geeigneten Trainings-Beteiligung oder der nötigen Zahl an Führungsspielern gehörte zu den fatalen Puzzleteilen.

Seit dem Trainingsbeginn am vergangenen Donnerstag sind Co-Trainer Christian Ovelhey und Torwart-Trainer Sascha Polensky für die Arbeit mit der Mannschaft zuständig - was als Vereinbarung auf Zeit gilt. Von der Bereitschaft der Spieler waren beide offensichtlich bisher angetan, denn sie gaben für gestern einen freien Tag. Parallel dazu laufen die Gespräche und Bemühungen um einen möglichen Nachfolger auf dem Chefsessel. Die Stellenbeschreibung: Gesucht wird ein Fußball-Fachmann, der leidensfähig ist, sich auf verwirrende Baumberger Verhältnisse einlassen mag und einen Kaltstart für die Wende zum Besseren hinlegt. Einiges spricht dafür, dass so etwas nur über eine interne Lösung gelingen kann. Im Klartext heißt das ohnehin: Baumberg sucht den Supertrainer.

Aufrufe: 013.1.2015, 12:02 Uhr
RP / Michael DeutzmannAutor