2024-04-25T10:27:22.981Z

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F: Christian Deutzmann
F: Christian Deutzmann

Cartus-Rücktritt bleibt rätselhaft

Der Abschied des FCM-Cheftrainers sorgt für Verwirrung beim Bezirksligisten - und es gibt noch viele offene Fragen.

Dass Trainer ihren Posten an der Seitenlinie nach Negativserien schon einmal räumen müssen, gehört zum Fußballgeschäft dazu wie das Grätschen, Flanken und Toreschießen. Deutlich seltener geht ein Coach hingegen von selbst, und noch seltener geschieht dies, wenn seine Mannschaft sich sportlich eigentlich ordentlich präsentiert.

Der Rücktritt von Daniel Cartus, der seine Trainertätigkeit beim Bezirksligisten 1. FC Monheim (FCM) am vergangenen Donnerstag aufkündigte, erfolgte für Außenstehende ohne ersichtliche Gründe. Die Mannschaft stand in der Meisterschaft passabel da, hatte als Tabellenvierter gerade einmal drei Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze. Das Verhältnis zwischen Trainerteam und Mannschaft wurde von allen Seiten als ausgezeichnet beschrieben, ebenso verhielt es sich mit der Beziehung zwischen Übungsleitern und Vorstand.

Dennoch zog Cartus zurück, und das auch noch kurz vor dem Lokalderby gegen den SSV Berghausen, das zugleich den letzten Spieltag vor der Winterpause bedeutete und das der FCM zu allem Überfluss auch noch mit 1:2 verlor. "Der Zeitpunkt war schon unglücklich, so kam kurz vor dem Derby Unruhe in die Mannschaft", findet Monheims Sportlicher Leiter Karim El Fahmi, der vom Cartus-Rücktritt wie alle anderen kalt erwischt wurde. Hätte der Trainer seine Mannschaft nicht wenigstens in diesem wichtigen Spiel noch betreuen können, um danach den geordneten Rückzug anzutreten? "Ich glaube, dass es genau zu diesem Zeitpunkt genau die richtige Entscheidung gewesen ist", entgegnet Cartus. "Es war mit Sicherheit keine Kopfentscheidung, sondern eine Bauchentscheidung. Und ich meine, die darf man mir nicht verübeln, auch wenn es die Leute momentan noch nicht nachvollziehen können."

Auf der Suche nach Gründen für den plötzlichen Rücktritt des Übungsleiters rennt man in eine Sackgasse nach der anderen. Vielleicht war Cartus einfach ausgelaugt? Schließlich hatte er nach einem anstrengenden Jahr bei TuSpo Richrath mit unendlich vielen Querelen im Sommer sofort den FCM übernommen, ohne eine wirkliche Pause, um nach der Tortur in Richrath einen klaren Schnitt zu machen. Dagegen spricht, dass Cartus bis zuletzt mit vollem Elan bei der Sache war. Jede Übungseinheit bereitete der Coach bis ins Detail vor, nie wälzte er Arbeit auf seine CoTrainer ab. Als er vor zwei Wochen vor der Partie beim FC Büderich beruflich in Leipzig weilte, telefonierte Cartus fast jeden Abend mit seinem Co-Trainer und Cousin Benjamin Uhlenbrock, um sich die aktuellen Wasserstandmeldungen über die Mannschaft zu besorgen.

Das Heimspiel gegen Büderich, das letzte unter Cartus' Regie, verloren die Monheimer schließlich 0:3. Am Spieltag zuvor hatte der FCM schon beim SC Reusrath mit 0:1 den Kürzeren gezogen. War die Enttäuschung nach diesen Partien eventuell ausschlaggebend? Schon zu einem früheren Zeitpunkt in dieser Saison hatte Cartus hochemotional auf ein schwaches Spiel seiner Mannschaft reagiert, als die Monheimer beim SV Hösel nur Unentschieden spielten und ihr Trainer direkt nach dem Spiel unter dem Eindruck der Enttäuschung den Aufstieg ad acta legte - am sechsten Spieltag wohlgemerkt. Die Entscheidung zum Rücktritt fiel indes nicht unmittelbar nach dem Spiel gegen Büderich, sondern mit einigen Tagen Abstand, weshalb sie wohl kaum aus einem Impuls der Enttäuschung resultierte. "Ich glaube nicht, dass dieses Spiel ausschlaggebend war, schließlich war für uns da ja noch lange nichts verloren", mutmaßt auch Uhlenbrock, der vom Rücktritt ebenfalls überrascht wurde.

Auch das Verhältnis mit dem Vorstand oder der Mannschaft bot keinen Anhaltspunkt für die jüngsten Entwicklungen. Im Gegenteil: Cartus schien sich in Monheim sichtlich wohlzufühlen, schwärmte oft von den "tollen Bedingungen". Im November schlug er gar ein Angebot des Regionalligisten Sportfreunde Siegen aus, der nach der Entlassung von Matthias Hagner einen neuen Trainer suchte. "Auch damals war das eine Bauchentscheidung. Ich war zu diesem Zeitpunkt genauso überzeugt davon, dass es richtig ist in Monheim zu bleiben, wie ich jetzt davon überzeugt bin, dass meine jetzige Entscheidung der richtige Schritt ist", erklärt Cartus, dessen Rücktritt unerklärlich bleibt.

Aufrufe: 09.12.2014, 08:00 Uhr
RP / Martin RömerAutor