Camara knipst und knipst für TuS Bexterhagen in Kreisliga B

„Ibo ist ein ein Stürmer der alten Schule. Wenn er im Strafraum an den Ball kommt, haut er die Dinger alle rein“, beschreibt Bexterhagens Trainer Achim Wenzel die Qualitäten des westafrikanischen Angreifers. Ibrahim Camara selbst nennt die ehemaligen Topstürmer Didier Drogba und Samuel Eto’o als seine fußballerischen Vorbilder. Der 21-Jährige vereint beider Vorzüge, strotzt Camara doch ebenso vor Kraft wie der Ivorer und weiß dabei wie der Kameruner, technischversiert den Ball zu behandeln.

Freilich hinkt ein sportlicher Vergleich eines Kreisliga-B-Stürmers mit einstigen Champions League Siegern vom FC Chelsea und FC Barcelona, doch Camara spielt als Zweiter der Torschützenliste gewiss über dem Durchschnittsniveau der Lemgoer B-Liga. Camara knipst und knipst und knipst. Entsprechend begehrt sind seine Dienste bei anderen Vereinen. Doch „Ibo“ hat nicht die Absicht, zu wechseln. „Ich hatte bereits mehrere Anfragen anderer Klubs, doch beim TuS behandelt man mich gut, alle Leute sind sehr nett zu mir“, begründet Camara seinen vorzeitigen Verbleib in Bexterhagen.

Freund und Förderer Nummer eins auf und neben dem Platz ist Achim Wenzel. Bexterhagens umtriebiger Trainer stellte den Kontakt zum Torjäger in der Reha her. „Als ich wegen meines Bandscheibenvorfalls in Bad Salzuflen war, habe ich die Zeit genutzt, um mich in der Klinik nach guten Fußballern für meine Mannschaft umzuhören“, berichtet Wenzel. Die Not in der vergangenen Saison war groß, schließlich schwebte der TuS Bexterhagen zu der Zeit in der Kreisliga B in Abstiegsgefahr. Nach elf Spieltagen standen drei mickrige Punkte auf dem Konto. Wenzel übernahm das Traineramt und führte sein Team beim Debüt am 11. Oktober des vergangenen Jahres zum wichtigen Auswärtssieg bei Abstiegskonkurrent VfB Matorf, später zum Klassenerhalt.

Ein Patient in der Bad Salzufler Klinik, wo Wenzel seine Reha absolvierte, empfahl für zukünftige sportliche Erfolge Ibrahim Camara. Der Flüchtling aus Guinea war zuvor bei zwei Vereinen abgeblitzt. Begründung: Zu viel Arbeit mit den Behördengängen. Nicht so für den TuS Bexterhagen. Der Verein und die Stadt Bad Salzuflen engagierten sich für eine reibungslose Abwicklung der bürokratischen Vorgänge.

Co-Trainer Uwe Wehmeyer und Coach Wenzel kümmerten sich um eine berufliche Perspektive für Camara in Deutschland. Prompt erhielt der Guineer einen Praktikumsplatz als Koch und absolviert derzeit neben einem Deutschkurs auch die Hauptschule. „Ich bin nun seit 15 Monaten in Deutschland und fühle mich sehr wohl“, sagt Camara auf Deutsch. Das strahlt der Torjäger auch aus. „Wenn Ibo mit seiner positiven Aura die Kabine betritt, zaubert er allen stets ein Lächeln ins Gesicht“, berichtet Wenzel.

Seine Gegner ärgert Camara hingegen mit seinen trickreichen Finten, der körperlichen Präsenz in den Zweikämpfen und dem nahezu unbändigen Zug zum Tor. So auch bei der Lippischen Hallenmeisterschaft. „Ibo hatte vorher noch nie in einer Halle gespielt. Dafür hat er seine Sache hervorragend gemacht“, lobt Wenzel. Der Angreifer markierte beim Ausscheiden in der Vorrunde letztlich aber nur ein Tor. „In Afrika haben wir entweder auf dem Feld oder auf der Straße gespielt, aber nie in einer Halle“, erläutert Ibrahim Camara.

Sowohl für den Stürmer, als auch für den TuS Bexterhagen läuft es draußen in der Kreisliga B Lemgo sportlich deutlich besser. Punktgleich mit dem Tabellenzweiten TuS Ahmsen auf Platz 3, trennen den TuS Bexterhagen bei einem absolvierten Spiel mehr auf dem Konto lediglich drei Punkte von Spitzenreiter BSV Leese. Das Erreichen des vor Kurzem ausgegebenen Aufstiegsziels ist in der am 12. März 2017 startenden Restrunde somit durchaus realistisch für den Verein. Camara wird daran ebenso arbeiten wie an seinem beruflichen Werdegang. Ein Betrieb für die Wunschausbildung zum Maler und Lackierer muss zwar noch gefunden werden, mit dem frischen Anstrich, den Camara dem TuS Bexterhagen in der Offensive verpasst hat, kann der Guineer aber bereits einschlägige berufliche Erfahrung vorweisen.