Es ist vollbracht. Im sechsten Anlauf unter der Regie des im Winter eingestiegenen Trainerduos Francesco Di Frisco und Francesco Guerra haben die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen ihren ersten Sieg eingefahren. Gegen den Mitaufsteiger FV Löchgau stand am Sonntagnachmittag ein 2:0. Indes: überzeugen konnten die Gastgeber, die diesmal im 4-3-3-System agierten, abermals nicht. Den beiden Toren gingen gravierende individuelle Fehler der Gäste voraus. Eine wirklich gut herausgespielte Calcio-Chance gab es lediglich in der 84. Minute zu notieren. Nach starker Vorarbeit von Faton Sylaj hätte der eingewechselte Gentian Lekaj selbst sein Glück probieren müssen, entschied sich aber für einen Querpass – allerdings in den Rücken des sonst einmal mehr blassen Torjägers Shkemb Miftari. Chance verpufft.
Ähnlich ungeschickt hatten sich die Gäste vor der Pause angestellt. Und das gleich dreimal binnen neun Minuten. Erst hatte Tim Schwara den Ball im Strafraum zu unpräzise auf den frei stehenden Marco Knittel gepasst, danach war es Schwara selbst, der erst mit dem Kopf und dann mit einem Flachschuss scheiterte (30./35.). „Ich kann meiner Mannschaft heute keinen Vorwurf machen“, sagte der Löchgauer Trainer Thomas Herbst. „In Sachen Torchancen, Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten haben wir ein wirklich gutes Auswärtsspiel abgeliefert.“
Wären da nur nicht diese entscheidenden Blackouts gewesen. Beim Versuch einer Kopfballrückgabe von Giosue Tolomeo switchte Shaban Ismaili dazwischen und beförderte den Ball mit der Fußspitze über die Torlinie – das 1:0 für Calcio (60.). Und dann standen sich Tobias Baus und der Kapitän Riccardo Macorig an der Fünf-Meter-Linie selbst im Weg – Sidy Niang sagte Danke und traf zum 2:0 (67.). „Solche Fehler darfst du dir vielleicht in der Landesliga erlauben, aber niemals in der Verbandsliga“, sagte Herbst. „Da sind sie einfach tödlich.“
Trotz der Nackenschläge haben sich die Löchgauer in der Folge aber nicht aufgegeben, sondern weiter mutig nach vorne gespielt. Mut, der fast belohnt wurde. Doch statt den Anschlusstreffer zu erzielen, traf der eingewechselten Christopher Önverdi nur den Pfosten (78.).
Für den unrühmlichen Höhepunkt einer ansonsten fair geführten Partie sorgte vier Minuten vor Schluss der Calcio-Spieler Faton Sylaj. Weil er sich anscheinend provoziert fühlte, ließ der Offensivmann vor der Wechselbank der Löchgauer seine Hose herunter und streckte den Spielern den Allerwertesten zu. Dass er unter der weißen Trikothose noch eine schwarze Radlerhose trug, die die nackte Haut verbarg, machte für den Schiedsrichter Stefan Fimpel (Bad Wurzach) keinen Unterschied. Er zeigte dem Echterdinger die rote Karte. „Manchmal frage ich mich, wie dumm man sein muss“, sagte Di Frisco. Es war der einzige Satz, der dem Calcio-Trainer am gestrigen Sonntag zu entlocken war. Aufgrund des Vorberichts zum Spiel in der Filder-Zeitung wolle er nicht mehr mit der Presse reden. In dem Bericht waren unter anderem die Ausstiegsabsichten des Kapitäns Giuseppe Ricciardi publik gemacht worden. Der Routinier hat beim Verein um eine Auflösung seines Vertrags gebeten. Derzeit ist er zudem verletzt.
Dass Ricciardis Stellvertreter Volkan Candan nach dem Schlusspfiff seine liebe Mühe hatte, seine in alle Winde verstreuten und emotionslos wirkenden Mitspieler zum Kreis zusammenzurufen? „Hey, herkommen. Wir haben gewonnen!“ So mühte sich der Mittelfeldmann, um ein paar obligatorische Worte sprechen zu können. Es scheint ein weiteres Zeichen dafür, dass beim Echterdinger Club derzeit nicht alles zum Besten bestellt ist. Nach zuletzt fünf sieglosen Spielen und lediglich drei von 15 möglichen Punkten hätte der Jubel wahrlich größer ausfallen können.
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