2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ein bevorstehender Abschied mit Misstönen: Cataldo Diletto, noch Trainer und Teammanager bei Calcio. Yavuz Dural
Ein bevorstehender Abschied mit Misstönen: Cataldo Diletto, noch Trainer und Teammanager bei Calcio. Yavuz Dural

Calcio: Diletto raus, Di Frisco rein?

Das Aus von Cataldo Diletto bei Calcio Leinfelden-Echterdingen soll noch in dieser Woche offiziell vollzogen werden

Sowohl der Verbandsligist Calcio Leinfelden-Echterdingen als auch der Coach Cataldo Diletto sehen keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit.

Im Nachhinein betrachtet gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder sie sind nicht nur gute Fußballer, sondern auch zweckmäßige Schauspieler. Oder aber manch einem von ihnen fällt in Anbetracht der neuesten Ereignisse nun selbst erst einmal die Kaffetasse aus der Hand. Wen auch immer man zuletzt mit den bereits vage wabernden Gerüchten konfrontiert hatte, Funktionäre, Kicker oder sonstige Beteiligte, die Reaktion war jedenfalls durchgängig die gleiche gewesen: ein verdutztes Gesicht. Weiterer Ärger? Bei uns? Niemals. Alles ruhig, alles friedlich, alle haben sich (wieder) lieb. Vorweihnachtliche Besinnlichkeit also beim Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen. Allein das musste dann aber eigentlich schon stutzig machen. Schließlich haben die Begriffe Calcio und innere Harmonie schon immer in etwa so sehr zusammengepasst wie AC/DC und die Kastelruther Spatzen.

Inzwischen nun ist klar, dass sich keiner „Sorgen“ um die Echterdinger machen muss. Calcio bleibt Calcio und seinem Ruf als steter Krisenherd treu. Wie durchgesickert ist, trennt sich der Verein von seinem Trainer und Teammanager Cataldo Diletto. Das Aus des Coachs soll noch in dieser Woche offiziell vollzogen werden. Zu klären sind allein noch die Modalitäten. Als ­wahrscheinlicher Nachfolger gilt Francesco Di Frisco. Für den gerade mal 29-jährigen früheren Regionalliga-Akteur wäre es die überhaupt erste Trainerstation.

Gestörtes Verhältnis zum mächtigen Mann

So wird der Aufsteiger just in der sportlich erfolgreichsten Phase seiner Clubgeschichte von einem erneuten heftigen Beben erschüttert. „Sportlich gesehen sind wir mehr als zufrieden mit der Arbeit, die ,Cata“ geleistet hat“, sagt der Abteilungsleiter Michael Alber, der die Sache gern noch länger unter Verschluss gehalten hätte. Sein Pech: die Buschtrommeln waren schneller. Warum dann trotzdem der jetzige Schritt? Es gebe eben „auch noch andere Punkte“. Vor allem offenbar einen: ein zunehmend gestörtes Verhältnis zwischen Diletto und Propizio Sirignano, dem mächtigen Mann im Verein. Jener, einstiger Calcio-Präsident, bekleidet zwar seit mehreren Jahren keinen offiziellen Posten mehr. Als Geldgeber ist er jedoch derjenige, der im Hintergrund unverändert das Sagen hat.

Verkürzt dargestellt, steht ein beiderseitiger Vorwurf im Raum: nämlich dass der jeweils andere für das ständige Theater im eigenen Haus entscheidend mit verantwortlich ist. Ein Insider weiß zu berichten, zwischen den beiden gehe „es seit langem zu wie zwischen Katz und Hund“. Mehr und mehr, ist zu hören, habe Sirignano wegen Dilettos Auftrittsweise gesträubte Nackenhaare gehabt. Einerseits registrierte man es in der Chefetage durchaus positiv, dass der Trainer das leidige Disziplinkapitel einzudämmen verstand – die vorherige Platzverweisflut etwa ebbte unter seiner Ägide ab. Andererseits, so das Empfinden, überspannte der 39-Jährige mit seiner impulsiven und wenig kompromissbereiten Methodik den Bogen mittlerweile zu oft. Gefühlt ja keine zwei Wochen am Stück mehr, in denen nicht irgendein Spieler bis auf Weiteres suspendiert aus dem Kader flog. Die Liste der Kicker, mit denen es krachte, reicht allein in dieser Saison von Grgic über Zalac und Gümüssu bis zu Sylaj und Ricciardi.

Problem „Außendarstellung“

Mit dem Kapitän, mit dem sich Diletto beim letzten Punktspiel des Kalenderjahrs gegen den VfL Sindelfingen in die Haare geriet, ist zwar längst wieder die Friedenspfeife geraucht. Doch mag das der Tag gewesen sein, der in Sirignano die finale Gewissheit aufkommen ließ: nicht weiter so. Auch weil es freilich noch nie in seinem Sinn sein konnte, dass er „Stars“ mit Verträgen ausstattet und teuer finanziert und ein anderer jene dann mit einem Tritt in den Hintern mal eben wieder vor die Türe setzt. Alber bemüht sich, es neutral zu formulieren: „Für einen Verein kommt es auch auf die Außendarstellung an. Und wenn dann konstant Unruhe da ist, bedeutet das ein Problem.“

Mit Diletto den Fall abschließend zu regeln, das ist nun seine unliebsame Aufgabe. „Der Alber“, verlautet es von einer anderen Stelle, die namentlich nicht genannt werden will, habe „die Arschkarte in der Angelegenheit“. Er als eigentlich um Deeskalation bemühter Protagonist müsse jetzt zwischen den Fronten moderieren. Dabei ist die menschliche Seite, die es Alber nach eigener Aussage schwer macht, nur ein Aspekt. Ein kompliziertes und womöglich unschönes Nachspiel lässt sich daraus erahnen, dass Dilettos Kontrakt noch bis Sommer 2018 läuft – und dass der Coach offenbar ausstehende Gehaltszahlungen moniert. Eine Anschuldigung, die Alber entschieden zurückweist.

Diletto beklagt fehlende Wertschätzung

Diletto selbst will sich zu diesem Thema nicht äußern. Aus seiner Gemütslage macht er indes keinen Hehl: „Meine Gutmütigkeit wurde hier lange ausgenutzt. Es fehlt mir an der Wertschätzung“, sagt er. Zusammenstellung des jetzigen Erfolgskaders, erstmaliger Aufstieg in die Verbandsliga, dort aktuell starker Vierter – und doch kein Dank. Ganz konträr sieht er in „ständigen Einmischungen“ ins Tagegeschäft die Wurzel allen Übels. Gemeint ist, klar: Sirignano. Versucht worden sei, sein mit Schweiß erstelltes Konzept kaputt zu machen.

Kurzer Kontaktweg zum wahrscheinlich Neuen

Wer ihn als Teammanager, sprich Macher, Organisator und Netzwerker ersetzt, dürfte für Calcio denn in der Tat auch die schwieriger zu beantwortende Frage sein als jene nach dem künftigen Trainer. Dieser wird wohl wie erwähnt Francesco Di Frisco heißen. Der 29-Jährige gebürtige Stuttgarter war italienischer Jugendnationalspieler. Hierzulande brachte er es beim SSV Reutlingen bis in die Regionalliga – bis er seine Spielerkarriere verletzungsbedingt früh beenden musste. Heute arbeitet er als Spielerberater mit DFB-Lizenz. Was ihn aber wohl vor allem aufs Echterdinger Tapet gebracht hat: er ist der Sohn des einstigen Calcio-Vorstandsmitglieds und -Sponsors Gioacchino Di Frisco. Und der wiederum ist ein alter Kumpel von Sirignano. Der Kontaktweg war demnach kurz.

Läuft es nach Plan, gibt der Neue seinen Einstand beim Hallenturnier Ende des Monats in Bernhausen. Vielleicht dann tatsächlich im ruhigeren Ambiente. Vielleicht aber auch nicht. Eine Aussage Albers macht erneut stutzig. Angesprochen darauf, wie hoch der Spaßfaktor gerade noch ist, antwortet er: „Ich bin keiner, der von heute auf morgen wegrennt. Wenn ich mal gehe, will ich mir nicht nachsagen lassen, einen Trümmerhaufen hinterlassen zu haben.“ Zuvor stelle er Dinge noch auf feste Füße.

Ob sie nach der Abwicklung der Trainergeschichte aus seiner Sicht bereits fest genug wären?

Persönliche Daten

Foto: Calcio L.EHochgeladen von: Boris Bistrovic Cataldo Diletto Spitzname: „Cata“ Position: unbekannt Geburtsdatum: 31.10.1977 (39) Nationalität: Größe: - Gewicht: - Profilaufrufe: 2.895 Calcio Leinfelden-Echterdingen
Verbandsliga Württemberg
Trainer

Trainerstationen

S S U N T P PpS Gesamt-Statistik 73 36 19 18 +38 127 1,74 16/17 Calcio Leinfelden-Echterdingen
Verbandsliga WFV Trainer 17 9 3 5 34:24 30 1,76 15/16 Calcio Leinfelden-Echterdingen
Landesliga St. 2 Trainer 25 17 5 3 55:25 56 2,24 14/15 Calcio Leinfelden-Echterdingen
Landesliga St. 2 Trainer 31 10 11 10 50:52 41 1,32

Spielerstationen

Gesamt-Statistik 0 0 0 -/- 0 0 0 0 0 0 0 16/17 Calcio Leinfelden-Echterdingen Verbandsliga WFV - 0 0 -/- 0 0 0 - - - 0 15/16 Calcio Leinfelden-Echterdingen Landesliga St. 2 - 0 0 -/- 0 0 0 - - - 0

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Aufrufe: 014.12.2016, 11:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor