2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligavorschau
Dennis Datzert (links) spielt künftig wieder wie früher für den TuS Marialinden., Foto: Herhaus
Dennis Datzert (links) spielt künftig wieder wie früher für den TuS Marialinden., Foto: Herhaus

"Burschen vom Land" sind angekommen

Verlinkte Inhalte

Die Landesliga-Fußballer des TuS Marialinden entdecken auswärts ihre breite Brust und gehen inzwischen selbstbewusster in jedes Spiel - der Lohn: zur Halbzeit der Saison stehen sie auf Platz acht.

Marialinden. Um die Entwicklung seiner Mannschaft zu beschreiben, blickt Heinz-Peter Müller, Trainer des Fußball-Landesligisten TuS Marialinden, rund eineinhalb Jahre zurück: „Ich hatte schon im Trainingslager vor dieser Saison den Eindruck, dass wir zum Teil die Naivität ablegen konnten, die uns in der Vorsaison noch so manchen Punkt gekostet hatte. Wenn wir heute zum Auswärtsspiel nach Wesseling fahren würden, laufen wir selbstbewusst ins Stadion ein und sind nicht mehr die »Burschen vom Land«.” Im Wesselinger Ulrike-Meyfarth-Stadion startete der TuS Marialinden im Sommer 2013 in das Abenteuer Landesliga und wurde mit einer 1:4-Packung nach Hause geschickt.

Sicherlich waren auch in dieser Saison unnötige Punktverluste zu verzeichnen und wurden Spiele verloren. „Aber es gab nicht eine Begegnung, in welcher wir überrollt, deklassiert oder hoffnungslos unterlegen gewesen wären”, betont Heinz-Peter Müller. Und in der Tat: Wenn der TuS Marialinden besiegt wurde — insgesamt fünfmal — dann nie mit mehr als einem Tor Unterschied. Das gelang keiner anderen Mannschaft der Liga, nicht einmal dem Spitzenreiter TV Herkenrath.

Dem gegenüber steht eine Vielzahl von ordentlichen bis hin zu sehr guten Auftritten, die unterm Strich zum Weihnachtsfest einen hervorragenden achten Platz bescheren. Müller: „Unser Ziel, mehr Punkte als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison einzufahren, haben wir damit mehr als erfüllt.” Im Winter vor einem Jahr hatten die Gelb-Schwarzen — bei einem weniger ausgetragenen Spieltag — mit 13 Zählern auf einem Abstiegsplatz rangiert.

Fußballerisch die meiste Freude hatte der Trainer kurioserweise an einem Spiel, das nicht gewonnen wurde: dem torlosen Unentschieden zum Saisonauftakt gegen den TuS Lindlar. „Hinsichtlich unserer Präsenz und der Art, wie wir Pressing gespielt und den Ball haben laufen lassen, war das ein Auftritt, wie ich ihn mir vorstelle.”

Was der Marialindener Mannschaft fehlte, war einzig ein adäquates Ausnutzen der Torchancen, was aber in manchen der späteren Spiels durchaus auch gelang — nicht zuletzt beim bereits ausgetragenen Rückspiel gegen den Lokalrivalen aus Lindlar, das vor wenigen Wochen mit 4:0 gewonnen wurde.

Ein weiterer Erfolgsfaktor neben dem spürbar guten Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft ist ein erneut gutes Händchen auf dem Transfermarkt. Der langjährigen Philosophie — und den finanziellen Rahmenbedingungen — folgend, wurden wiederholt Spieler aus unterklassigen Klubs verpflichtet und erwiesen sich größtenteils als Volltreffer. Beispiele sind Torwart Tom Brauer, der als vorherige Nummer zwei des Heiligenhauser SV praktisch ohne Ligaerfahrung kam und rundweg zu überzeugen wusste.

Und auch die erneute Rückkehr von Dennis Lüdenbach erwies sich als Volltreffer. „Manch einer hat im Vorfeld geunkt, ob er mit seinen 34 Jahren überhaupt bereit ist, sich noch einmal für die Anforderungen in der Landesliga zu quälen”, so Müller. Doch mit seiner Präsenz auf dem Platz sowie sechs Treffern war Lüdenbach in den meisten Spielen ein absoluter Leistungsträger und damit aus der Elf nicht wegzudenken. Der künfrige Trainer des SV Frielingsdorf wird im Sommer eine Lücke hinterlassen. Mit etwas Anlauf hat auch Johannes Kisseler den Sprung ins Team gemeistert, und in Tim Ehling, gekommen vom TSV Ründeroth, kam auch ein Zugang aus der Kreisliga auf eine erkleckliche Zahl von Einsätzen.

Sich auf einer guten Zwischenbilanz auszuruhen ist allerdings nicht die Sache des Heinz-Peter Müller: „Wir sind in unserer Entwicklung auf einem guten Weg, haben aber noch Luft nach oben und viel zu arbeiten. Es gibt keinen Grund, jetzt die Zügel schleifen zu lassen.” Der Trainer erinnert an das Beispiel des Ortsnachbarn Heiligenhauser SV, dem aufgrund eines zunächst ordentlichen Saisonverlaufs und der Qualität in der Mannschaft kaum jemand noch Abstiegssorgen voraussagte — am Ende musste der Klub den Gang in die Bezirksliga antreten.

Zur Rückrunde dürften der Trainer und seine Assistenten Ludger Kneifel und Robby Mohncke zwei „alte Bekannte” wieder im Kader begrüßen: Nach einem halben Jahr in Diensten des Siegburger SV 04 kehrt Dennis Datzert ins „Dorp op dr Hüh” zurück. Und auch Torwart Michael Demmer, in der Vorsaison ein Garant für den Klassenerhalt, ist nach mehrmonatiger beruflicher Auszeit wieder dabei. (r)

Aufrufe: 04.1.2015, 19:14 Uhr
Kölner Stadt-AnzeigerAutor