2024-04-19T07:32:36.736Z

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F: Harneit
F: Harneit

Brüderhilfe beim FC Wanna/Lüdingworth

Grodens Coach Sergio Gonzalez wechselt zu seinem Bruder in die Bezirksliga

„Blut ist dicker als Wasser“, mit diesem Satz erklärt Sergio Gonzales den überraschenden Wechsel vom Masters-Gewinner Grodener SV zum FC Wanna/Lüdingworth. Dort schwingt Bruder Daniel Gonzalez den Taktstock und bekommt von Sergio Hilfe im Abstiegskampf. „Wenn es darauf ankam, waren wir immer unzertrennlich“, erklärt Sergio Gonzalez. Beim Grodener SV darf man völlig entspannt bleiben, versichert er: das Traineramt wird er beim Tabellenführer der 1. Kreisklasse weiterhin bekleiden.

Die Nachricht kam überraschend und wirft zunächst viele Fragen auf: Sergio Gonzalez, Erfolgscoach des Grodener SV, wechselt nur wenige Tage nach dem Triumph beim Hallenmasters in Cuxhaven den Verein. Am letzten Tag der Wechselperiode schloss sich der „Spieler Gonzalez“ dem FC Wanna-Lüdingworth an. Den Auftritt beim Masters nahm der Spielertrainer noch mit. Und das mit Erfolg: Das Team aus der 1. Kreisklasse gewann völlig überraschend das Turnier.

Der „Trainer Gonzalez“ bleibt weiterhin dem Grodener SV treu. Beim genaueren Hinsehen macht der Wechsel für die Gonzalez-Brüder durchaus Sinn. Der FC Wanna/Lüdingworth steht auf dem vorletzten Tabellenplatz der Bezirksliga und dass Sergio Gonzalez durchaus in der Lage ist, der Mannschaft zu helfen, hat er zuletzt bei einigen Hallenauftritten bewiesen.

Sein eigenes Team hat satte elf Punkte Vorsprung und führt die Tabelle in der 1. Kreisklasse souverän an. Der 36-jährige Coach stellt aber klar: „Ich nehme überall beim FC Wanna/Lüdingworth teil, wenn ich meinen Grodener Verpflichtungen nachgekommen bin. Der Grodener SV wird nicht vernachlässigt.“

Daniel Gonzalez: “Erst ist es ein Spaß, dann eine gute Idee und plötzlich fühlt es sich wie die ideale Lösung an.“

Wir haben Daniel Gonzalez zum Transfer seines Bruders befragt:

Daniel, wie kam es zum Wechsel von Sergio zum FC Wanna/Lüdingworth?

Mein Bruder Sergio und ich haben ja schon unser Leben lang eine sehr enge Bindung zueinander.

Wir haben zusammen, damals in der Jugend beim Grodener SV, angefangen mit Fußball und sind schon in der Jugendzeit immer zusammen gewechselt. Teilweise spielte Sergio immer einen Jahrgang höher, damit wir zusammen spielen konnten. Dieses war meinen Eltern immer sehr wichtig. Erst im Herrenbereich gingen unsere Wege etwas auseinander, dieses ist natürlich hauptsächlich dem Zustand geschuldet, dass Sergio der bessere Fußballer von uns war und ist, und sich in Ligen durchsetzen konnte, von denen ich weit entfernt war. Auch privat haben wir bis heute noch den gleichen Freundeskreis und sogar beruflich waren wir fast immer vereint. Wir lernten im gleichen Betrieb (ich war ein Lehrjahr höher), anschließend arbeiteten wir fast 20 Jahre im gleichen Unternehmen und auch heute, da wir zusammen ein Maschinenbau-Unternehmen führen, sitzen wir beide in unseren Büros und sind nur durch eine Tür getrennt.

Da bleibt es nicht aus, dass man Tag für Tag über Fußball allgemein, aber insbesondere über unsere beiden Mannschaften redet.

Dass wir uns momentan schwer tun ist ja nun kein Geheimnis, wir befinden uns in absoluter Abstiegsgefahr und da gibt es keine Mittel, die wir unprobiert lassen wollen. Bei der Analyse unserer Hinrunde stellte ich fest, dass wir gerade in der Defensive nicht so agiert haben, wie ich mir das vorgestellt habe.

So kamen wir ins Gespräch und stellten fest, dass ein Spieler wie Sergio, der trotz seiner 36 Jahre immer noch fit ist, uns enorm weiter bringen würde. Zunächst war es nur ein Hirngespinst, welches wir zwar im Hinterkopf hatten, aber nicht wirklich weiter verfolgt hatten. Sergio erklärte es seinem Verein und kündigte erst einmal proforma fristgerecht in Groden. Als sich dann auch noch drei Tage vor Transferschluss unser Verteidiger Sören Herzberg den Mittelfuß brach, war klar, dass wir handeln mussten. An Sergio habe ich zwar nicht sofort gedacht, jedoch erwachte die Idee ganz schnell plötzlich wieder bei einer dieser Unterhaltungen zwischen uns beiden. Also machten wir Nägel mit Köpfen und brachten vor Transferschluss noch alles am letzten Tag über die Bühne.

Wird er weiterhin als Trainer beim Grodener SV an der Seitenlinie stehen und wie wird das an den Spieltagen ablaufen, wenn beide Teams spielen?

Sergio ist hauptsächlich Trainer des Grodener SV und das bleibt er auch. Die Grodener spielen eine überragende Saison und unabhängig von der Spielklasse muss man erst einmal so konstant auftreten wie die Grodener es machen.

Auch dem Grodener SV und dessen Funktionären sind wir unendlich dankbar, denn ohne deren Einverständnis hätte der Wechsel niemals stattgefunden. Allein schon aus diesem Grund ist Sergios Hauptaufgabe die Trainerposition beim Grodener SV. Für uns wird er immer nur tätig werden, wenn er mit Groden keinen Termin hat. Dadurch, dass sie an anderen Wochentagen trainieren als wir und sich auch nur eine kleine Anzahl an Spielen überschneidet, wird Sergio aber beide Aufgaben sehr gut realisieren und umsetzen können.

Es wird zwar für ihn eine etwas stressige Zeit, aber welcher Fußballer investiert diese nicht gerne in unseren geliebten Sport. Ich persönlich bin Sergio für seine Hilfe sehr dankbar und weiß, was es für ein Aufwand ist. Auch ich habe in der Hinrunde teilweise zwei Mannschaften trainiert, da unsere Damenmannschaft keinen Trainer hatte. Das habe ich auch sehr gerne gemacht, weiß aber auch wie anstrengend das ist. Wir freuen uns auf diese Herausforderung.

Wessen Idee war der Wechsel und habt ihr extra das Masters abgewartet ?

Wie gesagt, die Idee hatten wir im Grunde genommen beide oder eben beide nicht. Sie ist bei den ganz banalen Fußballgesprächen entstanden. Erst ist es ein Spaß, dann eine gute Idee und plötzlich fühlt es sich wie die ideale Lösung an.

Das Masters hat überhaupt nichts damit zu tun. Wir haben zwar oft darüber geredet, aber ohne wirklich diese Option ziehen zu wollen. Auslöser waren die Verletzungen, die wir kurzfristig erleiden mussten und natürlich auch, dass die Verpflichtungen von Spielern, die vereinslos sind, nicht geklappt haben. Wir vom FC mussten darauf reagieren. Wir haben eine sehr schwere Rückrunde vor uns und müssen in dieser mehr Punkte als in der Hinrunde holen, ansonsten müssen wir uns von der Bezirksliga verabschieden und dieses werden wir nicht kampflos hinnehmen.

Bleibt Sergio über die Saison hinaus beim FC Wanna/Lüdingworth?

In erster Linie geht es uns jetzt nur um den Klassenerhalt. Sergio kann und wird dieses nicht allein umsetzen können. Wir haben eine gute Mannschaft, aber da fehlt eben noch so ein kleines bisschen Feinschliff. Diesen versprechen wir uns von Sergio. Wie lange er bleibt oder nicht ist zunächst zweitrangig. Wer weiß, wie lange meine anderen Spieler bleiben, welcher Trainer kann jetzt schon seinen Kader für das nächste Jahr sagen? Leider ist es heutzutage so, dass Spieler, auch wenn sie eine Zusage machen, sich immer auch andere Optionen warm halten. Was Sergio angeht, werden wir zum Saisonende entscheiden wie und wo es weiter geht.

Er hat einen laufenden Vertrag beim Grodener SV als Trainer und zu Saisonende wird sich entscheiden, was passiert. Sein erster Ansprechpartner wird der Grodener SV sein und das ist auch richtig so.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen viel Erfolg in der Rückrunde.

Aufrufe: 02.2.2017, 12:00 Uhr
FuPa LüneburgAutor