2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Überflieger oder Bauchlandung? Für den SSV Jahn Regensburg (in Blau) wird es ernst. F: Zink
Überflieger oder Bauchlandung? Für den SSV Jahn Regensburg (in Blau) wird es ernst. F: Zink

Brand stapelt tief: Aufstieg kein Muss

Vor dem Saisonstart will der Jahn-Trainer die Erwartungen etwas dämpfen +++ Sein Team nimmt er dennoch in die Pflicht

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Nun schlägt für den SSV Jahn Regensburg die Stunde der Wahrheit. Bei seinen Auftritten in der Vorbereitung zeigte er mehr Licht als Schatten, doch von guten Ergebnissen kann sich im Fußball zum Punktspielstart niemand mehr was kaufen. Die Regensburger müssen am Donnerstag zum Saisonauftakt um 19 Uhr gegen Viktoria Aschaffenburg gewinnen, ansonsten wäre das kleine Pflänzchen an Aufbruchsstimmung, das zuletzt in die Höhe wuchs, wieder zertrampelt.

TSV 1860 München, SpVgg Greuther Fürth, 1. FC Nürnberg und FC Augsburg: Gegen namhafte Gegner trat der Jahn in den vergangenen Wochen an. Zumeist präsentierte er sich dabei überaus stark. Gegen die Löwen und Fürth gab es nur knappe Niederlagen, gegen Nürnberg sogar einen Sieg. Für den Neu-Regionalligisten wirkten alleine diese kleinen Erfolgserlebnisse wie eine Vitaminkur. Nach dem Schock des Abstiegs ist Trainer Christian Brand immer noch arg damit gefordert, eine positive Stimmung rund um den Klub zu erzeugen. Die Eröffnung des neuen Stadions kam dem Coach da sicher mehr als Recht.

15 000 Zuschauer sahen vergangenen Freitag das 1:3 im Eröffnungsspiel der Continental Arena gegen den FC Augsburg. Ganz so viele Fans werden gegen Aschaffenburg sicher nicht da sein. 3000 Tickets seien im Vorverkauf weggegangen, erzählt Jahn-Sprecher Till Müller. Er hoffe auf viele Gäste an der Abendkasse und am Ende auf einen Besuch von „5000 plus“. Dass die Arena somit wohl nur zu einem Drittel gefüllt sein wird, überrascht Trainer Brand nicht: „Zunächst sind jetzt mal wir in der Bringschuld und müssen uns mit guten Leistungen das Vertrauen der Fans wieder erarbeiten.“

Dies würde erfahrungsgemäß am besten mit vielen Siegen funktionieren – die von einem Drittligaabsteiger der ein neues Stadion bezogen hat, irgendwie sowieso erwartet werden. Eine Meisterschaftspflicht sieht Brand aber nicht. Durchaus überraschend ging er am Mittwoch bei der Spieltagspressekonferenz auf die Frage eines Reporters in die Offensive: „Wir müssen nicht aufsteigen. Ich sage das jedenfalls nicht“, stellte er seine Sicht der Dinge dar. Er setzte auch seine Spieler nicht mit derlei Ansprüchen unter Druck. Er wolle mit dem Team vielmehr zunächst einfach guten Fußball zeigen, alles weitere ergebe sich dann von selbst: „Das ist besser, als wenn ich unnötige Zielvorgaben mache. Das entfacht dann eine Aufregung, die es gar nicht braucht.“

Zuletzt hatten Brands Trainerkollegen der Regionalliga in einer Umfrage allesamt auf den Jahn neben der zweiten Mannschaft des FC Bayern München als absoluten Meisterschaftsfavoriten gesetzt. Brand hält das allerdings nicht für besonders aussagekräftig. Da werde eben reflexartig der Absteiger aus der 3. Liga genannt, mehr habe das nicht zu bedeuten, meint er: „Wir haben eine gute Mannschaft, aber diese Regionalliga ist brutal stark.“

Als Beispiel führt Brand den Auftaktgegner an. Viktoria Aschaffenburg ist als Aufsteiger zwar neu in der Liga, seit vergangenen Oktober hat der Klub aber kein Pflichtspiel mehr verloren. Für Brand ein eindeutiges Indiz, dass zum Saisonstart eine heikle Aufgabe wartet. Die zum Teil starken Leistungen seiner Mannschaft in den Freundschaftsspielen sehe er hier nur bedingt als gutes Vorzeichen an, da es in den meisten Fällen gegen höherklassige Gegner gegangen sei: „In der Regionalliga werden dagegen zumeist wir das Spiel machen müssen.“

Für diese Aufgabe, von Anfang an der Herr auf dem Platz der Continental Arena zu sein, scheint Brand bereits ein Grundgerüst der Mannschaft gefunden zu haben. Stammkeeper ist Philipp Pentke, am Dienstag wurde mit David Pokorny nun auch ein fester Ersatzmann verpflichtet. Oliver Hein und Marcel Hofrath werden die Außenverteidiger sein, im Mittelfeld dürften Marvin Knoll, Uwe Hesse, Kolja Pusch und Jann George mehr oder minder gesetzt sein, ebenso wie Markus Ziereis im Sturm. Kapitän Markus Palions ist ebenfalls ein Fixpunkt und kann variabel in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden.

Verschieben kann sich alles durch die Taktik, die Brand wählt. In der Vorbereitung hat er auch eine Dreierkette einstudieren lassen. Die Variabilität könnte ihm nun zugutekommen, da mit Thomas Paulus ein Innenverteidiger wegen Muskelproblemen ausfällt und der Einsatz eines anderen, der von Sebastian Nachreiner, noch fraglich ist. Umso mehr wird Neuzugang Ali Odabas, der wohl im Abwehrzentrum spielen wird, im Blickpunkt stehen. In den Testspielen hat er bislang einen guten Eindruck hinterlassen.

Bislang noch wenig in den Vordergrund spielen konnte sich der neue Stürmer Markus Ziereis. Es dürfte den Jahn-Verantwortlichen aber sicher vollauf genügen, wenn er pünktlich zum Punktspielbetrieb seinen Torriecher unter Beweis stellt.

Mit dem gelungenen Show-Spiel gegen den FC Augsburg vor vollem Haus hat der Jahn bei den Zuschauern bereits beste Werbung für sich betrieben. Zumindest einige davon werden gegen Aschaffenburg wiederkommen. Mit einer Siegesserie zum Saisonbeginn könnte der Klub die Anhänger vielleicht auf Dauer für sich gewinnen, um dann im besten Fall auch am Ende der Saison mit ihnen zu jubeln. So weit will Brand aber keinesfalls vorausplanen: „Es wird eine lange Reise. Wir spielen jetzt mal und ich bin zuversichtlich, dass die Jungs ihre Leistung abrufen können.“

Aufrufe: 016.7.2015, 12:15 Uhr
Jürgen ScharfAutor