2024-04-19T07:32:36.736Z

Pokal
Fortuna-Trainer Uwe Koschinat beklagt ein „brutales Mentalitätsproblem“ bei seinem Team. FOTO: DPA
Fortuna-Trainer Uwe Koschinat beklagt ein „brutales Mentalitätsproblem“ bei seinem Team. FOTO: DPA

Was die Generalprobe verrät

Vor dem Po­kal­fi­na­le macht es der Bon­ner SC bes­ser als die Köl­ner Fort­una, die in Mainz 0:5 ver­lor. Lun­ga fällt wohl aus

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Wenn ge­lun­ge­ne Ge­ne­ral­pro­ben auf gu­te Pre­mie­ren schlie­ßen las­sen, darf sich Fuß­ball-Re­gio­nal­li­gist Bon­ner SC vor dem Po­kal­fi­na­le am Don­ners­tag ge­gen Fort­una Köln (17 Uhr, Sport­park Nord) schon ein­mal die Hän­de rei­ben. Schließ­lich be­sieg­te der Auf­stei­ger im letz­ten Punkt­spiel der Sai­son 2016/2017 kei­nen Ge­ring­eren als den Meis­ter Vik­to­ria Köln mit 2:0 und be­wies da­mit ein­dru­cksvoll sei­ne gu­te Form.

„Wir ha­ben ge­gen ei­nen gu­ten Geg­ner kei­ne Lö­sun­gen ge­fun­den“, ge­stand Vik­to­ria-Trai­ner Mar­co Ant­wer­pen und wünsch­te sei­nem Kol­le­gen, BSC-Trai­ner Da­ni­el Zill­ken, al­les Gu­te und viel Glück für das Fi­na­le.

Da­ge­gen ging der letz­te Test un­ter Wett­kampf­be­din­gun­gen für den Dritt­li­gis­ten Fort­una Köln gründ­lich da­ne­ben. Beim Ab­stei­ger Mainz 05 II setz­te es ei­ne 0:4-Klat­sche – für den BSC-Fi­nal­geg­ner gleich­be­deu­tend mit den Ge­gen­tref­fern 56 bis 59. Kei­ner kas­sier­te in der 3. Li­ga mehr. Auch die Köl­ner Tref­fer­bi­lanz im Ka­len­der­jahr 2017 lässt zu wün­schen üb­rig. 16 To­re schoss der Ta­bel­len-15.

Fort­una-Co­ach Uwe Ko­schi­nat war trotz der Be­deu­tungs­lo­sig­keit des Spiels in Mainz an­ge­fres­sen. „Das war ei­ne Un­ver­schäm­theit ge­gen­über den mit­ge­reis­ten Zu­schau­ern“, sag­te der Co­ach dem „Köl­ner Stadt An­zei­ger“. Und: „Dass wir mit die­sen Zah­len trotz­dem über dem Strich ste­hen, ist fast schon ein Wun­der.“ Ko­schi­nat, seit Ju­li 2011 Fort­una-Co­ach, sprach von ei­nem „bru­ta­len Men­ta­li­täts­pro­blem“. Aus­wir­kun­gen des 0:4 auf das Po­kal­fi­na­le be­fürch­tet Fort­unas Trai­ner al­ler­dings nicht. „Un­ter Druck funk­tio­nie­ren wir. Wenn wir so spie­len wie beim 2:1-Sieg in Os­na­brück, dann hat Bonn kei­ne Chan­ce.“

Ko­schi­nat weiß aber auch, dass sich sei­ne Fort­una bis da­hin deut­lich stei­gern muss. „Wenn ich die Par­tien der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit als Maß­stab neh­me, sind wir auch in Bonn chan­cen­los.“ Ko­schi­nats Pro­blem sind die vie­len Ver­letz­ten. Er sagt: „Wir lau­fen auf der letz­ten Ril­le.“ Ne­ben den Lang­zeit­ver­letz­ten Kris­tof­fer An­der­sen, Maik Ke­gel und Mau­ri­ce Ex­sla­ger, die al­les­amt Kreuz­ban­dris­se er­lit­ten, feh­len auch die an­ge­schlag­enen Oli­ver Schrö­der und Ku­si Kwa­me.

Dem Fi­na­le sieht Ko­schi­nat mit ei­ner Mi­schung aus Vor­freu­de und An­span­nung ent­ge­gen. „Nach­dem wir uns bis ins Fi­na­le durch­ge­kämpft ha­ben, wol­len wir na­tür­lich auch den Po­kal. Viel­leicht sieht man auf dem Platz kei­nen all­zu gro­ßen Leis­tungs­un­ter­schied“, glaubt der Fort­una-Co­ach. Und er­gänzt: „Aber im Er­geb­nis wird man den Un­ter­schied se­hen.“

BSC-Co­ach Da­ni­el Zill­ken rech­net mit ei­nem top­vor­be­rei­te­ten und vor al­lem top­mo­ti­vier­ten Geg­ner: „Fort­una braucht den Po­kal­sieg – un­be­dingt.“ Ein Er­folg ge­gen den BSC wür­de laut Ko­schi­nat die bis­lang eher durch­schnitt­li­che Sai­son zu ei­ner her­aus­ra­gen­den Spiel­zeit für die Köl­ner ma­chen.

Da­ni­el Zill­ken weiß über sei­ne Mann­schaft nur Gu­tes zu be­rich­ten. „Al­le – ich be­to­ne al­le im Ka­der bren­nen und freu­en sich nach ei­ner für uns über­ra­gen­den Sai­son auf die sport­li­che Her­aus­for­de­rung am Don­ners­tag“, sagt Zill­ken. Die Vor­freu­de sei im­mens. „Als Spie­ler des BSC er­lebt man sol­che Du­el­le vor solch ei­ner Ku­lis­se nicht all­zu oft. Des­halb über­wiegt bei uns die Freu­de. Den Druck hat die Fort­una.“

Ei­ne Ein­schät­zung, die sein Kol­le­ge erst gar nicht ab­strei­tet. „Als Dritt­li­gist sind wir der Fa­vo­rit“, so Ko­schi­nat: „Da­ge­gen kann ich mich nicht weh­ren. Auch wenn es für den BSC ein gro­ßer Vor­teil ist, im ei­ge­nen Wohn­zim­mer zu spie­len.“ Für den BSC-Trai­ner er­scheint der Sprung in die DFB-Po­kal­haupt­run­de, der den Bon­nern zu­letzt 1979 ge­lang, schwer, aber nicht un­mög­lich: „Wir müs­sen ei­ne bru­ta­le Ein­heit bil­den und je­der Spie­ler soll­te über sich hin­aus­wach­sen. Dann sind wir ein rich­tig un­an­ge­neh­mer Geg­ner“. Vor al­lem die Stär­ke des Auf­stei­gers, das schnel­le Um­schalt­spiel, soll den Un­ter­schied zu­guns­ten des Viert­li­gis­ten ma­chen. Bei­spie­le in die­ser Hin­sicht hat der Auf­stei­ger in die­ser Spiel­zeit reich­lich ge­lie­fert. Zu­letzt be­ein­druck­te der BSC mit dem 2:0-Halb­fi­na­ler­folg ge­gen Vik­to­ria Köln.

Auch der 2:1-Sieg in der Run­de der letz­ten Vier am En­de der Sai­son 2014/2015 über Ale­man­nia Aa­chen taugt als Mo­ti­va­ti­ons­sprit­ze. Der Held da­mals – Kel­vin Lun­ga. Er er­ziel­te sei­ner­zeit bei­de Tref­fer. Am Don­ners­tag wird der 23-Jäh­ri­ge al­ler Vor­aus­sicht nach feh­len. Lun­ga war im Spiel ge­gen Vik­to­ria Köln mit Lu­cas Mu­scu­lus zu­sam­men­ge­prallt und hat­te da­bei ei­ne Ge­hirn­er­schüt­te­rung er­lit­ten. „Es sieht nicht gut aus“, sag­te Zill­ken. Al­le an­de­ren Spie­ler, auch Ex-Fort­une Thie­mo-Je­ro­me Ki­al­ka, sind da­ge­gen ein­satz­be­reit und laut Zill­ken in al­ler­be­ster Ver­fas­sung.

Was die Stär­ken der Fort­una be­trifft, warnt der BSC-Co­ach ins­be­son­de­re vor der Phy­sis des Dritt­li­gis­ten. „Wir wür­den je­den Spie­ler der Fort­una bei uns herz­lich be­grü­ßen.“ Un­be­dingt zu ver­mei­den sei­en Stan­dard­si­tua­tio­nen. „Da ist die hal­be Köl­ner Mann­schaft brand­ge­fähr­lich“, sagt Zill­ken.

Der Fuß­ball­ver­band Mit­tel­rhein (FVM) emp­fiehlt al­len Zu­schau­ern und ins­be­son­de­re den­je­ni­gen, die kei­ne Ti­ckets im Vor­ver­kauf er­wor­ben ha­ben, am Don­ners­tag früh­zei­tig an­zu­rei­sen. Auf­grund man­geln­der Park­platz­ka­pa­zi­tä­ten wird zu­dem die Nut­zung öf­fent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel emp­foh­len.

Der Sport­park Nord öff­net sei­ne To­re um 15 Uhr. Rund­um zu­frie­den ist be­reits vor dem Spiel FVM-Prä­si­dent Al­fred Vi­an­den: „Ei­ne bes­se­re Paa­rung als zwi­schen un­se­rem rang­höch­sten Ver­ein und dem Club, der im Sport­park zu Hau­se ist, konn­ten wir uns gar nicht wün­schen.“

Aufrufe: 024.5.2017, 11:00 Uhr
General-Anzeiger / Thomas HeinenAutor