Bonner SC - Sportfreunde Siegen 4:2 (3:2)
Ganz ohne und mit ganz wenig Abstiegsangst spielt es sich leichter. Beim 4:2 (3:2)-Sieg des Fußball-Regionalligisten Bonner SC gegen die SF Siegen ließen beide Abwehrreihen vor den rund 700 Zuschauern im Sportpark Nord zumindest zeitweise die Zügel schleifen. Viel Platz also für die Angreifer, die ihre Freiheiten vor allem in den ersten 45 Minuten weidlich zu nutzen wussten. Zweimal Kelvin Lunga (2., 15.), Geburtstagskind Dario Schumacher (35.) und Lucas Musculus mit seinem 19. Saisontreffer (69.) reduzierten nach 90 unterhaltsamen Minuten die Abstiegssorgen des Aufsteigers BSC auf ein nur noch theoretisches Minimum. Das Polster auf den FC Schalke 04 II auf Rang 15 wuchs auf zwölf Zähler an. Für die Siegener, die die Regionalliga freiwillig in Richtung Oberliga verlassen, trafen Niklas Zeller (3.) und Lukas Hombach (12.).
Gästecoach Thorsten Seibert brachte die Geschehnisse auf den Punkt. „Für die Zuschauer war es ein sehr interessantes Spiel, für uns Trainer eine Partie, die nur schwer zu coachen war und schwer zu analysieren ist.“ Kollege Daniel Zillken nickte dezent und gab sich in der Nachbetrachtung diplomatisch. „Defensiv haben wir uns in der ersten Hälfte nicht so gut angestellt. Nach dem Wechsel wurde das besser. In der Summe haben wir verdient gewonnen.“
Schon vor dem Spiel musste der BSC-Trainer, der das Stilmittel Rotation nur in begründeten Ausnahmefällen anwendet, umstellen. Für den angeschlagenen Rechtsverteidiger Adis Omerbasic warf Zillken Winterneuzugang Anil Capkin ins kalte Wasser. Der 20-Jährige versuchte sich vor seinem Wechsel zum BSC beim FC Reading in England, ist türkischer U 20-Nationalspieler und stammt aus der Jugend des 1. FC Köln.
In der ersten Viertelstunde dürfte dem Neuen in der Bonner Abwehrkette allerdings genauso Hören und Sehen vergangen sein wie seinen Verteidigerkollegen auf beiden Seiten. Gleich vier Treffer ließen die Abwehrketten in dieser Zeit zu – Rekord. Den Reigen abwehrtechnischer Sorglosigkeiten nutzte als Erster Kelvin Lunga, der in der zweiten Minute nach Zuspiel von Lucas Musculus Siegens Schlussmann Dominik Poremba mit einem Lupfer Überwand. Nur 60 Sekunden später jubelte auf der anderen Seite Niklas Zeller über seinen Drehschuss, dem BSC-Keeper Martin Michel nur hinterherschauen konnte. Die Siegener Führung durch Lukas Hombach (12.) rief die Bonner Bank auf den Plan. Zillken & Co. beschwerten sich vehement über eine Abseitsposition, die vom Assistenten übersehen worden sei. Wieder mit rechten Dingen ging es dann beim Bonner 2:2-Ausgeich in der 15. Minute zu. Der an allen Bonner Torszenen beteiligte Connor Krempicki hatte Lunga mustergültig bedient, und wieder gelang es dem schlaksigen Angreifer, Siegens Torhüter zu umspielen. In der 26. Minute allerdings Lunga nach einem Pass von Dario Schumacher zu pomadig und zielte über das leere Tor.
Dennoch sollte es für die Gastgeber zur 3:2-Halbzeitführung reichen. Diesmal überwand Schumacher an seinem 24. Wiegenfest den Siegener Keeper mit einem Linksschuss ins kurze Eck (35.).
Auch nach dem Wechsel durften beide Teams gegen allzu luftig agierende Abwehrreihen weiter dem Angriffsfußball frönen. Zunächst scheiterte Hombach an Michel (47.). In der 54. Minute missglückte Lunga nach einer Freistoßflanke von Schumacher der Kopfball. Mustergültig dann ein Angriff der Gastgeber über Krempicki, der Daniel Somuah auf die Reise schickte. Die anschließende Flanke drückte Musculus zum 4:2 über die Linie (69.). Zehn Minuten später scheiterte Schumacher noch mit einem Freistoß am Lattenkreuz.
Das Thema Klassenerhalt will der BSC-Trainer trotz allem noch nicht ad acta legen. „Wir haben noch sieben Spiele vor der Brust. Wir bleiben auf dem Boden.“
Bonner SC: Michel, Capkin, Lünenbach, Dick, Dündar, Retterath (55. Weber), Schumacher, Krempicki (86. Antoski), Somuah, Lunga (79. Mabanza), Musculus
SF Siegen: Poremba, Sabah, Alp Kurt, Konate, Hombach (65. Uyimwen), Rente, Kammerbauer, Baumann (37. Mißbach), Nebi, Zeller, Zeh (57. Jost)
Tore: 1:0 Lunga (2.), 1:1 Zeller (3.), 1:2 Hombach (12.), 2:2 Lunga (15.), 3:2 Schumacher (35.), 4:2 Musculus (69.)
Zuschauer: 700
Schiedsrichter: Ernst (Duisburg)