2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Bodo Schild, Hauptsponsor  und Minderheitsgesellschafter   der TSV Schilksee Fußball-Projekt gGmbH, wurde am 21. Dezember zum letzten Mal gesehen.
Bodo Schild, Hauptsponsor und Minderheitsgesellschafter der TSV Schilksee Fußball-Projekt gGmbH, wurde am 21. Dezember zum letzten Mal gesehen.

Bodo Schild gibt weiter Rätsel auf

TSV Schilksee: "Weitere Zusammenarbeit nicht vorstellbar" / Wie geht es weiter beim SH-Ligisten?

Legere Kleidung, ein offenes Auftreten und keinerlei Verlegenheit, wenn es um klare Worte geht – so kennt man Bodo Schild. Der Hauptsponsor des Schleswig-Holstein-Ligisten TSV Schilksee galt eine knappe Woche lang als vermisst, stellte Verein, Bekanntenkreis und Familie vor große Rätsel und tut dies gewissermaßen immer noch. Immerhin hat er sich aber mittlerweile bei der Kieler Kriminalpolizei gemeldet – am Donnerstagmorgen.

„Auch wenn die näheren Umstände des Verschwindens von Bodo Schild derzeit noch ungeklärt sind, können wir uns eine weitere Zusammenarbeit mit ihm nicht vorstellen“, präsentierte der Verein am Sonntag als öffentliches Statement auf seiner Internetseite. Der 54-Jährige war seit dem 21. Dezember schlichtweg nicht mehr auffindbar, hatte an jenem Mittwoch letztmalig Kontakt zu Angestellten des Flaggen-Stores, den er geschäftsführend betreibt.

Eine Woche zuvor traf er sich mit TSV-Trainer Stefan Lau und Sven Schuster, seines Zeichens Geschäftsführer der TSV Schilksee Fußball-Projekt gGmbH, zu einem gemeinsamen Essen in Strande. „Ich hatte eine Pizza und Bodo ein Bauernfrühstück“, erinnert sich Lau an seinen letzten Kontakt mit Schild. Dazu gab es Weizenbier und einen sportlichen Rückblick auf die Hinrunde in der SH-Liga, wo man auf einem ordentlichen sechsten Rang überwintert und das Primärziel, die Qualifikation für das bevorstehende Hallenmasters in der Ostseehalle, erreicht hat.

„Ich habe bei dem Essen nichts ungewöhnliches wahrgenommen, sein bald darauf folgendes Verschwinden war für mich also absolut nicht abzusehen. Man kann in einen Menschen ja auch nicht hineinschauen“, erläuterte der A-Lizenzinhaber sachlich und gleichermaßen spürbar angefasst, wusste er zu diesem Zeitpunkt doch nicht einmal um die körperliche Unversehrtheit Schilds.

„Ich kenne Bodo schon seit 18 Jahren, sechs davon haben wir gemeinsam gearbeitet, die meiste Zeit des Tages Seite an Seite verbracht. Daraus erwächst natürlich auch eine Freundschaft. Außerdem war er um die Jahrtausendwende mein Trainer beim Ratzeburger SV. Ich verfiel wirklich in Schockstarre, als ich erfahren habe, dass er verschwunden sei. Wir sind alle ziemlich baff gewesen. Ich hoffe einfach, dass es ihm gut geht“, gab Lau Einblicke in sein Seelenleben und zeigte sich umso erfreuter über das Lebenszeichen des Weggefährten.

Mit Schild ist auch sein Auto verschwunden, das Mobiltelefon indes soll in der Wohnung verblieben sein. Auf die Frage, ob er sich angesichts anhaltender Gerüchte um einen Insolvenzantrag der Fußball-Projekt gGmbH, in die Schild als Minderheitsgesellschafter involviert ist, vielleicht einfach mal eine ausgedehnte Auszeit über die Feiertage genommen habe, entgegnete Lau, dass Schild „dafür eigentlich nicht der Typ sei.“

Gut, dass er sich mit dieser Einschätzung getäuscht zu haben scheint. Nachvollziehbar waren die großen Sorgen allemal, denn selbst Stiefvater Peter Schild habe keinen Kontakt mehr zum zwischenzeitlich Vermissten gehabt. Die angebliche finanzielle Schieflage des TSV Schilksee und den damit verbundenen Insolvenzantrag der 2013 gegründeten Fußball-Projekt gGmbh als Quelle des abrupten Untertauchens dementierte Schuster vehement: „Von so einem Antrag müsste ich als Geschäftsführer wohl wissen. Den gibt es nicht.“ Die kolportierten Kündigungen, die Schild beim Flaggen-Store angestellten TSV-Spielern zum 1. Januar des neuen Jahres ausgestellt haben soll, seien ebenfalls haltlose Gerüchte, so Schuster weiter.

Wie genau es nun beim TSV Schilksee weitergehen wird, darüber würden Gespräche zu Beginn der angebrochenen Woche geführt. „Am Montag und Dienstag werden wir mit Verein und Spielern reden. So genau kann ich das alles im Moment gar nicht beantworten, da sich die Vereinsverantwortlichen ebenso wie ich im Urlaub befinden“, erklärte Schuster am Wochenende. Auch eine Situationsanalyse mit dem Schleswig-Holsteinischen Fußballverband (SHFV) stehen demnach auf dem Programm.

Vielleicht sind die Rätsel um Schilds Verschwinden bis dahin ja gänzlich gelöst und es kann über die sportliche Ausrichtung gesprochen werden. Da gibt es nämlich neben den Abgängen des Sportlichen Leiters Thorsten Gutzeit, des spielenden Co-Trainers Manuel Hartmann, des ebenfalls erst im Sommer gekommenen Lukas Michaelis sowie Lukas Losch und Tom Warncke (hier auf Initiative des Vereins) mittlerweile weiteren Gesprächs- und Handlungsbedarf, denn der Wechsel des technisch beschlagenen und erst 21-jährigen Angreifers Benjamin Petrick (10 Tore in der laufenden Saison) zum Spitzenreiter Eutin 08 ging vor kurzem über die Bühne.

Das ist ein weiterer herber Verlust und eine Behinderung der Umsetzung des mittlerweile traditionellen Neujahrsvorsatzes, mehr Ruhe an der Schilkseer Straße einkehren zu lassen. Die Konkurrenz nimmt diese Unruhe offensichtlich wahr und wirbt aktiv und heftig um weitere „Fördekicker“. Worst-Case-Szenarien in Form eines Zwangsabstiegs im Falle einer doch eintretenden Insolvenz der gGmbH sind laut Hans-Ludwig Meyer, Präsident des SHFV, jedoch nicht zu befürchten. Auch die Teilnahme am „Masters“ sei keineswegs in Gefahr.
Aufrufe: 02.1.2017, 07:00 Uhr
SHZ / wtiAutor