"Bodde" beerbt Berthold Schlegel

Zwar erfassen Zahlen kein Lebenswerk ausreichend, dennoch liefern sie Anhaltspunkte, um das Erreichte zu verbildlichen. Im Fall von Schiedsrichter-Obmann Berthold Schlegel warteten einige Hausnummern auf, die die anwesenden Schiedsrichter am Freitagabend im Ehinger "Adler" zum Staunen brachten. Als höchster Vertreter der Schiedsrichtergruppe Ehingen stellte Schlegel seine Dienste 33 Jahre lang zur Verfügung. In drei Jahrzehnten fanden unter seiner Leitung rund 300 Schulungen, 60 kameradschaftliche Veranstaltungen, 134 Ausschusssitzungen sowie sage und schreibe 85 520 Besetzungen von Spielen statt. "Dass jemand so lange eine Ehrenamt ausübt, wird immer seltener", bedankte sich sein bisheriger Stellvertreter Josef Rapp, der später zu seinem Nachfolger gekürt werden sollte. Auch Verbands-Schiedsrichter-Obmann Giuseppe Palilla fand für Schlegels Verdienste lobende Worte: "Das Ganze kann nur funktionieren, wenn man sich Leidenschaft zum Auftrag macht."

Der Startpfiff für Schlegels Tätigkeit fiel 1970. Seit 1975 leitete er Bezirksligapartien, sechs Jahr später schaffte er den Sprung in die Oberliga - damals dritthöchste Klasse im Fußballsport. Zusätzlich wurde er 1981 Obmann in Ehingen. Zu diesem Zeitpunkt gehörte er zum DFB-Kader für Schiedsrichterassistenten in der 1. und 2. Bundesliga. Während seiner zehnjährigen Zeit beim Württembergischen Fußballverband leitete Schlegel 1418 Spiele, unter anderem DFB-Pokal-Begegnungen. Viel Zeit investierte er, zum Teil parallel, in die Beobachtung von Schiedsrichternachwuchs.

Unter den Augen der zahlreichen Gäste, zu denen auch Bezirksvorsitzender Jürgen Amendinger und Christel Geltenbort-Maier von der Abteilung Schiedsrichterwesen beim WFV zählten, wurde Schlegel eine doppelte Ehrung zuteil: Er ist nicht nur neues Ehrenmitglied der Schiedsrichtergruppe Ehingen, sondern ebenfalls Ehren-Obmann.

Ein Verdienst von Schlegel und seinem Ausschuss drückt sich in der Gewinnung und dem Erhalt von Schiedsrichtern aus. Im Vergleich zur letzten Hauptversammlung vor drei Jahren um lediglich eins auf 152 Schiedsrichter. Erfreulich sei die Zunahme um drei auf nun acht Schiedsrichterinnen. "Die Fluktuation im Schiedsrichter-Bereich ist enorm", beschrieb Schlegel die aktuelle Situation. "Den Bestand zu halten ist nicht normal und geht gegen den Trend in Württemberg. Ausbildung und Erhalt funktionieren, das ist perfekt", zeigte sich Verbands-Obmann Palilla aber zufrieden. Auch im Bereich Futsal sei Ehingen mit Schiedsrichtern "mehr wie ausreichend versorgt". Anders sieht es beim Besuch der Leistungsprüfungen und -treffs aus, die "nicht den Anklang finden" und wieder mehr genutzt werden sollen.

Einstimmig verlief die Entlastung Schlegels. Auch bei der Wahl des neuen Obmanns wurde Josef "Bodde" Rapp als neuer Vorsitzender gewählt. Das nötige Rüstzeug erhielt Rapp direkt von seinem Vorgänger Schlegel: Neben materiellen Dingen wie einer überdimensionierten symbolischen Pfeife, einen Spendenball und eine Klingel, um die Tagungen einzuläuten, fließen 15 Jahre Erfahrung im Ausschuss und sechs Jahre als Stellvertreter mit ein. Der 63-Jährige bedankte sich für den Vertrauensvorschuss, dem er gerecht werden müsse: "Es sind große Fußstapfen. Aber eines ist sicher: Alleine kann ich es nicht bewerkstelligen." Mit Peter Mast als Stellvertreter zählen auch Marc Falk und Michael Gienger neu zum Ausschuss. "Miteinander geht es nicht nur leichter, sondern besser", fügte Mast hinzu.

Ebenfalls aufgehört hat Spieleinteiler Karl Götz. Seine Funktion übernimmt Peter Mast. Wie Rapp vorrechnete, verbrachte Götz vier Jahre reine Arbeitszeit mit der Einteilung von mindestens 72 000 Partien. Grund genug, auch ihn zum Ehrenmitglied zu ernennen. "Leider verlieren wir mit Berthold und Karl zwei Glanzlichter, die weit über den Bezirk bekannt und geschätzt werden." Für Schlegel aber schloss sich im "Adler" Freitag ein Kreis: "Hier begann 1981 meine Obmanntätigkeit und sie endet ebenfalls heute hier."