2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Am Ball: Kerstin Berg. F: Klaus-Dieter Schreiter
Am Ball: Kerstin Berg. F: Klaus-Dieter Schreiter

Blöde Sprüche von alten Männern

Kerstin Berg hat beim TSV Frauenaurach vor 40 Jahren mit Fußball angefangen

Kerstin Berg hat das Fußballspielen angefangen, als die ARD mit Bärbel Wohlleben die erste Torschützin des Monats kürte und die Profi-Frauen gerade ihre dritte Deutsche Meister­schaft überhaupt ausspielten. Das war vor knapp 40 Jahren. Seither hat sich viel verändert. Kerstin Berg nicht. Sie spielt immer noch Fußball.
Frau Berg, Glückwunsch. Sie hat­ten kürzlich Ihren 50. Geburtstag. Jetzt ist aber mal gut mit Fußball.

Kerstin Berg: Überhaupt nicht. Ich spiele so lange, wie es mir Spaß macht.

Sie haben angefangen, als Fußball noch reine Männersache war.

Berg: Das war es. Bei uns in der Region gab es nur zwei Frauen-Teams, Brand und Frauenaurach. Ich habe mich dann für Letzteres entschie­den.

Die Bundesliga-Fußballerinnen wurden oft belächelt. Sie auch?

Berg: Wir wurden damals akzep­tiert. Mehr nicht. Es kamen nie Zuschauer.

Kein Hohn und Spott?

Berg: Wenn die alten Männer zuge­sehen haben, gab’s schon blöde Sprü­che. Auch Beschwerden, wir würden doch sowieso nur den Rasen kaputt­machen. Aber das war uns egal.

Wie sind Sie zum Fußball gekom­men?

Berg: Bei uns in Niederndorf habe ich immer mit Jungs auf der Wiese gespielt. Daheim habe ich geübt — und dabei oft die Kellerfenster meines Elternhauses eingeschlagen ...

...und dann gab’s Ärger.

Berg: Meine Mutter war nicht begeistert. Sie hat auch geschimpft. Mein Vater hat dann Git­ter vor den Fenstern angebracht. Er war immer stolz, dass ich Fußball spiele.

Hat er Sie bestärkt, in einen Verein zu gehen?

Berg: Ja. Das war etwas Besonderes für mich. An meine allerers­te Partie kann ich mich heute noch erinnern.

Wirklich?

Berg: Wir haben gegen Hausen gespielt. Ich war aufgeregt. Als ich zum ersten Mal den Ball hat­te, bin ich in die falsche Richtung gelaufen.

Oh nein...

Berg: Ich habe mich gewundert, warum mich niemand angreift. Irgendwann habe ich es dann gemerkt.

Trotzdem blieben Sie beim Fußball.

Berg: Freilich. Mein Trainer war Armin Eich. Er hat mich bestärkt.

Heute wie damals?

Berg: (lacht) Ja, Armin ist wieder mein Trainer. Früher hat er meine Jugendmannschaft trainiert. Jetzt ist er Coach bei den Damen.

Was hat sich verändert?

Berg: Früher haben wir wirklich jede Frau genommen, die Fußball spie­len wollte. Hauptsache, den Ball irgendwie nach vorne schießen. Jetzt üben wir Doppelpässe und Angriffs­kombinationen, gehen härter in die Zweikämpfe. Und wenn junge Spiele­rinnen ins Team kommen, sind die richtig gut. Die haben von klein auf geübt, wie man den Ball richtig stoppt. Mit 20 lernt man’s nicht mehr.

Sind Spielerinnen besser, wenn sie in der Jugend mit Jungs trainieren?

Berg: Ja, das merkt man brutal.

Spielen Frauen jetzt besser Fußball als früher?

Berg: Ja. In Frauenaurach sieht man das auch an den Zuschauerzah­len. Wir zeigen den schöneren Fuß­ball, sehenswerte Spielzüge. Normal kommen 50 bis 100 Zuschauer, bei den Aufstiegsspielen zur Bezirks­oberliga waren es sogar 300.

Früher wollte niemand Frauen-Fuß­ball sehen.

Berg: Das hat sich total geändert. Jetzt fahren manche auch mit zu den Auswärtsspielen.

Und wie lange fahren Sie mit?

Berg: Spielen möchte ich noch ein Jahr, oder zwei. So lange es eben geht.

Aufrufe: 04.9.2015, 10:19 Uhr
Erlanger NachrichtenAutor