25 Jahre sei er jetzt im Geschäft, sagt Stefan Wagner, „aber so ein Fußballspiel wie in Cham habe ich noch nicht erlebt“. Seine Mannschaft vom TSV Bad Abbach verlor in der Landesliga Mitte beim ASV Cham mit 1:6 (0:1). Das Unfassbare für Wagner war aber nicht die deftige Pleite, sondern der Verlauf der Partie. „Wir hatten 70 Minuten alles im Griff, kriegen ein Kopfballtor zur 2:1-Führung wegen angeblichen Abseits aberkannt und dann schenken wir das Spiel durch individuelle Fehler ab.“
Für die Chamer Gastgeber hätte der Auftakt in die Landesliga-Saison im neuen Sportzentrum Quader dagegen nicht besser laufen können. Der ASV ist gleich der erste Spitzenreiter. Die zum engeren Favoritenkreis zählenden Chamer setzten ein Ausrufezeichen. Doch das klare Ergebnis trügt, denn die Bad Abbacher waren keineswegs die schlechtere Mannschaft. Doch durch besagte Fehler beim TSV wurden Bierlmeier & Co. in der zweiten Halbzeit regelrecht zum Toreschießen eingeladen.
Vor allem im ersten Durchgang hatte die Gästemannschaft um Neu-Trainer Wagner die Rot-Weißen extrem unter Druck gesetzt. Nach dem Ausgleichstreffer kurz nach der Pause schien das Spiel zugunsten des TSV zu kippen. Den Unmut der Bad Abbacher musste Schiri Alexander Schuster über sich ergehen lassen, weil er einen Treffer wegen angeblichen Abseits nicht gab. Neuzugang Urban Wazlawik hatte das Leder per Kopf in die Maschen befördert. Es wäre das 2:1 für die Gäste gewesen. „In einer anderen Situation ging Stefan Schmidl allein aufs Tor – sein Ball wurde von der Linie gekratzt. Wir waren an der Führung dran“, schüttelte Wagner den Kopf.
„Ich habe trotzdem viel Positives gesehen.“ Stefan Wagner
Dafür klappte es für die Kicker von der Freizeitinsel gleich nach Wiederbeginn. Sigl zirkelte einen Freistoß über die Mauer ins Eck zum 1:1 (47.). Der TSV war wieder im Spiel und drauf und dran, den nächsten Treffer zu erzielen. Als Schmidl nur mehr das leere Tor vor sich hatte, klärte ASV-Youngster Thomas Zollner gerade noch auf der Linie. Das 2:1 für den TSV pfiff der Schiri wegen Abseits zurück.
Die zweite Halbzeit wurde von Minute zu Minute spannender. Bei Bad Abbach schlichen sich Fehler im Spielaufbau ein. Bierlmeier erzielte auf Vorarbeit von Daniel Engl das 2:1 (65.). Nach Bergers Freistoß segelte Chams Top-Neuerwerbung Michael Plänitz (FC Amberg) in den Ball, der aber nur an die Latte ging (73.). Ein Torwartfehler begünstigte den dritten Chamer Treffer durch Bierlmeier (79.). „Die Tore zum 2:1 und 3:1 dürfen so nicht fallen. Schnitzer im Fußball passieren, aber zwei davon binnen kurzer Zeit haben uns um den Lohn der Arbeit gebracht“, sagte Wagner. Eine klasse Reaktion zeigte ASV-Keeper Andreas Lengsfeld gegen Wazlawik. Und Mario Mühlbauer war gleich zweimal hintereinander zur Stelle und machte die Nachschuss-Gelegenheiten von Sigl auf der Linie zunichte (80.).
„Wir haben gegen einen bärenstarken Gegner gespielt.“ Uwe Mißlinger
Chams Coach Uwe Mißlinger maß die Partie auch nicht am 6:1: „In der Pause habe ich versucht, die Mannschaft aufzubauen, weil uns Bad Abbach extrem Probleme bereitet hat. Der Gegner macht gleich nach der Halbzeit den Ausgleich durch ein Traumtor von Sigl. Da war mir nicht mehr ganz wohl. Entscheidend war, dass uns die Tore vom Gegner aufgelegt wurden. Wir haben gegen einen bärenstarken Gegner gespielt, der kein Gramm schlechter war als wir.“ Stefan Wagner sagte denn auch: „Am Montag im Training werde ich die Burschen wieder aufrichten.“