2024-05-02T16:12:49.858Z

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Bitte keine Eier mehr!

Sprüche rund um den Fußball: Mal philosophisch, mal schlicht, mal größenwahnsinnig

In seinem Buch "Fußball ist ding, dang, dong - 333 Zitate rund um das schönste Spiel der Welt" (Delius Klasing) hat der aus der Region stammende Sport- und Kulturjournalist Marco Fuchs Skurriles, Lustiges und manchmal gar Philosophisches versammelt.
Trier. "Wenn ich so Fußball gespielt hätte wie er, als Wadenbeißer, dann hätte ich mit 18 Jahren meine Schuhe verbrannt." Sagte einst Klaus Toppmöller über Berti Vogts. Oder: ein klassischer José Mourinho: "Ich habe ein Problem - ich werde immer besser." Das sind nur zwei von 333 Fußballer-Weisheiten, die Marco Fuchs zusammengetragen hat. Im Interview mit TV-Redakteur Andreas Feichtner sagt er, was er an Mourinho und Johan Cruyff schätzt, welche Sprüche er nie wieder hören will und was er an Trier vermisst.

Welches der 333 Zitate würden Sie sich am ehesten auf den Unterarm tätowieren lassen?
Marco Fuchs: Theoretisch "Bevor ich einen Fehler mache, mache ich ihn nicht", von Johan Cruyff. Das stecken 50 Prozent Philosophie und 50 Prozent Größenwahn drin. Eine Mischung, der ich mit großer Sympathie begegne. Praktisch würde ich auf ein Unterarmtattoo aber verzichten. Ich habe jetzt eher den Thomas-Müller-Körperbau und nicht den von Arturo Vidal. Da sollte man realistisch sein, was einem steht und was nicht.
Welche drei Fußballer-Phrasen wollen Sie nie wieder hören oder lesen?
Fuchs: Wenn Spieler direkt nach einer schlimmen Verletzung twittern "Ich werde stärker zurückkommen", denke ich immer: Mensch, Junge, heul doch erst einmal 24 Stunden und dann wird’s schon wieder. Immer diese sektenartigen Motiviationsfloskeln, furchtbar. Auch das Sammer-Mantra, jedes Spiel gegen einen Achtligisten im Pokal "seriös" beziehungsweise "mit Demut" anzugehen, nervt mich. Als neutraler Zuschauer kann ich von den Überheblichkeiten der Großkopferten doch nur profitieren. Die allerschlimmste Phrase überhaupt ist allerdings "Das ist Fußball". Damit kann man achselzuckend ein 0:5 genauso einordnen wie den Champions-League-Sieg in der Nachspielzeit.
Welcher Trainer oder Fußballer liefert aktuell die besten Sprüche?
Fuchs: José Mourinho ist ein verlässlicher Garant für dauerhaften Nachschub. Bei ihm trifft der eingangs erwähnte Größenwahn auf Sprachgefühl und einen fürs Fußballgeschäft eher seltenen Blick über den Tellerrand. Und er ist sich nicht zu schade, auch mal bewusst spöttisch über Spieler und Trainerkollegen zu sprechen. Damit stellt er eine große Ausnahme dar, das traut sich sonst kaum noch einer.

Wo haben Sie die Zitate her? Und wie lange hat die Suche gedauert?
Fuchs: Die Recherche verlief ganz klassisch: Ich habe mir viele Saisonrückblicke angeschaut, Biographien gelesen und in nationalen und internationalen Zeitungsarchiven nach passenden Sätzen gesucht, bis ich genügend zusammen hatte, bei denen mein persönlicher Humordetektor anschlug und ich das Gefühl hatte: Davon habe ich die meisten vorher noch nicht gekannt. Insgesamt war ich damit vier bis sechs Wochen beschäftigt.
Jeder Profifußballer ist genauestens gebrieft, wie er bei Interviews zu antworten hat. Wer nur halbwegs kritisch zu eigenen Kollegen ist, bekommt schnell die Konsequenzen zu spüren - zuletzt etwa Mats Hummels. Hören Sie sich die Standard-Antworten auf die Standardfragen der Fieldreporter überhaupt noch an?
Fuchs: Natürlich. Es ist ja wie beim Spiel selber: Jedes Interview startet bei 0:0 und niemand weiß, ob nicht doch einer die Nerven verliert, den Gegenüber beschimpft oder die Schiedsrichterleistung als Skandal des Jahrhunderts bezeichnet. Aber mittlerweile passieren die kleinen Aussetzer oder seltenen Momente der unverfälschten Ehrlichkeit natürlich eher bei Twitter oder Facebook als am Mikro nach Spielschluss.
Welche Zitate haben Sie bewusst rausgelassen?
Fuchs:Zum einen die immer und immer wieder aufgewärmten wie Andy Möllers "Mailand oder Madrid", zum anderen die mit einer wackligen Beweislage. Podolskis angebliches "Fußball ist wie Schach ohne Würfel" zum Beispiel ist gar nicht von ihm, sondern von Jan Böhmermann aus einer Podolski-Parodie. Und Olli Kahns "Wir brauchen Eier" möchte ich persönlich einfach nicht mehr hören, weil es für mich das häufig so unangenehm Machohafte und Breitbeinige im Fußball symbolisiert. AF Extra Marco Fuchs(41) ist gebürtiger Idar-Obersteiner. Von 1994 bis 2008 lebte er in Trier, seitdem als freier Journalist in Hamburg. Was er an Trier wirklich vermisst? "Nur die Eintracht und das Moselstadion." AF Fußball ist ding, dang, dong: 333 Zitate rund um das schönste Spiel der Welt. (erschienen bei Delius Klasing, broschiert, 124 Seiten, 9.90 Euro). Foto: pappelstudioz.com

Aufrufe: 022.10.2015, 22:12 Uhr
volksfreund.de/Andreas FeichtnerAutor