2024-04-22T13:47:39.148Z

Interview der Woche
Jacqueline Seipp im Outfit des SV Ehringshausen Foto: Seipp
Jacqueline Seipp im Outfit des SV Ehringshausen Foto: Seipp

Bis dass das Knie sie stoppte...

Nachgetreten: +++ Jacqueline Seipp vom SV Ehringshausen im Interview / Verletzung stoppte Aufwärtstrend +++

Nur wenige Minuten, nachdem wir Ende Mai dazu aufgerufen hatten, "heimliche Helden" des Fußballs bei FuPa Mittelhessen zu melden, erreichte uns eine Mail aus dem Frauen-Kader des SV Ehringshausen. Vorgeschlagen wurde uns Jacqueline Seipp, die eine famose Saison spielte - ehe ihre Kniescheibe die Karriere vorerst scharf ausbremste. Lest im Interview, wie es dazu kam, wie es im Vogelsberg so ist, aufzuwachsen, und warum ihr Vater eine derart wichtige Rolle für ihre sportliche Verbesserung spielte.

Hallo Jacqueline,

Deine Mitspielerin Karina hat dich bei uns als „Heimliche Heldin“ vorgeschlagen. Sie meint, du hättest dich in der vergangenen Saison beim SV Ehringshausen enorm weiterentwickelt. Inwiefern ging es denn aus deiner Sicht so steil bergauf?

Nach einem Trainerwechsel haben wir die Viererkette eingeführt. Das hat uns gut getan, auch ich habe im Zuge der Umstellung mit der linken Innenverteidigerposition meine Wunschposition gefunden. Zugleich sind wir als Team unheimlich zusammengewachsen. Und dann ist da noch mein Vater: Er unterstützt mich immerzu, ist bei jedem Spiel dabei und immer mit konstruktiver Kritik zur Stelle. Man kann es vielleicht so zusammenfassen: Die Systemumstellung, die guten Tipps meines Vaters sowie die tolle Teamstimmung haben meine Verbesserung bewirkt.

Dann hat dich jedoch eine Knieverletzung ausgebremst…

Genau, beim Heimspiel gegen die SG Gansbachtal habe ich einen Ball in letzter Sekunde geklärt, dabei ist meine Kniescheibe rausgesprungen. Fast noch in der gleichen Bewegung habe ich sie beim Auftreten wieder reinspringen lassen. Leider sind dabei vier Millimeter Knorpel abgesplittert. Am 11. Mai musste ich deshalb operiert werden. Das lief soweit gut, aber war und ist natürlich sehr bitter.

Wann darfst du wieder ins Training einsteigen?

Ich hoffe, es ist Ende des Jahres möglich. Dafür mache ich zweimal die Woche Krankengymnastik und gehe außerdem regelmäßig schwimmen. Verletzungen am Knie sind einfach eine Katastrophe.

Wenn wir mal die Uhr noch weiter zurückdrehen: Wie bist du denn zum Fußball gekommen?

Mit vier habe angefangen, im Verein bei den Bambinis zu spielen. Bei Mücke/Weickartshain habe ich dann lange bei den Jungs mitgekickt, mit zwölf Jahren ging es dann nach Mücke, und mit 16 bin ich in Ehringshausen eingestiegen und war recht schnell an der ersten Mannschaft dran. Meine Familie ist auch absolut fußballverrückt. Mein Vater hat lange aktiv gespielt und trainiert, mein Bruder spielt nach Engagements für Homberg und Stadtallendorf nun Verbandsliga in Braunfels.

Wie war es überhaupt, entlang der Felda aufzuwachsen? Für Jugendliche geht da wahrscheinlich nicht sooo viel?

Ja, das war in Bezug auf Unternehmungen oft etwas schwierig. Ich absolviere gerade in Frankfurt und Offenbach ein duales Studium und bin in Gießen zur Schule gegangen. Im Vergleich dazu ist hier natürlich eher tote Hose. Ich bin froh, dass wir beim SV Ehringshausen so einen großen und aktiven Verein haben. Und ich mag es hier. Ein Umzug gen Südhessen ist nicht geplant, das Pendeln macht mir wirklich nichts aus. Aber, um den Kreis zu schließen: Ja, entlang der Felda ist ansonsten nicht so viel los (lacht)

Wie verbringst du denn deine Freizeit außerhalb des Vereins gerne?

Ich unternehme viel mit Freunden, auch vielen Fußballern, nach dem Training oder nach Spielen machen wir öfters noch was. Ansonsten genieße ich auch die Zeit mit meinem Freund, hoffentlich können wir bald wieder zusammen joggen. Und ich bin Babysitterin für zwei kleine Jungs. Alles Ausgleich zur Arbeit.

Mit Ex-Profi Sandra Metz war neulich ein Ex-Profi mit SVE-Wurzeln bei euch zu Gast. Ist sie eine Art Vorbild für euer Team?

Wir sind ja eine sehr junge Truppe, insofern war sie uns ehrlich gesagt gar nicht sooooo bekannt. Ich war an diesem Tag auch leider verhindert, kann da also nicht viel zu sagen.

Ein Satz ist von ihrem Besuch überliefert: „Die schönste Zeit hatte ich in Ehringshausen“. Erklär mal: Wieso ist es so toll bei euch?

Es macht einfach unheimlich viel Spaß hier. Die Teamstimmung ist klasse. Und unsere Fans sind der Wahnsinn, die kommen fast überall mit hin! Und in der Mannschaft haben wir auch auf dem Feld einen tollen Zusammenhalt. Spaß im Training, vor und nach dem Spiel. Aber sobald angepfiffen wird, ziehen wir die Partien richtig konzentriert durch, wie es sein sollte.

Warum habt ihr dann dennoch auf den Verbandsliga-Aufstieg verzichtet?

Das liegt in unserem jungen Durchschnittsalter begründet. Der Sprung zwischen den Ligen ist enorm. Wir wollen erst noch mindestens eine Saison Erfahrung sammeln und Zweikampfhärte gewinnen.

Was sind eure Ziele für die nächste Runde – und deine persönlichen`?

Ich will einfach nur gesund und fit werden, damit ich der Mannschaft endlich wieder sportlich helfen kann. Und auch mein Kopfballspiel will ich weiter verbessern. Die Mädels legen so wunderbare Standards an den Tag und ich will noch mehr davon entsprechend verwerten. Als Team wollen wir unsere Meisterschaft im Idealfall bestätigen und mindestens weit vorne mitspielen. Und einen netten Trainer finden, aktuell ist der Posten nämlich bei uns vakant.

Zum Schluss darfst du traditionell jemanden grüßen!

Ich grüße meine Teamkollegen vom SV Ehringshausen, meine Familie und meinen Freund. Und natürlich nochmal meinen Papa, der einfach immer für mich da ist, mir mit vielen Tipps konstruktiv weiterhilft und damit große Verantwortung daran trägt, dass meine Formkurve bis zur Verletzung nach oben zeigte.

Aufrufe: 014.7.2016, 15:56 Uhr
Dennis BellofAutor