2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
"Heimspiele"-Autor Bernd Sautter. Foto: Silberburg Verlag
"Heimspiele"-Autor Bernd Sautter. Foto: Silberburg Verlag

Bernd Sautter: "Literarische Lücke gefüllt"

Interview mit dem Fußballbuch-Auto Bernd Sautter

Bernd Sautter hat ein Buch geschrieben, auf das man in Baden-Würrtemberg lange hat warten müssen. Wir haben mit dem Autor von "Heimspiele - Wahre Fußball-Geschichten, die unter die Grasnarbe gehen" über sein Buch, Vorbilder und Groundhopping gesprochen.

Bernd Sautter kam zur Welt, als das Wembley-Tor fiel. Da ihn in der C-Jugend des TSV Aurich kein Bundesliga-Trainer entdeckte, lernte er Foto-Design. Danach begann er zu schreiben. Erst für die Werbung, dann über Fußball. Fußballspiele hat er sich in 20 Ländern und 30 Ligen angesehen. Monatelang ist er für sein erstes Buch gereist, hat fotografiert und recherchiert. Herausgekommen ist ein Werk, das den Leser mitnimmt auf eine Reise durch die Zeit und in die Tiefe des Raumes. Wir haben mit ihm gesprochen.

Hallo Bernd, Du kommst aus der Werbebranche und hast nun ein Buch über den Fußball geschrieben. Woher kommt die Vorliebe für „die schönste Nebensache der Welt“?
Bernd Sautter: „Ich bin schon viele Jahre Fußballfan und seit über zwei Jahrzehnten auch als Groundhopper unterwegs. In über 20 Ländern durfte ich schon Fußballspiele vor Ort sehen. Egal, ob Südamerika oder Europa. Manchmal bin ich alleine unterwegs, manchmal in Gruppen, meine ganze Urlaubsplanung dreht sich meist um das „hoppen“.

Wie kam es dann dazu, dass sich „Heimspiele“ ausschließlich dem Fußball in Baden-Württemberg widmet?
Sautter: Auf einer meiner Reisen fiel mir auf, dass ich nun schon wirklich viel gesehen habe, aber über den Fußball aus meiner Heimat vergleichsweise wenig weiß. Nach kurzer Recherche zeigte sich zudem, dass es darüber einfach kaum Bücher gibt. Ich habe sozusagen nur eine literarische Lücke gefüllt.

Gab es Vorbilder?
Sautter: Sicherlich. Schaut man beispielweise ins Ruhrgebiet so gibt es da viele Autoren und Bücher, die sich mit dem Fußball, seiner Geschichte und der Bedeutung für die Identität der Menschen dort beschäftigen. Man denke nur an Christoph Biermann, Ben Redelings oder Frank Goosen. In Baden-Württemberg gab es höchstens Vereinschroniken oder Nachschlagewerke. Kein Buch, das wirklich die Geschichten hinter den Orten und um die Protagonisten erzählt. Also habe ich mich ans Werk gemacht.

Wie lange hat es gedauert?
Sautter: Insgesamt habe ich rund zwei Jahre dafür recherchiert und bin herumgereist, um mit den Leuten vor Ort zu sprechen. Auch die Bebilderung habe ich zu großen Teilen selbst gemacht.

Gab es eine Geschichte, die dich besonders beeindruckt hat?
Sautter: Ja, die gab es. Nämlich die von dem Mann, der tatsächlich ein ganzes Stadion selbst gebaut hat und dafür rund zehn Jahre benötigte. Ohne Auftrag, ohne Lohn und ohne fremde Hilfe. Bei der Recherche fand ich im Internet eine Telefonnummer und habe nassforsch einfach mal angerufen. Wenige Wochen später saß ich bei Albrecht Olbrechts, stolze 99 Jahre alt, im Wohnzimmer und wir begutachteten alte Pläne und er erzählte seine Geschichte. Und die hat mich wirklich sehr berührt.

Gab es auch welche, die es nicht ins Buch geschafft haben?
Sautter: Auch die gab es. So etwa die von Tim Wiese, der bei einer Faschingsveranstaltung in Neckarsulm rausgeworfen wurde. Oder jene von Mario Gomez, der auf einem Platz bei Zwiefalten das kicken lernte. Die fand ich letztlich zu banal. Die des Hausmeisters im Hoffenheimer Stadion, der einst für den berühmten Beschallungs-Skandal verantwortlich zeichnete, hätte ich gern mit rein genommen. Aber da verweigerte mir der Verein die Zusammenarbeit.

Das hört sich so an, also könnten sich die Leser dennoch auf eine Fortsetzung freuen.
Sautter: Die wird es sicherlich geben. Allerdings mit einem veränderten Konzept. Ich halte nichts von den gängigen Fortsetzungs-Geschichten. Denn für „Police Academy“ Teil XYZ geht ja auch keiner mehr ins Kino.

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An diesem Freitag ist Bernd Sautter beim "StN-Stadtschreibtisch" im Buchhaus Wittwer (Beginn 15 Uhr), zusammen mit Cacau, Gilbert Gress und anderen. Kaufen kann man das Buch direkt beim Silberburg-Verlag für 29,90 Euro. Weitere Informationen zum Buch und den Blog des Autors gibt es unter: www.heimspiele-buch.de


Aufrufe: 08.10.2015, 08:00 Uhr
Philipp MaiselAutor