2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der VfL Bad Berleburg ist im Meisterziel. Die Mannschaft vom Stöppel legte in der Fußball-Bezirksliga eine bemerkenswerte Kontinuität hin. Am Ende war dies ausschlaggebend im Titel- und Aufstiegsrennen. Foto: sta
Der VfL Bad Berleburg ist im Meisterziel. Die Mannschaft vom Stöppel legte in der Fußball-Bezirksliga eine bemerkenswerte Kontinuität hin. Am Ende war dies ausschlaggebend im Titel- und Aufstiegsrennen. Foto: sta

Berleburgs Konstanz ist Birkelbachs Pech

In der entscheidenden Saisonphase punktet nur der VfL auf einem hohen Niveau und wird Meisterrn

„Alles ist möglich“ titelte die Siegener Zeitung am 12. August 2016, zwei Tage vor Saisonbeginn der Fußball-Bezirksliga 4 im Hinblick auf die Aussichten der beiden Wittgensteiner Vertreter VfL Bad Berleburg und Sportfr. Birkelbach in ihrer Spielklasse.

Die Teams waren mit durchaus unterschiedlichen Voraussetzungen gestartet. Nun ist klar: Die Kurstädter haben ihren „Umbruch“ (sieben Ab- und elf Zugänge nach dem Abstieg) meisterlich vollzogen und kehren in die Landesliga zurück, währenddessen die eingespielte Birkelbacher Truppe die eigenen Ziele mit Platz 3 – die Vizemeisterschaft holte sich Eslohe beim Saisonkehraus im direkten Duell – erfüllte, aber es nicht schaffte, dauerhaft mit dem VfL Bad Berleburg Schritt zu halten.

Das sah zum Saisonstart noch anders aus, denn bis zum 8. Spieltag standen die Sportfreunde – Ausnahmen bildeten die Spieltage zwei und drei – an der Tabellenspitze der Bezirksliga, wurden dann aber erstmals vom VfL Bad Berleburg abgelöst, der eine Woche zuvor den bis dahin unbesiegten Birkelbachern (5 Erfolge, 2 Remis) die erste Niederlage bei gebracht hatte (2:1 am heimischen „Stöppel“/Ahmad Ibrahim traf doppelt, Dennis Neuser konnte nur noch verkürzen), so den Blau-Gelben den ersten Dämpfer verpasste, der auch sieben Tage später noch nachhing und in einer 1:2-Pleite gegen den FC Arpe-Wormbach mündete, worauf die Kurstädter die Gunst der Stunde nutzten und erstmals den Thron der Liga bestiegen.

14 Partien stand die damalige Elf von Ralph Schneider in Folge „oben“, bis zum Derby-Rückspiel in Birkelbach, das schon vor dem Anpfiff für jede Menge Schlagzeilen sorgte. Denn trotz der Tabellenführung seit dem 9. Oktober stellten sich die VfL-Kicker gegen ihren Coach Ralph Schneider, woraufhin der Eschenbacher noch vor dem Nachbarschaftsduell am 2. April rausgeschmissen wurde. Für Außenstehende überraschend, kam dieser Schritt für viele Kenner des Berleburger Fußballs nicht ganz von ungefähr. Denn das, was auf dem Platz perfekt funktionierte, spiegelte sich im Miteinander zwischen Linienchef und Team außerhalb des Feldes überhaupt nicht wider und geriet zu einem zwischenmenschlichen Missverständnis.
Mit Interimscoach Marcus Goßler, zuvor Schneiders Co-Trainer und im weiteren Verlauf zum Wohlwollen des Kaders zum „Chef“ benannt, gab es allerdings eine 0:1-Pleite beim Rivalen. Die hatte Nikola Novakov mit einem umstrittenen Strafstoß besiegelt und Bad Berleburg von der Spitze geschossen – der VfL hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings auch zwei Partien weniger als die Sportfr. Birkelbach ausgetragen –, Eslohe damit für zwei Spieltage hinauf gehievt und den Sportfreunden die Hoffnung zurückgegeben, vielleicht doch bei der Titelvergabe noch ein Wörtchen mitsprechen zu können.

Jedoch: Der VfL Bad Berleburg und Goßler ließen sich von dieser Pleite nicht aus der Ruhe bringen, eroberten sich schon 14 Tage später die Tabellenführung zurück, starteten eine Serie von sechs „Dreiern“ in Serie, holten drei Spieltage vor Ende die „Schale“ gegen Langenholthausen (5:2) und profitierten dabei von den Patzern der beiden verbliebenen Konkurrenten aus Eslohe und Birkelbach.
Denn für die Breuer-Elf wurde nach dem gewonnenen Derby-Rückspiel abermals der FC Arpe-Wormbach zum Stolperstein, wo es wiederum eine 1:2-Niederlage gab. Eine Woche darauf kamen die Sportfreunde gegen Kellerkind Brilon zudem nicht über ein 0:0 aus. Somit waren die Titelchancen dahin, Birkelbach fehlte gegenüber dem späteren Champion die Konstanz und in manchen Situationen auch ein Ausnahmekönner, wie es Ahmad Ibrahim in dieser Liga war.

Der Torjäger (25 „Buden“) und Spielgestalter des VfL war oftmals in den entscheidenden Momenten zur Stelle, ob nun als Vollstrecker, Vorlagengeber oder Unruheherd, der mehrere Gegenspieler binden kann und so Lücken für seine Mitspieler aufreißt. Ein Ausfall hätte mit Sicherheit schwer gewogen, jedoch hätte der Syrer alleine die Meisterschaft nun auch nicht geholt, der im Defensivverhalten noch viel Potenzial nach oben hat und genauso von der starken Abwehrarbeit seiner Kollegen profitierte wie diese von den Qualitäten des Angreifers.

Die meisten Siege aller Teams (21), die wenigsten Niederlagen (3), die beste Defensive (28 Gegentore), die beste Heim-Elf (35 von möglichen 42 Punkten), die beste Auswärtstruppe der Spielklasse (32 von 42 Zählern), dazu 20 Mal Tabellenführer der Bezirksliga: An der Dominanz des VfL gab es spätestens im Jahr 2017 keine Zweifel mehr. Zehn Erfolge, ein Remis beim Saisonabschluss gegen Freienohl und nur eine Niederlage – wenn auch die bittere in Birkelbach – sprechen die Sprache eines Champions, der zurecht die Rückkehr in die Landesliga geschafft hat, dort aber vor einer ganz schweren Runde steht und wohl vom ersten Tag an gegen den drohenden Abstieg kämpfen wird.

Und Birkelbach? Die Plätze 1 bis 6 waren das erklärte Ziel, Trainer Björn Breuer zeigte sich zufrieden mit dem Saisonverlauf, wenngleich die Sportfreunde natürlich schon auch nach ganz oben geschielt hatten und dafür den Kader mit Akteuren wie Sebastian Wanke (TuS Erndtebrück 2.) und Nikola Novakov (FV Breidenbach) nochmals verstärkt hatten. Nicht wenige sprachen vom besten Birkelbacher Aufgebot seit vielen Jahren.

Jedoch: Die beiden „Neuen“, aber auch andere Hoffnungsträger wie Torjäger Dennis Neuser (16 Treffer), erlaubten sich zu viele Schwankungen und machten – siehe Ibrahim – in wenigen, aber schlussendlich doch zu vielen Spielen, eben nicht den Unterschied, denn vom Leistungsvermögen waren die Berleburger und Birkelbacher eigentlich nicht die elf Punkte auseinander, die sie schlussendlich im Ranking trennten.
Bitter: Im Hinblick auf die neue Saison verlieren die Birkelbacher nicht nur viele Spieler, sondern vor allen Dingen auch qualitativ gute: Denn mit Ole Löcherbach (24 Spiele/6 Tore), Kai Dohle (24/3), Bruder Joey (27/6), Dennis Althaus (24/7), Kevin Knebel (18/1) und Keeper David Günther (11), der aber nur in der Vorrunde zum Einsatz kam, verlassen gleich sechs Akteure den derzeitigen Kader, die fast alle zum „Stamm“ gehörten.

Bisher steht lediglich Tim Strack (SG Laasphe/Niederlaasphe) als „Neuer“ fest – weitere Zugänge müssen folgen, was zum jetzigen Zeitpunkt für die Verantwortlichen um Abteilungsleiter Christof Hoffmann aber schon zu einer Herkulesaufgabe avanciert. Ob die Sportfreunde ab Sommer trotz der Massenabwanderung eine gewichtige Rolle in der Bezirksliga 4 spielen können, oder sogar den Part der Berleburger – die einen ähnlichen „Umbruch“ schlussendlich mit Bravour bewältigten –, ist daher durchaus noch mehr als fraglich.
Dass Teams wie Langenholthausen, die sich vor dieser Saison enorm verstärkten, aber trotz eines starken Kaders lange Zeit gegen den Klassenerhalt kämpfen mussten, sollte ein warnendes Beispiel sein in der ausgeglichenen Bezirksliga 4. Was mit viel Kampfgeist, einer homogenen Einheit und einem überragenden Einzelspieler möglich ist, hat der VfL Bad Berleburg allerdings auch bewiesen.

Daher könnte auch für die kommende Spielzeit das Motto für den einzig verbliebenen Wittgensteiner Bezirksligisten lauten: „Alles ist möglich.“

Aufrufe: 024.6.2017, 11:00 Uhr
Stefan StarkAutor