2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Beim FC Gütersloh tickt die Uhr

Bis zum 31. Januar benötigt der Club 17.000 Euro, bis Sommer 220.000 Euro. Ein neuer Vorstand soll am 16. Februar vorgestellt werden

Volle Hütte am Donnerstagabend im Gasthaus Roggenkamp. Hermann Korfmacher, Präsident des Westdeutschen Fußballverbands (WDFV), hat eingeladen, um gemeinsam mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat des FC Gütersloh über die aktuellsten Infos zur Situation des insolventen Clubs aufzuklären. Mit dabei sind Vertreter von Stadt, Politik und Wirtschaft, Fans und Freunde des Vereins. Sie sind gekommen, um Tacheles zu reden. Der FC Gütersloh benötigt bis nächste Woche 17.000 Euro, um seine ausstehenden Novembergehälter zu zahlen und die Eröffnung des Insolvenzverfahrens um einen Monat zu verschieben.

„Wir sind von der Netto-Summe ausgegangen, tatsächlich müssen wir aber die Brutto-Summe zahlen“, erklärt der Vorsitzende des FCG, Andre Niermann. Auf die Netto-Gehälter von 12.900 Euro kämen noch 3.900 Euro Sozialversicherung und 300 Euro Lohnsteuer. Die Fan-Initiative „3. MannSchafft“ hat bis jetzt 10.500 Euro Spenden gesammelt. „Wahnsinn, was in nur viereinhalb Bankarbeitstagen zusammengekommen ist“, sagt der Sprecher der Initiative, Frank Neuhaus. Ihnen sitzt die Zeit im Nacken. Wenn der Verein nicht nächste Woche seine Novembergehälter zahlt, wird zum 1. Februar das Insolvenzverfahren eröffnet. Das ist so gut wie sicher, erklärt Rechtsanwalt Kimon Kantis, der an diesem Abend stellvertretend für den vorläufigen Insolvenzverwalter Rainer Eckert zwischen dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Heiner Kollmeyer und Trainer Fatmir Vata sitzt: „Der Antrag auf Eröffnung des Verfahrens wird definitiv nicht mangels Masse abgewiesen.“

Damit würde der Club automatisch zur kommenden Saison in die Westfalenliga absteigen. Theoretisch. Denn die Frage „Oberliga oder Westfalenliga“ stellt sich dem Club eigentlich gar nicht. Dem FC Gütersloh stehen kaum Drittmittel zur Verfügung, der Verein könne sich nicht selbst finanzieren, sagt Rechtsanwalt Kantis: „Die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs ist nur möglich, wenn Geld da ist.“ Wie viel Geld, erklärt Niermann: „Wir brauchen in der Gesamtsumme 220.000 Euro bis zum Saisonende.“ Für eine neue Saison kalkuliert der Vereinsvorsitzende: „30.000 Euro im Monat, das mal zwölf, dann haben wir den Oberliga-Etat für ein Jahr zusammen.“

Obwohl sich nächste Woche schon alle Zukunftspläne in Luft auflösen könnten, planen die Vereinsverantwortlichen, einen neuen Vorstand zu gründen. Der soll bis zu einem neuen Infoabend am Donnerstag, 16. Februar, in der Gütersloher Stadthalle stehen. Dort will der Verein die zukünftige Vorstandsarbeit, eine neue Gremienstruktur und eine überarbeitete Satzung vorstellen, die aktuell Rolf Engels von TuS Ost Bielefeld bearbeitet. „Ein Etappenplan, wie es weitergeht“, erklärt WDFV-Präsident Korfmacher. Anschließend will der FCG an einem noch nicht festgelegten Datum in der Skylobby des Stadttheaters Sponsoren anwerben.

Ziel ist ein „Club 50“ oder sogar ein „Club 100“ aus lokalen und überregionalen Sponsoren, wie es ihn auch bei anderen Vereinen gibt. „So wird’s in Lotte, in Verl oder bei Viktoria Köln gemacht, das kann auch hier funktionieren“, sagt Korfmacher und lobt die Arbeit von Trainer Fatmir Vata, der nach eigener Aussage zwei Angebote von anderen Vereinen abgeschlagen habe und weiter in Gütersloh trainieren wolle: „Es fahren Spieler für ein Durchschnittsgehalt von 250 Euro aus Siegen zum Training hier her. Das zeigt doch, dass der FCG sportlich Strahlkraft hat.“

Aufrufe: 019.1.2017, 22:31 Uhr
Tobias SchreinerAutor