Doch diese eigentlich selbstverständliche Einstellung stellte bei den Klever Spielern an diesem Tag nicht die Mehrheit dar. Auf dem Platz standen zu viele Fußballer, die nach dem noch keineswegs vorentscheidenden 0:2-Rückstand mit heißem Herzen dagegen gehalten haben. Stattdessen hissten sie frühzeitig die weiße Fahne und gewährten dem Gegner Einschussmöglichkeiten, die sich schnell in einer weit höheren als der 0:4-Niederlage hätten dokumentieren können. "Wenn jeder alles gibt, dann kann man eine bessere Leistung des Gegners leichter akzeptieren und mit der Niederlage besser umgehen", sagt FC-Trainer Thomas von Kuczkowski. Ihm dürfte es bestimmt nicht leicht gefallen sein, nach dem wiederholt verpassten Aufstieg zu seiner im Winter gemachten Aussage zu stehen, als Trainer bei der Stange zu bleiben. Ähnliches dürfte aber auch auf eine Reihe Spieler zutreffen, die zu einem Zeitpunkt, als sich die Klever Fußballwelt noch in den buntesten Farben zeigte, ihre Zusage für die nächste Saison gegeben hatten und daran nach der Schlappe von Cronenberg nicht rüttelten.
Das Ding sei jetzt abgehakt, sagt der Klever Trainer, der keine Lust verspürt, die frisch vernarbten Wunden noch einmal zu öffnen. "Wir stehen jetzt vor dem Abschlusstraining auf das erste Saisonspiel gegen die U 23 von Rot-Weiß Oberhausen", sagt von Kuczkowski. Die Blicke sind nach vorn und nicht zurück gewandt. "Alle - die Spitze des Vereins, die Verantwortlichen der Mannschaft und die Spieler sind heiß darauf, morgen ins erste Ligaspiel zu gehen", sagt der Klever Trainer und gibt damit einiges von der Stimmung in der Mannschaft wider. Schmunzelnd fügt er hinzu: "Endlich hat dann auch das Leben wieder einen Sinn."
Durch die neue Zusammenstellung der Landesliga-Gruppen trifft der 1. FC Kleve auf eine Reihe von Teams aus der Oberhausener und Essener Kante, mit denen er in den vergangenen Jahren weniger zu tun gehabt hatte. Das kann reizvoll sein, kann einem aber auch das Gefühl geben, das an das Öffnen einer Wundertüte erinnert. "Damit haben wir gleich im ersten Saisonspiel zu tun", sagt "Kucze", der die Qualität des Oberliga-Absteigers Rot-Weiß Oberhausen II kaum einschätzen kann. "Umgekehrt wird das so viel anders auch nicht sein", meint der Klever Trainer, der allerdings vernommen hat, dass Vertreter der Rot-Weißen die Klever bei deren Pokalspiel in Altenessen unter die Lupe genommen haben. Allerdings werden sie dort kaum die größten Erkenntnissen gewonnen haben. Zeigten die Bresserberger doch auf dem Kunstrasen im Essener Norden die vielleicht schlechteste Leistung innerhalb der mehrwöchigen Saison-Vorbereitung.
Dass es die Klever auch anders können, haben sie in der Vorbereitung immer wieder bewiesen. Wobei einschränkend gesagt werden muss, dass FC-Trainer von Kuczkowski nicht ein einziges Mal seine Wunschformation aufs Feld schicken konnte. Das wird morgen Nachmittag auch noch nicht der Fall sein, da Bastian Grütter eine Virusinfektion aus dem Urlaub mitgebracht hat, die ihm nicht nur sechs Kilo seines Kampfgewichts gekostet hat, sondern auch einen Einsatz gegen Oberhausen. Daneben steht der junge Simon Berrissen urlaubsbedingt nicht zur Verfügung. "Lass mich nachdenken", bittet von Kuczkowski, "ansonsten dürften aber alle an Bord sein."
Von daher ist das Angebot an Klever Spielern groß, aus dem Thomas von Kuczkowski eine qualitativ gute Mannschaft formen kann. "Gleichgültig, wer spielt, ich werde darauf achten, dass jeder meiner Spieler für den Sieg alles gibt und an seine Leistungsgrenze geht." Aus Cronenberg lernt man eben.