2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Ein häufiges Bild:  Eutins Trainer Hans-Friedrich „Mecki“  Brunner durfte in der laufenden Saison in zahlreichen Spielen die Jubelpose einnehmen.
Ein häufiges Bild: Eutins Trainer Hans-Friedrich „Mecki“ Brunner durfte in der laufenden Saison in zahlreichen Spielen die Jubelpose einnehmen.

"Bei Eutin 08 ist wieder Stabilität vorhanden"

Brunner: ,,Wollen die Bilderbuch-Entwicklung krönen!"

Die erste Trainingswoche des neuen Jahres liegt hinter dem souveränen SH-Liga-Spitzenreiter Eutin 08. Florian Ziehmer (Reha nach Kreuzbandriss) und Florian Stahl (Militär-WM im Oman) standen nicht zur Verfügung. Derweil wird hinter den Kulissen am Regionalliga-Aufstieg gebastelt. Ab April sollen Arbeiten rund um das Waldeck beginnen. Wir sprachen mit Erfolgstrainer Hans-Friedrich „Mecki“ Brunner über das Meisterschaftsrennen in der Schleswig-Holstein-Liga, die Planungen für Aufstiegsrunde- und Regionalliga sowie Privates und Historisches.

Herr Brunner, die Winterpause war für alle Beteiligten in Eutin sehr arbeitsintensiv. Berichten Sie doch mal!
Es gab sehr konstruktive und zukunftsorientierte Gespräche mit allen Vereinsgremien und den Trainern. Dazu gehören – das ist ganz wichtig – auch die 2. Mannschaft und die A-Junioren. Wir arbeiten an einem langfristigen Konzept und wollen uns schon jetzt gut aufstellen. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Spielerwünschen. Das betrifft mögliche Neuzugänge für die kommende Saison und natürlich auch Vertragsverlängerungen. Das ist alles auf dem Weg, Arend Knoop und Peter Schubert kümmern sich darum. Wir haben jetzt noch 14 Spiele in der Schleswig-Holstein-Liga, das Kreispokalendspiel gegen den TSV Pansdorf und dann hoffentlich drei Regionalliga-Aufstiegsspiele. Der Fokus liegt jetzt erst einmal klar auf der SH-Liga.

Wie sehr bestimmt die Regionalliga momentan das Geschehen am Waldeck?
Der Verein hat sich klar positioniert, alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche sportliche Zukunft sollen geschaffen werden. Die Stadt steht hinter unseren Plänen und mit Arend Knoop haben wir jemanden, der alles für das Gelingen tut. Nun dürfen wir uns nicht vom ersten wichtigen Schritt, dem Gewinn der Meisterschaft, ablenken lassen.

Wer kann Eutin 08 auf dem Weg zum Titel noch stoppen?
Natürlich haben wir uns eine tolle Ausgangslage erarbeitet. Aber wir müssen zum Start am 25. Februar bei Strand 08 und eine Woche danach bei Flensburg 08 sofort voll da sein. Das Titelrennen ist noch nicht entschieden. Dennoch ist klar, dass wir die Meisterschaft für uns entscheiden und in die Aufstiegsrunde einziehen wollen. Wir wollen unsere ausgezeichnete Position nicht herschenken und die bilderbuchartige Entwicklung der letzten Jahre krönen.

Könnten sich angesichts des komfortablen Vorsprungs Nachlässigkeiten einschleichen?
Den Zahn habe ich meiner Mannschaft längst gezogen. In Strand, in Flensburg und dann daheim gegen Todesfelde – auf uns wartet ein Kracherauftakt. Jeder bei uns weiß, um was es geht. Die Erlebnisse beim Masters haben noch einmal zusätzlichen Anreiz geschaffen, die Aufstiegsspiele zu erreichen. Vielleicht haben wir dann auch mal zwei- oder dreitausend Zuschauer bei uns. In den kommenden Wochen müssen wir uns aber auch auf äußere Umstände einstellen, wie Witterung, mögliche Verletzungen bzw. Ausfälle. Außerdem müssen wir uns weiterhin darauf einstellen, dass wir in jedem Spiel als Favorit der Gejagte sein werden. Jede Mannschaft bringt gegen uns eine Top-Einstellung mit. Das sollten wir immer im Hinterkopf haben. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit der derzeitigen mentalen und körperlichen Verfassung der Spieler.

Einige Hoffnungen ruhen auch auf den beiden Neuzugängen Petrick und Kaps…
Mit Freddy Kaps vom Oldenburger SV und Benjamin Petrick vom TSV Schilksee haben wir uns nicht nur im Bereich Qualität verbessert sondern auch für die Quantität etwas getan. Und wir schauen uns noch weiter um für den hinteren Bereich. Wir lassen nichts unversucht, unsere Ziele in diesem Jahr zu erreichen.

Viele im Land erinnern sich noch an das wirtschaftliche Desaster Anfang der 90er Jahre mit dem Rückzug von Mäzen Steffen Oppermann. Ist Eutin 08 2017 wirtschaftlich stark genug aufgestellt, um sportlich den nächsten Schritt zu machen?
Bei uns hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Bei Eutin 08 ist wieder Stabilität vorhanden und das ist sicherlich der große Verdienst von Arend Knoop, der ein absoluter Eutin-Fan ist. Er engagiert sich unheimlich für Sport und Kultur und hat die nötigen Kontakte. Und mit dem Erfolg haben sich für uns auch weitere Türen geöffnet. Beachtlich finde ich auch, dass sich immer wieder Menschen bei uns melden, die gern helfen würden. Das war auch in der Sparkassen-Arena beim Lotto-Masters der Fall. Und auch auf die unglaubliche Zuschauerunterstützung beim Masters müssen wir aufbauen. Man sieht, was rund um Eutin 08 möglich ist, wenn etwas Besonderes angeboten wird. Das alles gilt es nun zu bündeln und vernünftig zu organisieren. Und dann bin ich mir sicher, dass Eutin 08 auf einem ganz soliden Fundament stehen wird – auch bei einem Aufstieg in die Regionalliga.

Welche Rolle spielt Peter Schubert bei den Planungen für die Zukunft und wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit?
Die Position zwischen Sportvorstand und mir war ja schon längere Zeit vakant und mit Peter Schubert hat der Verein dort einen erfahrenen Mann installiert. Ich habe immer gesagt, dass wir uns in allen Bereichen verbessern müssen, denn jahrelang wurden die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Da ist sicher auch einiges liegen geblieben. Das hat sich mit Peter Schubert geändert. Wir sind da auf einem richtigen Weg. Allerdings haben am Anfang die Störfeuer in der Presse genervt, da wurde viel in das Verhältnis zwischen Peter und mir reininterpretiert und viel Unwahrheit in die Öffentlichkeit transportiert. Klar gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten, aber ich habe das vollste Vertrauen in Peters Aussagen und Handeln. Er hängt sich voll in seine Aufgabe rein. Und auch zwischen mir und Arend Knoop war immer alles klar. Gemeinsam wollen wir die nächsten Schritte gehen.

Haben Sie schon jetzt die Tabellen in Hamburg, Niedersachen und Bremen sowie mögliche Gegner der Aufstiegsspiele im Blick?
Das gehört dazu. Den Bremer SV habe ich schon zweimal gesehen. Gegen Altona 93 spielen wir sogar noch in der Vorbereitung. Auch Concordia Hamburg will nach oben. Niedersachsen ist zwar etwas weiter weg, aber auch da werde ich noch die Möglichkeit nutzen, potenzielle Gegner zu beobachten.

Was muss Eutin 08 tun, um bei einem möglichen Aufstieg besser abzuschneiden als der TSV Schilksee oder auch der SV Eichede?
Wir haben ja jetzt schon zahlreiche Spieler in den eigenen Reihen, die schon Regionalliga gespielt haben. Den bestehenden Kader würden wir um zwei, drei gutklassige Akteure verstärken. Da sind wir in ständigen Gesprächen. Aber klar ist auch, dass Eutin 08 nie jemanden mit Geld aus Offenbach oder Meuselwitz holen würde, denn in Schleswig-Holstein gibt es genug junge Spieler und da ist jede Menge tolles Potenzial vorhanden. Da müssen wir ran. Den Talenten in der näheren Umgebung wollen wir eine spannende sportliche Perspektive in Eutin bieten.

Würden die Fans in der Rosenstadt mitziehen, wie schätzen Sie das Zuschauerpotenzial in Eutin ein?
Die Zuschauerzahlen stagnieren in dieser Saison zwar etwas, aber trotzdem glaube ich, dass es diese Mannschaft absolut verdient hat, dass das Interesse weiter wächst. Und in Aufstiegsspielen gegen Altona oder den Bremer SV würde ich schon mit 2000 Zuschauern rechnen. Und auch in der Regionalliga wäre gegen den VfB Lübeck, Weiche Flensburg oder auch St. Pauli II eine Menge los bei uns.

Wir wagen noch einmal einen Blick in die Vergangenheit. Mit Eutin 08 haben Sie vor 30 Jahren in der drittklassigen Amateuroberliga gespielt. Erinnern Sie sich noch manchmal an damals?
Natürlich, so etwas vergisst man nicht. Schon die Aufstiegsspiele waren etwas ganz Besonderes. Wir hatten eine richtig tolle Mannschaft. Und auch als wir zusammen mit Trainer Peter Nogly auf dem kleinen Balkon des Eutiner Rathauses standen – unvergessen. Spiele gegen den VfL Wolfsburg, Holstein Kiel, TuS Celle oder auch Göttingen 05 waren Highlights für uns alle. Ich erzähle meinen Spielern schon ab und zu davon, das kann auch Motivation sein. Auch in Eutin ist Großes möglich. Aber wir dürfen dabei natürlich auch nicht vergessen, dass es damals auch schnell wieder nach unten ging. Man muss sich auf den Sprung in eine höhere Spielklasse immer langfristig und extrem gut vorbereiten. Und das machen wir!

Abschließend etwas Privates. Welche Rolle spielt für Sie als Trainer Ihre Familie?
Meine Familie hat bei allem einen sehr großen Stellenwert. Meiner Frau Sabine gelingt es, meine Impulsivität als Trainer ein wenig einzudämmen. Sie ist immer an meiner Seite und ich finde ihren Rat in sportlichen Fragen sehr wichtig. Bei uns daheim am Tisch ist Fußball immer ein großes Thema. Wir diskutieren und leben das gemeinsam. Ich bekomme viel Input von meiner Familie. Außerdem bringt sich auch mein Sohn Tim sehr ein. Er kümmert sich ja inzwischen zusammen mit Lars Callsen um die 2. Mannschaft von Eutin 08.

Gibt es trotzdem auch ein Leben abseits des Fußballs im Hause Brunner?
Nach Weihnachten hatten wir tatsächlich viel Zeit für uns und wir konnten endlich mal wieder etwas Gemeinsames unternehmen. Das war sehr schön. Ich bin froh, dass wir unsere Familie trotz des Fußballs nicht vernachlässigen.
Aufrufe: 02.2.2017, 12:00 Uhr
SHZAutor