Beckenbach spielt absichtlich in Unterzahl

Foul als Auslöser

Ausgangspunkt war ein Foul in der fünften Spielminute. Kenric Miller foulte Naurods Nils Kugler. Für das Einsteigen gab es die gelbe Karte. Die Gemüter hatten sich aber längst noch nicht beruhigt. Zwischen Miller und den gegnerischen Fans kam es zu Diskussionen. "Ich wollte ihn taktisch auf die andere Seite stellen, damit er sich auf das Spiel konzentriert, anstatt sich in Diskussionen verwickeln zu lassen. Aber das hat er nicht eingesehen", so Trainer Karl-Heinz Beckenbach. Die Folge: Miller diskutierte mit seinem Trainer, der ihn schließlich vom Feld nahm. Allerdings wurde kein Spieler für Miller eingewechselt, weil die SG Klarenthal/Mesopotamien stark ersatzgeschwächt antrat und nur 11 Spieler zur Verfügung hatte. "Einige Jungs arbeiten im Einzelhandel, was es nicht ganz einfach macht, den Beruf mit dem Fußball zu verbinden. Hinzu kommen noch viele Verletzte", erklärt Beckenbach.

Beckenbach nimmt auch Torschützen Bauer raus

Die Maßnahme einen Spieler freiwillig vom Feld zu nehmen, sorgte wiederum bei den Mannschaftskollegen für Gesprächsstoff. Zwar gelang der SG in Unterzahl die 1:0-Führung, nachdem aber Naurod den Rückstand umbog, wurde der Vorwurf laut, dass Beckenbach seiner Mannschaft schade. "So lasse ich nicht mit mir umgehen", begründet Beckenbach seine Entscheidung mit Wladislaw Bauer einen weiteren Spieler und den Torschützen des 1:0 vom Feld zu nehmen. "Die Jungs sind erwachsen geworden, sind jetzt Männer. Da wird der Umgang mit ihnen schwerer, weil sie dann schneller mal provozieren und meine Entscheidungen kritisieren. Natürlich mache ich auch Fehler, aber ich bin immer noch der Trainer." Und das schon seit langem. Seit mittlerweile zehn Jahren betreut Karl-Heinz Beckenbach die Klarenthaler Spieler der JSG, die er ab der E-Jugend übernommen hatte. "Vielleicht bin ich im Laufe der Zeit zu weich geworden. Vielleicht habe ich an Autorität verloren und bin mittlerweile vielleicht mehr Freund als Trainer. Ich weiß es wirklich nicht", rätselt der Trainer über die Probleme am letzten Wochenende. Auch sonst gilt die JSG SC Klarenthal/SC Mesopotamien als nicht ganz unproblematisch.

Schwierige Trainingsbedingungen

Im zweiten Jahr in der B-Jugend gelang der Aufstieg von der Kreisliga A in die Gruppenliga. Im ersten A-Jugend-Jahr belegte man einen sehr guten zweiten Tabellenplatz. In der aktuellen Spielzeit, in deren Vorfeld man eine Jugendspielgemeinschaft mit dem SC Mesopotamien bildete, läuft es aber nicht ganz so rund. Mit dem sechsten Tabellenplatz liegt die JSG SC Klarenthal/SC Mesopotamien sieben Punkte hinter den Aufstiegsrängen. "Momentan ist etwas der Wurm drin. Das Problem ist der Kopf", sieht Beckenbach den Grund für den Abstand zu den Aufstiegsplätzen. "Hinzu kommt noch die momentane Trainingssituation. Wir haben nicht genug Beteiligung im Training, sodass wir beim SV Frauenstein mittrainieren müssen."

Beckenbach hört im Sommer auf

Zu Beginn der zweiten Hälfte dann die Überraschung: sowohl Kenric Miller, als auch Wladislaw Bauer spielten wieder mit. Und: Trainer Karl-Heinz Beckenbach war nicht mehr an der Seitenlinie. Wer einen noch größeren Disput hinter dem vorzeitigen Verlassen des Sportgeländes vermutete, sah sich getäuscht. "Meine Abwesenheit in der 2. Hälfte hatte rein private Gründe." Mit Nuber Degertas, der Beckenbach dann an der Seitenlinie vertrat, gelang in der 87. Minute ausgerechnet Wladislaw Bauer der späte Ausgleichstreffer. Vermutlich wird es auch Degertas sein, der Beckenbach nach der aktuellen Saison ablöst. Der langjährige Trainer wird sich beruflich bedingt im Sommer vom Trainerposten zurückziehen. Trotz des zwischenzeitlichen Verzichts auf zwei Spieler holte die JSG gegen die ungeschlagenen Nauroder ein 2:2.

Gespräche angesetzt

Die Situation um Miller und Bauer ist nach deren Wiedereinsatz aber noch nicht bereinigt. "Wir werden noch klärende Gespräche führen", so Beckenbach. Tiefgreifendere Maßnahmen müssen die beiden aller Voraussicht nach nicht befürchten. "Ich war auch mal jung und es gab keine Schlägerei und auch keine Beleidigungen. Mir hat einfach der Respekt gefehlt. Und jeder der mich kennt weiß, das kann ich nicht haben."