BCF vor Hammer-Aufgabe: Abstiegs-Relegation wäre ein Erfolg

Wolfratshausen – Viel mehr Umtriebe kann eine Saison eigentlich nicht verkraften: Früher Trainerwechsel, der daraus resultierende Rücktritt diverser Institutionen des Vereins, die personelle Umwälzung im Winter, eine bedingte Aussicht auf den vorzeitigen Klassenerhalt, der Absturz in die Relegation sowie die spätere Rettung. Wirklich zur Ruhe gekommen ist der Farcheter Ballclub im fünften Jahr seiner Bayernliga-Existenz nicht. Und das ist über den Sommer nicht besser geworden: Einmal mehr sorgt eine hohe Fluktuation für unabdingbare Integrationsmaßnahmen von Neuzugängen. Inzwischen taucht mit Ausnahme von Michael Marinkovic und Rückkehrer Enzo Potenza kein Akteur mehr im Kader auf, der noch vor zwei Jahren vom damaligen Trainer Reiner Leitl Anweisungen erhielt. 14 Kicker verließen den BCF im Juni – von einem eingespielten Kollektiv mit dem nicht unwesentlichen Vorteil bestimmter Automatismen auf dem Spielfeld kann Trainer Marco Stier derzeit nur träumen.

Die Vorbereitung war intensiv, in Bereich der fußballerischen Entwicklung und der Funktionalität des Teams gleichwohl zu kurz. Der erste Test fiel ins Wasser, der Pokal (0:3 beim TuS Geretsried) kam einer Blamage gleich, bedeutsam lag der Fokus auf dem prestigeträchtigen, gleichwohl sportlich wertlosen Kräftemessen mit dem FC Bayern. Im abschließenden Testspiel in Eching (1:1) haperte es in sämtlichen Mannschaftsteilen ganz gewaltig. Der von Stier ursprünglich propagierte, dann aber widerrufene Nachholbedarf bei Spielerverpflichtungen scheint dringender denn je. Keiner der Neuen – Tormann Alex Heep ausgenommen – verfügt über fundiertes Know-How in höheren Spielklassen. Wichtige Positionen werden nun von Kickern besetzt, die zuletzt zwar Säulen in ihren Klubs waren – allerdings in der Bezirksliga.

Die als torgefährlich angepriesenen Anto Bonic und Adam Puta gefallen ob ihres technischen Potenzials, sie offenbarten in den Tests aber auch Anpassungsschwierigkeiten in Sachen Tempo und Intensität. Ex-Profi Angelo Hauk, der künftig als Kapitän fungiert, muss seine Treffsicherheit erhöhen. Hilfreich wäre, wenn Marian Knecht alsbald einen Beleg liefert, seinen Torriecher beim Wechsel vom Bezirksligisten TSV Jetzendorf (25 Saisontore) mit eingepackt zu haben. Ein verletzungsfreier Michael Marinkovic wäre für den BCF eine laufstarke Stütze im Mittelfeld, in dem Wilson Onyemaeke der einzige Routinier ist. Mike Ott schnappte sich die Rückennummer zehn und meldete in den letzten Wochen nicht nur als primärer Standardschütze Ansprüche auf die strategische Chefrolle an.

Anlass zur Hoffnung gibt das defensive Bollwerk um Lars Nummer, Mustafa Kantar, Potenza, Sandro Wolfinger und Andrej Skoro. Quantitativ dagegen fehlen gleichwertige Alternativen. Trainer Stier hat sich in seiner Premierensaison in Wolfratshausen als ehrgeiziger Fachmann erwiesen und war dank seiner Erfahrungen als Profi ein wertvoller Tippgeber für die Vielzahl seiner Spieler. Die Mannschaft vertraut dem 33-Jährigen, denn Stier ist ein geerdeter, lockerer Typ. Selbstbewusstsein und Egozentrik liegen bei dem gebürtigen Hamburger nahe beieinander, aber er verfügt auch über das nötige Maß an Geduld bei jungen Spielern.

Unser Tipp

Die vorige Saison hat Spuren hinterlassen, keine Frage. Und wieder gilt es eine Vielzahl an Neulingen zu integrieren, sie auf die Erfordernisse der Liga zu trimmen. Gute Kicker hat der BCF nicht wenige in seine Reihen – wann und in wie weit sie zu einer funktionierenden Einheit werden, diese Wahrheit liegt alleine auf dem Platz. Marco Stiers Wunsch, heuer vorzeitigen in ruhigerem Gewässen zu verweilen, dürfte sich nur im im absoluten Optimalfall umsetzen lassen. Unter den ersten zehn Teams hat der BCF Stand heute nichts zu suchen. Eine Platzierung dieseits einer neuerlichen Relegation wäre als Erfolg zu werten.