2024-05-10T08:19:16.237Z

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Im September kehrt ins Bayreuther Hans-Walter-Wild-Stadion Ruhe ein - zumindest aus fußballerischer Sicht: Da Umbauarbeiten anstehen, wird das Stadion für sportliche Aktivitäten komplett gesperrt. Auch die SpVgg Bayreuth kann dort dann keine Heimspiele austragen. F: Jung
Im September kehrt ins Bayreuther Hans-Walter-Wild-Stadion Ruhe ein - zumindest aus fußballerischer Sicht: Da Umbauarbeiten anstehen, wird das Stadion für sportliche Aktivitäten komplett gesperrt. Auch die SpVgg Bayreuth kann dort dann keine Heimspiele austragen. F: Jung

Bayreuther Stadionstreit: Altstadt gegen Stadt

SpVgg läuft dagegen Sturm, dass ihre Spielstätte ab 12. September bis zum Frühjahr wegen Umbaus gesperrt wird

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Einen Gegner, der gar nicht in der Regionalliga spielt, hat die SpVgg Oberfranken Bayreuth aufs Korn genommen: die Stadt Bayreuth. In einer Presseerklärung und im Gespräch mit FuPa-Oberfranken-Partner Nordbayerischer Kurier beklagt sich Wolfgang Gruber als Vorstandsvorsitzender, dass eine Sperrung des Hans-Walter-Wild-Stadions für Umbauarbeiten ab 12. September die Existenzgrundlage des Vereins gefährde. Man könne nicht anders handeln und wolle den Klub keineswegs schädigen, entgegnet Sportamtsleiter Christian Möckel.

Er versteht nicht, dass die Altstädter so vehement in die Öffentlichkeit gegangen sind, und fragt: „Warum redet man nicht vorher mit uns?“ Pikanterweise kommt genau dieser Satz auch aus dem Mund von Gruber, der jegliche Abstimmung vermisst. „Ich sehe aus unserer Warte jedenfalls schwere Probleme für die Zukunft“, schiebt der SpVgg-Chef hinterher. „Wir mussten handeln, haben die Spielvereinigung auch rechtzeitig informiert und uns sehr bemüht, dass ihr nicht zu viel Ungemach bereitet wird“, betont Möckel. Vor der Sperrung könnten ab 17. Juli bis zu sechs Heimspiele in Bayreuth stattfinden; dann müsste die SpVgg bis zur Winterpause eventuell nur dreimal ins Waldstadion nach Weismain ausweichen.

Die Fakten sind:

  • Das Bayreuther Stadion soll umgebaut werden. Aus sechs (Asche-)Laufbahnen werden vier (aus Kunststoff), nur vor der Haupttribüne sind es sechs. Die (später überdachte) Gegentribüne rückt näher ans Spielfeld heran. In den Kurven werden hinter den Toren Leichtathletikanlagen gebaut. Leerrohre für Rasenbewässerung und -heizung sowie Flutlichtmasten werden eingezogen.
  • Die Arbeiten machen eine Sperrung des Stadions erforderlich.
  • Die Stadt hat in einem Schreiben an den Bayerischen Fußball-Verband den 12. September als Beginn der Sperrung genannt. Es sei „ungewiss, ob im Frühjahr 2017 die Baumaßnahmen abgeschlossen sind“, heißt es da. Das Schreiben wurde nicht etwa versandt, sondern als Original der SpVgg am 7. März übergeben, damit diese es in ihre Unterlagen für das anstehende Lizenzierungsverfahren aufnehme.

Am Donnerstag dann die Mail von der Jakobshöhe, in der die Fußballer „Bestürzung und Befremden“ über die Stadion-Maßnahme ausdrücken und das Vorgehen von Möckel kritisieren, der die Vorsitzenden Gruber und Christian Wedlich erst einen Tag nach Erstellung des Schreibens „beiläufig“ darüber informiert habe. Dass dies zwei Tage früher geschah, wie der Sportamtsleiter prompt korrigierte, räumt Wolfgang Gruber ein: „Dann habe ich mich getäuscht.“ Dass Möckel schon am 17. Februar dem SpVgg-Geschäftsstellenleiter per Mail mitteilte, dass der Umbau eine komplette Stadionsperrung erfordere, ging dort wohl unter. Grubers Reaktion: „Er muss die richtigen Leute ansprechen.“

Im Verein kann man es sich offenbar nicht vorstellen, dass die Bauarbeiten so lange dauern müssen. „Erst nach eineinviertel Jahren war die Kunststoffbahn bei der Bayreuther Turnerschaft fertig“, erklärt der Sportamtsleiter. „Anderswo laufen die Spiele doch auch weiter, während im Stadion gebaut wird“, sagt Gruber. Möckel hält dagegen: „Es ist doch was anderes, ob eine Tribüne erweitert wird oder – wie bei uns – direkt neben dem Rasen bis zu einer Tiefe von 1,60 Metern aufgebuddelt wird.“ Wer übernehme die Verantwortung, wenn jemand in die Grube stürze. Eine Abdeckung der Baustelle für jedes Spiel sei zu kostspielig.

Das Spielfeld um fünf Meter auf das verlangte Mindestmaß (60 Meter) zu verkleinern, um eine Auslaufzone zu schaffen, schlägt der Klub auch vor. Und die Nutzung der spielfreien Zeit von Mai bis Juli. Möckel: „Wir können erst anfangen, wenn alle Genehmigungen vorliegen und Ausschreibungen erfolgt sind.“ Wenn erst im Herbst gebaut werde, könnten – siehe oben – zuvor noch diverse Partien im „HaWaWi“ stattfinden.

„Persönliches Desinteresse am Bayreuther Fußball“

Der SpVgg-Vorstandsvorsitzende (und DU-Stadtrat) aber sieht bei Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ein „persönliches Desinteresse am Bayreuther Fußball“, nennt sie eine „potenzielle Totengräberin“ desselben und stellt heraus, dass sein Verein „seit vielen Jahren die Stadt Bayreuth im Leistungsfußball repräsentiert und glaubhaft engagierte Ziele verfolgt“. Nach Angaben von Gruber ist die SpVgg auf Zuschauer-, Catering- und Werbeeinnahmen aus dem Spielbetrieb im Hans-Walter-Wild-Stadion „in ganz erheblichem Maße“ angewiesen. Mehr als ein Viertel der geplanten Einnahmen würde wegfallen, wenn es bei der geplanten Stadion-Sperrung bleibe. Trotz des mehrfachen Ausweichens nach Weismain: Die wichtigen Begegnungen würden in Bayreuth stattfinden. „Und wenn wir dort beispielsweise nicht gegen Bayern München spielen können, wäre das übel.“ Die Regionalliga verursache eben hohe Kosten und bringe „überschaubare Einnahmen“. Gruber deutete die Konsequenz an, dass die SpVgg finanziell umplanen müsse und die Mannschaft dann womöglich nicht mehr konkurrenzfähig sei.

INFO: Auf einer außerordentlichen Versammlung sollen die 680 Mitglieder der SpVgg Oberfranken Bayreuth Ende April die Gestaltung des Spielbetriebs für die Saison 2016/ 2017 beraten und beschließen.

Aufrufe: 011.3.2016, 15:22 Uhr
Jürgen Schott / NKAutor