2024-04-19T07:32:36.736Z

Pokal
Heiko Scholz
Heiko Scholz

"Bayer wird es nicht leicht haben"

Heiko Scholz spricht im Interview über die Chancen des FC Viktoria Köln im DFB-Pokal Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen am Mittwochabend. Mit beiden Vereinen verbindet der ehemalige Nationalspieler "richtig gute Zeiten".

Herr Scholz, am Mittwoch treffen Ihre ehemaligen Vereine Viktoria Köln und Bayer 04 Leverkusen in der zweiten DFB-Pokal-Hauptrunde aufeinander. Für welchen Klub schlägt Ihr Herz?

Das ist eine schwierige Frage, weil ich mit beiden Vereinen richtig gute Zeiten erlebt habe. Erst als Spieler von Bayer 04 und später dann als Trainer des FC Viktoria. Ich denke aber schon, dass es Leverkusen nicht leicht haben wird, die nächste Runde zu erreichen.

Die Favoritenrolle ist aber doch klar verteilt: Ein Regionalligist trifft auf einen renommierten Bundesligisten und Champions-League-Teilnehmer.

Noch einmal: Es könnte schwierig werden für Bayer. In einem Spiel hast du immer eine Chance, auch als Regionalligist. Und es ist ja schon so, dass die Viktoria-Spieler eigentlich Profis sind. Auch sie können rennen und kämpfen — wie eine Bundesligamannschaft.

Dann hat Viktoria Köln in Ihren Augen also tatsächlich eine Chance in diesem Duell?

Ehrlich gesagt, hat die Viktoria doch eine Drittliga-Truppe zusammen. Sie trainieren jeden Tag und sind ebenfalls topfit. Letztlich könnte aber die Qualität des einzelnen Spielers ausschlaggebend sein. In dieser Hinsicht ist Leverkusen natürlich im Vorteil.

Was muss ein Team aus der Vierten Liga tun, um einen Großen ernsthaft in Verlegenheit zu bringen?

Auf jeden Fall musst du als Außenseiter überragend organisiert sein und vorne ein paar Nadelstiche setzen. Das Zeug dazu hat Viktoria definitiv. Am besten ist ein guter Mix, wobei du als Außenseiter höllisch aufpassen musst, dich nicht zu sehr hinten rein drängen zu lassen. Dann fällt irgendwann sowieso einer rein.

Könnte Bayer 04 den Fehler begehen und den FC Viktoria womöglich unterschätzen?

Die Zeit hat sich doch total verändert. Vor 20 Jahren, als ich noch bei Bayer gespielt habe, hätte uns das vielleicht passieren können. Aber inzwischen ist dieser Pokal doch total wichtig geworden. Leverkusen kann es sich überhaupt nicht leisten, da rauszufliegen.

Mit Germania Windeck haben Sie 2010 das große Los gezogen und durften in der ersten Runde gegen den FC Bayern München antreten. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?

Dass wir 0:4 verloren haben (lacht). Aber Spaß beiseite: Es war ein herrlicher Tag. Wir haben vor mehr als 40 000 Zuschauern im Rhein-Energie-Stadion gespielt und wären nach 20 Minuten sogar fast in Führung gegangen. Wahrscheinlich, weil uns die Bayern da noch nicht für voll genommen haben. Dann hat Mario Gomez zweimal vor der Pause gegen uns getroffen, das war?s dann.

Haben Sie damals für einen Moment an eine Sensation geglaubt?

Nein, nicht eine Sekunde.

Wundert Sie es, dass Viktoria Köln für diese Partie nicht in ein großes Stadion ausweicht?

Überhaupt nicht, weil ich es genauso gemacht hätte. Das Signal, das sie setzen, ist doch eindeutig: Sie möchten unbedingt weiterkommen, und das ist — wenn überhaupt — nur im Sportpark Höhenberg möglich, wo es richtig schön eng und kuschelig ist.

Sie kennen das kleine Stadion wie Ihre Westentasche: Immerhin haben Sie die Viktoria 2012 als Trainer in die Regionalliga geführt.

Das war schon eine wunderbare Zeit. Bis eben zu jenem Zeitpunkt, als es nicht mehr ging.

Sie sprechen es an: Im November 2012 erfolgte, wie es immer so schön heißt, die einvernehmliche Trennung. Und das trotz Tabellenführung in der Vierten Liga. Warum?

Über die Geschichte ist doch Gras gewachsen. Wichtig ist mir, dass wir im Guten auseinander gegangen sind — vor allem Herr Wernze (Viktoria-Mäzen, die Red.) und ich. Allerdings habe ich es bis heute nicht begriffen, dass die Stimmung im Umfeld auf einmal so schlecht wurde, trotz des ersten Platzes und einem Vorsprung von vier Punkten. Mit meinem Abschied wollte ich dem Verein auch irgendwie einen Gefallen tun.

Was glauben Sie: Wird Viktoria in dieser Saison der Aufstieg gelingen?

Um das zu beurteilen, bin ich wirklich zu weit weg. Am meisten würde es mich für Herrn Wernze freuen, ihm würde ich den Aufstieg unheimlich gönnen.

Werden Sie sich das Spiel im Stadion ansehen?

Ja, auf jeden Fall. Ich werde irgendwo auf der Tribüne sitzen und einen hoffentlich spannenden Fußball-Abend erleben dürfen.

Aufrufe: 025.10.2015, 19:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Das Gespräch führte OliverAutor