2024-05-08T14:46:11.570Z

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Baumbergs Torhüter plötzlich ganz einsam

Es war aber nicht nur Martin Klafflsbergers Fehler, der den SF Baumberg beim 3:3 in Homberg den Sieg kostete.

Martin Klafflsberger hätte sich dringend gewünscht, dass vor ihm plötzlich ein Loch im Rasen auftaucht, um schnell darin verschwinden zu können. Der erfahrene Torhüter des Oberligisten SF Baumberg, der bis dahin tadellos gehalten hatte, war am Freitagabend im Spiel beim VfB Homberg mit einem Schlag der einsamste Mensch weit und breit.

Baumberg war nach einem 3:0 ins Trudeln geraten, lag aber knapp anderthalb Minuten vor dem Ende noch mit 3:2 vorne - und schien sogar wieder ein bisschen Kontrolle über die Partie zurückzugewinnen. Dann gab es im Fünfmeter-Raum eine Alltagssituation, die Klafflsberger sonst in hundert von hundert Fällen locker löst. "Ich wollte auf Zeit spielen", erklärte der SFB-Keeper, "ich hätte mich nur hinschmeißen müssen und alles wäre erledigt gewesen. Ich habe den Stürmer nicht so schnell kommen sehen."

Hombergs Jürgen Adolf war aber zur Stelle. Auf der einen Seite rettete er dem VfB das unverdiente Unentschieden, auf der anderen stürzte er Baumberg ins Tal der Tränen. Die Sportfreunde, die als Vorletzter einen Dreier beim Vorletzten dringend gebraucht hätten, holten nur ein Mini-Pünktchen - der ihnen im Tabellenkeller wenig bringt.

Fast 70 Minuten lang deutete rein gar nichts an, dass es ein derart deprimierendes Ende geben könnte. Nach einer leicht wackligen Startphase kam die Elf um SFB-Trainer Salah El Halimi immer besser zurecht. Erkan Ari hatte die erste große Chance zur Führung (16.), ehe der weit aufgerückte Innenverteidiger Patrick Becker im Anschluss an eine Ecke das 1:0 (17.) gelang. SFB-Torhüter Klafflsberger musste kurz darauf nur beim Schuss des Homberger Stürmers Almir Sogolj rettend eingreifen (24.). Klafflsberger zeigte hier eine Glanzparade und strahlte in vielen anderen Szenen eine Menge Sicherheit aus.

Die Gäste, die spielfreudig und perfekt motiviert auftraten, legten sich den Gegner allmählich zurecht. Nach einem Homberger Fehler passte Kosi Saka genau auf Ivan Pusic - 2:0 (40.). Bei der Szene für Hayreddin Maslar (43.) lag vor der Pause ebenso der dritte Treffer in der Luft wie bei der Großchance für Pusic kurz nach dem Wechsel (53.). Der optimal vorgetragene Konter über Nils Esslinger brachte dann durch Erkan Ari das längst fällige 3:0 (55.). Dass der völlig freie Kosi Saka seine Kopfballchance nicht verwertete (63.), ging anschließend als ziemlich fahrlässig, aber irgendwie verkraftbar durch. Sieben Minuten später stand jedoch fest, dass es ein gravierender Irrtum war.

Weil die bis dahin sehr sattelfeste Abwehr nur halbherzig klärte, kam der VfB durch Adolf wie aus dem Nichts zum 1:3 (69.). Keine 100 Sekunden später war die Deckung schon wieder außer Rand und Band - 2:3 (70.) Dass dieser Treffer auf das Konto des früheren Baumbergers Sebastian Schweers ging, tat den Gästen wohl doppelt weh. Vergessen waren auf einmal die glänzenden Leistungen etwa von Patrick Becker und Ivan Pusic.

Die Sportfreunde taumelten jetzt, während Homberg nun mehr wollte - und bisweilen die Grenzen des Erlaubten überschritt. Beim Foul an Gordon Weniger hätte Schiedsrichter Tim Flores (Bocholt) die Rote Karte zeigen müssen (83.). Der Ärger darüber hatte sich halbwegs gelegt, als das Malheur von Klafflsberger die Baumberger noch schlimmer traf. "Natürlich hatte ich daran zu knabbern", räumte der 30-Jährige ein. Trost und Erholung fand er bei einem Wochenend-Kurzurlaub an der Nordsee. Vorwürfe durch Teamkollegen und Trainer brauchte er dort allerdings nicht zu verarbeiten - weil es keine gab. Auf der Rückfahrt richtete der Schlussmann den Blick auch wieder nach vorne: "Wir haben guten Fußball gespielt. Deshalb bin ich für die nächsten Spiele zuversichtlich." Persönliches Ziel: Dass er kein Erdloch suchen muss, um darin zu verschwinden.

Aufrufe: 016.3.2015, 10:00 Uhr
RP / Michael DeutzmannAutor