2024-04-25T08:06:26.759Z

Analyse
Patric Lemmer (vorne) könnte in Rain den abwanderungswilligen Sebastian Kinzel als Sturmspitze ersetzen. Das ist eine Überlegung von Trainer Jürgen Steib, der mit der Vorbereitung auf die neue Saison aber derzeit nicht zufrieden ist.  F.: Szilvia Iszo
Patric Lemmer (vorne) könnte in Rain den abwanderungswilligen Sebastian Kinzel als Sturmspitze ersetzen. Das ist eine Überlegung von Trainer Jürgen Steib, der mit der Vorbereitung auf die neue Saison aber derzeit nicht zufrieden ist. F.: Szilvia Iszo

Bauchschmerzen in der Vorbereitung

Rains Trainer Jürgen Steib hadert kurz vor dem Saisonstart mit dem Verletzungspech - und plant nicht mehr mit Sebastian Kinzel

In wenigen Tagen feiert der TSV Rain eine Premiere: Erstmals starten die Fußballer des 1896 gegründeten Vereins mit dem Gewinn einer Bayernligameisterschaft im Rücken in die neue Saison. Am Freitagabend um 19 Uhr beginnt für den Aufsteiger mit der Partie beim TSV Buchbach seine dritte Spielzeit in der vierthöchsten deutschen Spielklasse, der Regionalliga Bayern. Doch die Vorbereitung verläuft nicht optimal. Trainer Jürgen Steib spricht sogar von „einer mittleren Katastrophe“.

Eigentlich hat Steib einen Kader von 20 Mann zur Verfügung. Zehn bis 15 Prozent fehlen im Normalfall immer, weiß der Coach. „Bei uns sind es gerade aber 25 Prozent.“ Wegen Verletzungen stehen derzeit Konstantin Flassak, Alexander Schneider, David Bauer, Fabian Triebel und Torhüter Sebastian Felleiter nicht zur Verfügung. „Momentan trifft es uns hart. Ich muss am Wochenende mit einigen Spielern aus der Zweiten Mannschaft auffüllen, sonst könnten wir die Vorbereitungsspiele gar nicht bestreiten.“ Rain tritt am heutigen Samstag gegen Amberg und am Sonntag gegen Nördlingen an (siehe eigene Berichte auf dieser Seite). Bislang gab es für dem TSV Testspielpleiten gegen die Bayernligisten Seligenporten (3:4) und Schwabmünchen (2:3), im Rahmen des Erdinger-Meistercups wurden die Rainer Dritter.

Bei den beiden Generalproben für den Ligastart nicht dabei sein wird Sebastian Kinzel, der in der vergangenen Saison 51 Tore zum Titel in der Bayernliga beisteuerte. Der Stürmer trainiert schon seit Längerem nicht mehr beim TSV, auf dem (in dieser Woche gemachten) offiziellen Mannschaftsfoto fehlt er ebenfalls. Nachdem die Angebote aus dem Profibereich offenbar nicht wie gewünscht ausgefallen waren, forciert Kinzel nun einen Wechsel zum Bezirksligaaufsteiger BC Adelzhausen. Kinzel pflegt enge Kontakte zum dortigen Spielertrainer Andreas Brysch, beide spielten einst in Aichach zusammen und sind auch privat sehr gut befreundet. Nach Informationen der Donauwörther Zeitung besucht Kinzel bereits die Übungseinheiten in Adelzhausen. Drei Klassen tiefer könnte er zudem den Fußball besser mit seinem Beruf als Serviceberater in einem Autohaus vereinen.

Die größte Hürde für den Wechsel ist aber die Ablösesumme. Der 27-Jährige hat in Rain einen gültigen Vertrag bis Juni 2016. Dem Vernehmen nach verlangt der TSV einen niedrigen fünfstelligen Betrag, das bisherige Angebot des Bezirksligisten aus Kinzels Heimatlandkreis Aichach-Friedberg soll davon aber weit entfernt sein. Doch selbst wenn dieser Transfer nicht zustande kommt, glaubt Trainer Steib nicht mehr an einen Verbleib des Angreifers in Rain. „Ich muss und werde ohne ihn planen.“

Steib räumt ein, dass das Wechsel-Hickhack um Kinzel auch die Mannschaft „etwas erschlagen“ hat. „Damit hat ja keiner gerechnet.“ Der Coach muss nun einen Weg finden, wie er den Torjäger ersetzen will. Neuzugang Marco Witasek vom VfB Eichstätt „muss noch ranklotzen“, so Steib, der daher momentan nur Patric Lemmer für die klassische Stürmerrolle geeignet sieht. Da Rain in der Regionalliga jedoch deutlich weniger Ballbesitz haben dürfte als noch in der Vorsaison, will Steib das Spiel ohnehin umstellen – und eher auf Konter setzen. „Wir müssen unser Angriffsspiel auf mehrere Schultern verteilen, da jetzt der Knipser fehlt.“

In der kommenden Woche will Steib seine Truppe zudem mental auf das vorbereiten, was sie am Freitag in Buchbach erwartet: eine gestandene Regionalligamannschaft, ein fanatisches Publikum und eine permanent hohe Geräuschkulisse. „Diese Saison ist nicht vergleichbar mit der vorigen. Da gab es zwei Spitzenspiele gegen Pipinsried, jetzt gibt es nur noch Kracher.“ Auftaktgegner Buchbach hat er kürzlich beobachtet. Selbst nach neun Wechseln zur Halbzeit habe er keinen Bruch im Spiel der Oberbayern erkennen können. „Trotz einiger Negativfaktoren freuen wir uns aber auf den Start“, stellt Rains Trainer klar. Wo die Reise in dieser Spielzeit dann hingeht, werde man allerdings erst nach vier oder fünf Wochen wissen. Steib: „Solange herrscht die Phase der Orientierung.“

Wie Rains Sportlicher Leiter Günther Reichherzer mitteilt, ist der Wechsel von Giovanni Goia zum TSV perfekt. Der 24-jährige Mittelfeldspieler kommt vom FC Pipinsried. Außerdem wechselt Defensivakteur Nicolas Ledl (21) an den Lech. Er war zuletzt für den SV Karlshuld in der Bezirksliga – dort war der Ex-Rainer Den Lovric Spieletrainer – aktiv und ist vorwiegend für die zweite Mannschaft des TSV eingeplant.

Aufrufe: 011.7.2015, 08:33 Uhr
Donauwörther Zeitung / Manuel WenzelAutor