2024-04-24T13:20:38.835Z

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Wiedersehen am Sonntag: Bastian Bischoff (links) und der Denzlinger Sebastian Margenfeld | Foto: Patrick Seeger
Wiedersehen am Sonntag: Bastian Bischoff (links) und der Denzlinger Sebastian Margenfeld | Foto: Patrick Seeger

Bastian Bischoff: In Auggen passt alles für den Stürmer

Nach einer Profikarriere mit Hindernissen hat der athletische Angreifer beim Verbandsligisten FC Auggen sein Glück gefunden

Einst spielte Bastian Bischoff in der dritten Liga. Nun ist der athletische Angreifer in der Verbandsliga beim FC Auggen gelandet.
"Zeit? Ein paar Minuten kann ich mir schon nehmen." Bastian Bischoff ist gerade bei der Arbeit, als er von dem Anruf überrascht wird. Der 31-jährige Angreifer des FC Auggen absolviert derzeit eine zweijährige Ausbildung zum Steinmetz und Bildhauer im Betrieb seines Schwiegervaters. Ein neues Standbein baut sich Bischoff damit auf, drückt nun auch in der Berufsschule wieder die Schulbank. Dabei standen die Anzeichen einst gar nicht schlecht, dass es bei ihm mit einer Profikarriere klappen könnte.

Auf 15 Drittligaspiele für die Spvgg. Unterhaching kann der Auggener Routinier zurückblicken, zwei Treffer listet die Statistik für ihn in dieser Zeit auf. Doch der ganz große Durchbruch im Profifußball blieb ihm wegen einer Verletzung versagt. Ein Schienbeinbruch samt eines Kompartmentsyndroms (Schäden an den Blutgefäßen, Muskeln und Nerven im Unterschenkel) machten ihm einen Strich durch die Rechnung. 14 Monate pausierte Bischoff damals (2008), denn der Knochen wuchs nicht richtig zusammen. „Damit war die Karriere beendet“, berichtet er äußerst offen über diese schwierige Phase. „Es ist zu diesem Zeitpunkt stetig nach oben bei mir gegangen, aber ich habe es schnell akzeptiert und mich nach neuen Möglichkeiten umgeschaut.“ So absolvierte Bischoff ein duales Studium für Betriebswirtschaftslehre.

Die Verletzung ist nicht der einzige Tiefpunkt seiner fußballerischen Karriere. In der Saison 2011/12 erhielt der in Diensten des Oberligisten SSV Reutlingen stehende Bischoff eine Rotsperre von zwölf Spielen vom württembergischen Verband aufgebrummt. „Beim DFB wären es vielleicht zwei bis drei Spiele geworden“, ist er überzeugt. Bischoff war damals rüde gefoult worden, setzte zum Ellenbogenschlag an, traf seinen Gegenspieler aber nicht. Ist der Angreifer etwa ein Bad Boy? Keineswegs. Nur lobende Worte hört man von Mitspielern und Verantwortlichen beim FC Auggen über den Neuzugang.

Seine Schwäche? „Ich brauche zu viele Chancen für ein Tor.“

„Er ist ein super Kicker und ein noch besserer Typ. Basti passt perfekt zu uns“, lobt ihn sein Mitspieler Christian Ophoven. Dass sich Bischoff pudelwohl fühlt bei den Markgräflern, bestätigt er sofort: „Die Mannschaft hat es mir unheimlich leicht gemacht, mich einzugewöhnen.“ Der Liebe wegen zog es den klassischen Mittelstürmer in das Weindorf, in dem er demnächst bauen will. „Und was gibt es Besseres als das Vereinsleben, um sich in einem Ort zu integrieren.“ Zudem ist der Angreifer eine optimale Verstärkung für die Mannschaft, avancierte sofort zum Stammspieler, erzielte in 18 Partien für den Verbandsligisten neun Tore.

Dabei ist er keiner, der sich aufgrund seiner Vergangenheit in den Vordergrund drängt. „Bastian ist ein kämpferisches Vorbild, stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft“, beschreibt ihn der sportliche Leiter Björn Giesel. Dabei helfen ihm sein athletischer Körperbau, die enorme Erfahrung und sein gutes Kopfballspiel. Bischoff sieht sich selbst auch nicht in der Rolle der Führungspersönlichkeit. „Da gibt es andere wie Sebastian Wettengel, die schon ewig beim FC Auggen sind. Er ist schon eine andere Institution.“ Der 31-Jährige besitzt auch Schwächen, wie er selbst von sich aus im Gespräch erwähnt. "Ich brauche zu viele Chancen für meine Tore, da könnte ich noch zulegen“, gibt er sich selbstkritisch.

Wie ist das eigentlich als Ex-Profi nun wieder bei den Amateuren? Werden Bischoff da von seinen Mitspielern Löcher in den Bauch gefragt? „Eigentlich kaum. Wenn kommt die Frage, wie man damals gefeiert hat.“ Dabei unterschied sich die Zeit schon extrem von seinem jetzigen Tagesablauf. „Als Profi hast du jede Menge Freizeit, trainierst einmal am Tag. Dafür lastet ein unheimlicher Druck auf dir.“

Nun wartet jeden Tag in seinem Beruf harte körperliche Arbeit auf ihn, zum abendlichen Training ist es nur ein Katzensprung. Sein Leben hat sich mittlerweile eh radikal geändert. Der sieben Monate alte Sohn ist nun sein Lebensmittelpunkt, um ihn dreht sich alles.

Dennoch denkt Bischoff gerne an vergangene Tage zurück. Da ist beispielsweise der 4:3-Sieg mit den Stuttgarter Kickers über den Hamburger SV in der ersten Runde des DFB-Pokals in der Verlängerung (2006/07), „Das war ein unheimlich tolles Erlebnis.“

Für ihn steht jetzt erstmal das Rückspiel gegen den FC Denzlingen im Fokus. „Ich will nicht zweimal gegen dasselbe Team in einer Saison verlieren“, sagt er und verabschiedet sich. Bischoff muss wieder an die Arbeit.
Aufrufe: 01.12.2016, 22:00 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor