2024-04-16T09:15:35.043Z

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Miriam Kuczynski vom TSV Eintracht Immenbeck testet ihre frühere Mitspielerin, O/O-Torhüterin Milena Bargsten. Die blieb beim 3:0-Sieg aber fehlerfrei. Foto Wertgen
Miriam Kuczynski vom TSV Eintracht Immenbeck testet ihre frühere Mitspielerin, O/O-Torhüterin Milena Bargsten. Die blieb beim 3:0-Sieg aber fehlerfrei. Foto Wertgen

Bargsten: Draacks letztes Puzzlestück

FC Oste/Oldendorf träumt mit neuer Torhüterin vom großen Wurf

Immer mehr Spannung im Meisterschaftskampf: Gleich vier punktgleiche Mannschaften trennt an der Spitze der Fußball-Landesliga der Frauen nur die Tordifferenz. Aus dem Landkreis Stade mischen der verletzungsgeplagte Herbstmeister TuS Harsefeld und der FC Oste/Oldendorf als neuer Tabellenführer mit. Auf dem Weg an die Spitze gab es für O/O-Torhüterin Milena Bargsten ein ganz besonderes Wiedersehen – mit einem 3:0-Sieg.

Für niemanden war das Duell zwischen Eintracht Immenbeck und Oste/Oldendorf wohl so emotional wie für Milena Bargsten. Fast ein Jahrzehnt stand sie für Immenbeck zwischen den Pfosten. Im Sommer, als feststand, dass Immenbeck aus der Regionalliga in die Landesliga zurückfällt, sagte Bargsten offen, dass sie im Winter eventuell eine neue Herausforderung suchen wird. Und genauso kam es: Der Wunsch nach einer Veränderung reifte in ihr heran, sie kontaktierte O/O-Trainer Stefan Draack, ließ sich das Konzept vorstellen, machte ein Probetraining, war überzeugt und schloss sich dem FC an, der sich innerhalb weniger Jahre einen Namen im Frauenfußball gemacht hatte.
Der FC hatte nie ein Torwartproblem, aber auch nie eine gelernte Torhüterin – erst recht nicht mit Regionalliga-Erfahrung. Bargsten ist nun das letzte Puzzlestück in einer homogenen Mannschaft. Sie agiert lautstark von hinten, stellt ihre Vorderleute, strahlt Ruhe aus. Die Möglichkeit, ihre Flugkünste unter Beweis zu stellen hatte sie bisher nicht – auch nicht gegen ihre alten Kolleginnen. Nur ein Flatterball von Miriam Kuczynski klatscht an die Latte. Ansonsten wird Bargsten im Regen stehen gelassen. „Das kalt-nasse Wetter stört mich nicht. Man ist innerlich so angespannt und muss immer anspielbereit sein, da wird einem nicht kalt“, sagt die 27-Jährige cool.
Ihre Gegenüber darf sich über fehlende Beschäftigung dagegen nicht beschweren. Susanne Bartels hechtet in die Ecken und läuft aufmerksam die gefürchteten Bälle in die Tiefe ab. Die 36-Jährige ist aus der Kreisklasse zurück in die erste Mannschaft gestoßen und ein adäquater Ersatz. Vor ihr führte Maleen Gerkens die talentierten Jungspunde Alexandra Fethke (16), Fiorina Thien (17) und Anne Haepp (17). Nachdem die Abstiegssorgen (die Eintracht hat nach dem Rückzug von Düring ein Polster von zwölf Punkten) abgestreift wurden, nutzt Trainer Ron Lindenau die Gelegenheit, um taktische Maßnahmen auszuprobieren – und die fruchten. Oste/Oldendorf fällt gegen die kompakte Defensive nicht viel ein.
Es sind letztendlich Standards, die O/O an die Spitze bringen. „Wir sind nicht mehr so berechenbar wie im letzten Jahr“, freut sich Draack über neue Vielseitigkeit. Die Mannschaft wächst nicht nur immer mehr zusammen, sie ist quantitativ und qualitativ stärker. Angeschlagene Leistungsträger können beruhigt geschont werden. Mit Lena Balck wirbelt dafür eine 16-Jährige beeindruckend unbekümmert über die rechte Seite. „Der Konkurrenzkampf ist groß, jeder will spielen“, so Draack, der das ominöse M-Wort offen in den Mund nimmt. „Wir sind von der Qualität so weit, dass wir sagen können: Wir wollen dieses Jahr Meister werden!“
Ob O/O im Erfolgsfall auch für die starke Oberliga melden würde, steht noch nicht fest. „Der Respekt vor der Klasse ist sicher nicht so groß wie die Neugierde“, erklärt Draack. Dennoch müssten die Spielerinnen abwägen, wie in der zeitfressenden Liga andere Prioritäten wie die Familie (Frauke Krause) oder die Faustball-Nationalmannschaft (Jana Rapp) unter einen Hut zu bekommen wären. Eine klare Meinung hat Draacks ehrgeiziger Neuzugang: „Die Mannschaft hat das Zeug für die Oberliga und der Sonntag ist sowieso für Fußball verplant“, findet Bargsten. Ohnehin sei es erst einmal ein Ausloten der Rahmenbedingungen, so Draack. Zunächst müsse die Herausforderung in einem Titelkampf, der keine Aussetzer verzeiht, gemeistert werden.
Ein weiterer Erfolgsfaktor: Oste/Oldendorf ist bisher frei von großen Verletzungssorgen. Davon kann Andreas Mühlenbruch derzeit nur träumen. Der Trainer von Herbstmeister TuS Harsefeld schickte gegen Anderlingen/Byhusen erneut sein allerletztes Aufgebot auf den Platz. „Es tut weh, verletzte Spielerinnen nicht auswechseln zu können“, so Mühlenbruch mit Blick auf eine mit Invaliden bestückte Auswechselbank. Der TuS will sich dennoch nicht aus der Spitzengruppe verabschieden, kämpft, holt gegen einen direkten Konkurrenten einen Punkt (3:3) und humpelt in die Osterferien. „In 14 Tagen sieht die Welt dann wieder ganz anders aus“, so Mühlenbruch.

Aufrufe: 031.3.2015, 16:02 Uhr
Lars WertgenAutor