2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Ausgelassene Stimmung, fröhliches Miteinander: Die Sportler versammeln sich zum Gruppenfoto. F.: Seid
Ausgelassene Stimmung, fröhliches Miteinander: Die Sportler versammeln sich zum Gruppenfoto. F.: Seid

Ballzauber gegen Rassismus

Interkulturelles Fußballturnier in der Sporthalle der Oberschule Sachsendorf

Unter dem Motto "Teamplay gegen Rassismus" hat am Wochenende ein ganz besonderes Turnier in Sachsendorf stattgefunden. Gemeinsam setzten Sportler, Veranstalter und Zuschauer ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit.
Halley Ken gibt alles auf dem Spielfeld. Voller Ehrgeiz jagt er dem runden Leder hinterher. Als er es ergattert, lässt er seinen Gegner mit einer eleganten Finte stehen. Ein geschickter Pass zum Mitspieler, Schuss und Tor. Der junge Ballkünstler stammt aus Kenia. Seit fast einem Jahr ist der Flüchtling in Sachsendorf. Mit seinem Team kämpft er um den Sieg bei einem ganz besonderen Fußballturnier.

Teamplay gegen Rassismus - Fußball zum Kennenlernen, haben die Macher die Veranstaltung genannt. Sozialarbeiter Jakob Wolfrum organisierte es mit dem Cottbuser Flüchtlingsverein und der Gruppe Ziel und Kurs Cottbus. 16 Mannschaften stehen auf dem Spielplan. Viele sind aus Cottbus, aber auch Forst, Spremberg, Senftenberg und Uebigau nehmen teil. Selbst Berliner Sportler sind da.

"Uns war es wichtig, viele unterschiedliche Menschen zusammenzubringen", sagt Wolfrum. Das hat er geschafft: Farbenfroh geht es in der Halle zu. Die Ballstafetten werden von rhythmischen Trommelklängen begleitet. Junge Menschen tanzen ausgelassen am Spielfeldrand und stimmen Sprechchöre gegen Fremdenfeindlichkeit an.

Monica Ooro spielt im buntesten Team. Die Fußballer des Flüchtlingsvereins Cottbus sind Ausländer und Deutsche, Jüngere und Ältere, Mädchen und Jungen. Ein Sinnbild für eine offene Gesellschaft, so wie sie sich alle in der Halle wünschen. Auch Monica Ooro ist aus Kenia. Ihr sonniges Gemüt hat sie mitgebracht. Statt sich über Anfeindungen und Abendspaziergänger Gedanken zu machen, erinnert sie lieber an Cottbuser, die ihr geholfen haben. "Ich begegne vielen Menschen, die mich unterstützen", sagt sie und zählt eine lange Liste von Freunden und Helfern auf. Dank ihnen kann sie mittlerweile eine Ausbildung zur Erzieherin absolvieren. Trotz der Stimmungsmache durch Pegida fühlt sie sich in Deutschland wohl.

Jakob Wolfrum ist da schon besorgter, wenn er an die nächsten Wochen in Cottbus denkt. Deshalb hat das Turnier auch eine politische Dimension. Die Menschen sollen für die bevorstehende Demo der Cogida sensibilisiert werden, sagt Wolfrum. Der Cottbuser Ableger der islamkritischen Pegida-Bewegung hat jetzt seinen ersten Spaziergang geplant. Und bis zum Neonazi-Aufmarsch am 15. Februar sind es nur noch zwei Wochen. Über die Hallen-Lautsprecher wird für die Gegenveranstaltung - Cottbus bekennt Farbe - geworben und rechtes Gedankengut verurteilt.

Auch ohne Islamkritiker und Nazis haben es Flüchtlinge schwer. Selbst eine schöne Nebensache wie Fußball ist für Halley Ken keine Selbstverständlichkeit. Manchmal träumt er von der großen Sportlerkarriere. Aber bereits der erste Schritt dazu ist nicht möglich. Zwar trainiert er in Vereinen mit, aber Pflichtspiele darf er nicht bestreiten. Weil sein Bleiberecht begrenzt ist, beantragt kein Sportverein eine Spieler-Lizenz für ihn.

Ärgerlich für den fußballvernarrten Kenianer. Da kommt das Turnier gerade recht, um sich im Wettbewerb zu messen. In der Oberschule reicht es zum dritten Platz. Im Halbfinale muss sich sein Team dem Turniersieger aus Uebigau geschlagen geben.
Aufrufe: 02.2.2015, 12:27 Uhr
SeidAutor